Der Forschungsreaktor München (FRM II) bei Garching kann umgerüstet und künftig mit niedrig angereichertem Uran betrieben werden. Der am Freitagnachmittag vom bayerischen Wissenschaftsministerium bekanntgegebenen Entscheidung sind Forschungen der Technischen Universität (TU) München vorausgegangen, wonach die Neutronenquelle mit einem Brennstoff mit einer Anreicherung unter 20 Prozent des spaltbaren Urans 235 betrieben werden kann, wie es in einer Pressemitteilung aus dem Ministerium heißt. In einem nächsten Schritt wird das Genehmigungsverfahren für den neuen Brennstoff eingeleitet.
Der Reaktor werde künftig bei gleicher Leistung wie bisher mit dem fortschrittlichsten niedrig angereicherten Brennstoff betrieben. Damit könne die für viele Zukunftsfelder elementare Neutronenforschung am Wissenschaftsstandort Bayern gesichert werden und man investiere in die Weiterentwicklung der Brennstoffe, teilt Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) mit. TU-Präsident Thomas Hofmann begrüßt die Entscheidung: "Der Forschungsreaktor ist ein alternativloses Werkzeug für die Wissenschaft. Mit den dort erzeugten Neutronen können zum Beispiel Batterien oder die Werkstoffe für Hochleistungs-Gasturbinen zerstörungsfrei untersucht werden." Auch für die Herstellung von Krebsmedikamenten werde die Anlage genutzt, sie sei ebenso an der Erforschung von mRNA-Impfstoffen beteiligt.
Der Garchinger Forschungsreaktor steht seit einer Panne im Jahr 2020 still und soll aller Voraussicht nach 2024 wieder angefahren werden. Umweltschützer und Kernkraftgegner fordern immer wieder die endgültige Abschaltung des Reaktors.
In einer früheren Fassung war fälschlich vom Wirtschafts- statt vom Wissenschaftsministerium die Rede. Auch erfolgt die Umstellung auf niedrig angereichertes Uran nicht bereits 2024, wenn der Reaktor wieder hochgefahren werden soll. Das Genehmigungsverfahren für ein neues Brennelement wird laut TU erst 2025 eingeleitet. Der Garchinger Reaktor ist nach dem Atomausstieg auch nicht die letzte Anlage in Deutschland, in Mainz läuft noch der Triga-Forschungsreaktor.