Süddeutsche Zeitung

Rettungskräfte:Jugend muss an die Spritze

Die Feuerwehr Garching intensiviert nach einer pandemiebedingten Pause wieder ihre Nachwuchsausbildung.

Von Lukas Koperek, Garching

Am 31. Januar ist es wieder soweit: Die Freiwillige Feuerwehr Garching startet mit einer neuen Jugendgruppe. Mindestens drei Jahre lang werden die Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren auf den Einsatzdienst vorbereitet, sowohl mit praktischem Unterricht als auch durch theoretische Einheiten zu den Themen Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung und Fahrzeugkunde. Obwohl 2022 eine neue Gruppe gegründet wird, ist es in gewisser Hinsicht auch ein Comeback: "Normalerweise starten wir alle zwei Jahre mit einer Jugendgruppe", sagt Thomas Hegering, Jugendwart und Ausbilder, "aber aufgrund der letztes Jahr noch sehr unklaren Corona-Lage haben wir 2021 keine Jugendgruppe gegründet."

Zum ersten Mal seit der Etablierung der Jugendausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr Garching im Jahr 1985 ist die Bildung der Gruppe ausgefallen. Umso dringender ist das Anliegen des 46-Jährigen, die Ausbildung der jungen Leute wieder aufzunehmen. "Eine Jugendgruppe kann man nicht nur online ausbilden. Es gibt zu viele praktische Fähigkeiten zu erlernen", so Hegering. Deshalb setze man bei der Feuerwehr dieses Jahr alles daran, Gesundheitsschutz und Ausbildung unter einen Hut zu bekommen. "Man muss mit dem Material 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche klarkommen. Auch wenn man nachts aus dem Bett geschmissen wird." Der Garchinger betont die Wichtigkeit der Jugendausbildung für den späteren Einsatz: "Der Schwerpunkt der aktiven Mannschaft besteht aus der eigenen Jugend."

Man lernt seine Grenzen kennen

Thomas Hegering selbst ist nicht nur Ausbilder, sondern auch ein Pionier des Programms. Als Absolvent der zweiten von bislang 18 Jugendgruppen der Freiwilligen Feuerwehr Garching kann er auf über 30 Jahre Feuerwehrdienst zurückblicken. Daher weiß er nur zu gut, dass einem im Einsatz die unterschiedlichsten Situationen begegnen können: "Wenn der Piepser geht, wissen wir nie, was uns erwartet. Und oft sind die Alarmierungen komplett anders als das, was wir vorfinden." Eine gründliche Vorbereitung auf den Einsatz ist also das A und O bei der Feuerwehr.

So anspruchsvoll die Ausbildung aber auch sein mag - der Jugendwart betont, dass freizeitliche Aktivitäten gerade für die Jugendgruppen nicht zu kurz kommen sollen: Grillabende, Radtouren und Hüttenwochenenden gehören genauso dazu wie der Praxis- und Theorieunterricht. Und auch wenn ein Interesse an Technik, ein Sinn für Kameradschaft und soziales und ehrenamtliches Engagement wünschenswerte Voraussetzungen sind, gibt es keine Vorab-Eignungsprüfung bei der Jugendgruppe. "Die Ausbildung ist eine großartige Möglichkeit, seine eigenen Grenzen kennenzulernen", sagt Hegering. "Wenn jemand merkt, dass er auf der Leiter Höhenangst bekommt, dann wird derjenige eben woanders eingesetzt. Es gibt so viele verschiedene Tätigkeiten. Wir können jeden gebrauchen."

Einzelkämpfer haben bei der Freiwilligen Feuerwehr allerdings nichts verloren. "Wir müssen uns blind aufeinander verlassen können", sagt Thomas Hegering. Denn: "Feuerwehr geht nur als Team."

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