Fachoberschulen werden offenbar immer beliebter, auch im Landkreis München. Doch solange der Schulcampus mit Realschule und FOS in Deisenhofen nicht fertiggestellt ist, zieht es viele Schülerinnen und Schüler aus dem Münchner Umland nach Holzkirchen im südlich gelegenen Nachbarlandkreis.
Dort stöhnt man zunehmend über die steigende Zahl an Anmeldungen und beabsichtigt daher zu bereits bestehenden Containern zusätzlich solche für provisorische Unterrichtsräume aufzustellen. Zahlen soll die der Landkreis München. Doch Landrat Christoph Göbel (CSU) will nicht so viel Geld ausgeben. Zumal sein Kreis ja schon die ersten vier Container finanziert hat und er zudem Gastschulbeiträge – im vergangenen Schuljahr immerhin fast 380 000 Euro – an den Landkreis Miesbach überweisen muss. Göbel hat einen anderen Plan.
Womöglich ist es nicht nur die Nähe zu den Wohnorten im südlichen Landkreis München, die die FOS in Holzkirchen so attraktiv für Schülerinnen und Schüler macht, die nach ihrem Realschulabschluss weiter zur Schule gehen wollen. Vor allem die Ausbildungsrichtung „Internationale Wirtschaft“ boomt, den die Schule neben Sozialwesen, Technik sowie Wirtschaft und Verwaltung anbietet. In den vergangenen fünf Jahren sind die Schülerzahlen in Holzkirchen jedenfalls laut dem Ministerialbeauftragten Marko Hunger um mehr als 20 Prozent gestiegen. Fast die Hälfte der zusätzlichen Schülerinnen und Schüler kommt aus dem Landkreis München. Aktuell sind das insgesamt 500.
Ministerialbeauftragter Hunger war nun ins Münchner Landratsamt gereist, um den Mitgliedern des Ausschusses für Bauen und Schule klarzumachen: Da müsst ihr wohl für die Container zahlen. Denn jeder könne selbst entscheiden, auf welche Schule er gehen möchte. Für die Ausbildungsrichtung „Internationale Wirtschaft“ gebe es zwar noch in der Stadt München die FOS/BOS Wirtschaft sowie die FOS West. Doch seien beide Schulen sehr weit weg: knapp 28 Kilometer die eine und gar 36 Kilometer die andere. Fahrzeit: 40 bis 70 Minuten. Über diese Berechnung konnte sich der Landrat nur wundern. Man könne das doch nicht von Holzkirchen aus messen, sondern vom Wohnort der Schüler aus, sagte er. Und von dort sei München nicht weit weg. Womit Göbel wohl recht hat – das Problem der vielen Anmeldungen in Holzkirchen aber nicht gelöst war.
Der Idee, die zusätzlich benötigten Container bereits am neuen Schulstandort in Oberhaching aufzustellen, quasi als Holzkirchner Außenstelle, erteilte Hunger eine klare Absage. Dort fehle die Infrastruktur für Verwaltung, Lehrerzimmer und Fachräume. Die Lehrer müssten zwischen Holzkirchen und Oberhaching pendeln, was die Organisation von Vertretungsstunden schwierig machen würde und Einschränkungen im Stundenplan zur Folge hätte. Auch den eingeschränkten Kontakt zur Schulfamilie führte der Ministerialbeauftragte als problematisch an.
Das leuchtete dem Landrat ein. Aber wie wäre es denn, fragte er, wenn die FOS in Deisenhofen einfach früher startet, und zwar entweder in Containern oder in einem vorübergehend zur Verfügung stehenden Gebäude? Immerhin würde man sich so die Gastschulbeiträge sparen und die Holzkirchner wären entlastet. Einziges Problem dabei: Die Ausbildungsrichtung für die FOS in Deisenhofen ist noch nicht festgelegt.
Der Gast aus dem Ministerium konnte sich diese Lösung durchaus vorstellen. Nur dem flotten Zeitplan, den der Landrat sich überlegt hatte, um bereits in diesem September in Oberhaching zu starten, erteilte er eine Absage. Allerdings sagte er zu, im Schuljahr 2025/26 die FOS dort schon in einem provisorischen Gebäude in Betrieb zu nehmen. Voraussetzung: Bis Februar muss eine Entscheidung über die Ausbildungsrichtung fallen und ein Jahr lang muss die Schulfamilie in Holzkirchen noch mal zusammenrücken – ohne neue Container.