Baustelle Schwimmbad:Für Jahre auf dem Trockenen

Pullach, Freizeitbad, Hallenbad und Freibad

Das Freizeitbad ist seit längerem schon ein Sanierungsfall.

(Foto: Angelika Bardehle)

Fast drei Jahre könnten die Pullacher gezwungen sein, auf ihre Einrichtung zu verzichten. Mit Entsetzen nimmt der Gemeinderat zur Kenntnis, dass dessen Neubau bei langem Vorlauf von 2026 bis 2028 dauern soll.

Von Michael Morosow, Pullach

Schon einmal hatte sich im Zusammenhang mit den Pullacher Plänen für ein neues Schwimmbad Entsetzen im Gemeinderat breitgemacht. Im Mai dieses Jahres war dies der Fall, nachdem das Gremium von der verheerenden Expertise eines Brandschutzexperten erfahren hatte, die keinen Zweifel daran zuließ, dass das alte Bad gefährlich marode ist und selbst nach einer Ertüchtigung des Brandschutzes nicht mehr lange wird bestehen können.

In der jüngsten Sitzung war nun wiederum die Aufregung groß, und dazu reichte ein roter Balken am unteren Ende eines Terminplanes für den geplanten Schwimmbadneubau, den Monika Beltinger, Geschäftsführende Gesellschafterin der Lars consult GmbH, an die Wand warf.

Der Balken zeigt die Dauer der Bauzeit, die demnach zum Jahresbeginn 2026 beginnen und im Herbst 2028 enden soll. Knapp drei Jahre also würden Vereine, Schulen und Freizeitschwimmer in Pullach auf dem Trockenen sitzen, mindestens. Denn dass das alte, notdürftig geflickte Freizeitbad bis Ende 2025 in Betrieb wird sein können, das bezweifeln viele.

Die Beauftragung eines Planungsteams und die Beschlussfassung über weitere Planungsschritte wurde schließlich auf die Dezembersitzung verschoben. Dann wird wohl auch über den Antrag der CSU-Fraktion entschieden, wonach für die Übergangszeit ein Schwimmbecken auf der Liegewiese gebaut werden soll, was die Gemeinde vier Millionen Euro kosten würde. Ihre Fraktion sei auch geschockt gewesen, sagte Christine Eisenmann (CSU), beim ursprüngliche Beschluss sei von sieben Jahren Planungs- und Bauzeit ausgegangen worden, "jetzt sind es acht Jahre." Am Tag X, wenn abgerissen werde, dann sollte ihrer Meinung nach das Provisorium stehen.

Applaus für die Forderung nach kurzer Bauzeit

Man habe bereits größte Bedenken gehabt das alte Bad wieder zu öffnen. Ihm fehle jede Fantasie, dass es bis Ende 2025 in Betrieb bleiben könne, sagte Andreas Most von der Fraktion Pullach plus. Er sei entsetzt über die lange Bauzeit, "der Zeitraum muss verkürzt werden", forderte Most, worauf mehrere Mitglieder des Gremiums applaudierten. Ins gleiche Horn stieß Cornelia Zechmeister (WIP), die sich darüber überrascht zeigte, dass das Thema an diesem Abend überhaupt auf der Tagesordnung stand, denn die Arbeitsgruppe Schwimmbad des Gemeinderates, der sie angehört, sei noch mitten in der Arbeit. Die Mitglieder dieser mit Gremiumsmitgliedern besetzten Arbeitsgruppe wollen sich noch einmal mit den Verantwortlichen des Freisinger Freizeitbades "Fresch" zusammensetzen, denn das im Mai 2019 eröffnete Freisinger Bad könnte eine Blaupause für die Pullacher sein. Und was Andreas Most am meisten am "Fresch" gefällt, das sei die relativ kurze Bauzeit für das Freisinger Bad - bei doppelter Größe. Alexander Frederking, Betriebsleiter des "Fresch", sagte der SZ, die reine Bauzeit des Bades habe sich von April 2016 bis März 2019 erstreckt, also über knapp drei Jahre.

"Mir war klar, dass der Plan heute nicht gefallen wird", sagte Monika Beltinger von der Lars consult GmbH. Sie appellierte an den Realitätssinn bei den Planungshorizonten. Dargestellt habe sie den Normalfall, sagte sie und erklärte, dass es wohl möglich wäre, die Planungsphase ein wenig zu verkürzen, was sie selbstverständlich versuchen werde, aber es sei nicht so, "dass mehrere Jahre Puffer drin sind". Reinhard Vennekold (WIP) beantragte schließlich einen zehnminütigen Ausschluss der Öffentlichkeit, um sich intern noch einmal besprechen zu können.

Nach einer knappen halben Stunde verkündete Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) das Ergebnis der Gespräche: Die Schwimmbadgruppe soll nun bis 30. November ein konkretes Konzept erstellen. In der Dezembersitzung sollen dann die externen Planungsbeteiligten beauftragt werden. Der Beschluss wurde mit 17 zu einer Stimme gefasst. Dagegen gestimmt hat Holger Ptacek (SPD). Er finde es absurd und schizophren, wenn der anstehende Beschluss wegen möglicher Beschleunigung vertagt werde.

In einer früheren Fassung hieß es irrtümlich, die Bauzeit des Freisinger Bades "Fresch" habe 15 Monate betragen.

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