Ein Blackout, eine Extremwetterlage - es gibt einige Ursachen dafür, dass die Versorgung mit Wasser von einer Sekunde auf die andere gekappt werden könnte, zumal sie immer mehr auch von einer funktionierenden IT abhängt. Gerade Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens sind besonders darauf angewiesen, dass die Flüssigkeit stets zur Verfügung steht. Schließlich können ihre geschwächten Patienten in einer Krise nicht einfach zu einem Notbrunnen gehen. Wie im Notfall Krankenhäuser und andere Einrichtungen wie Dialysezentren oder Pflegeheime noch sicherer mit Wasser versorgt werden können, daran forschen nun Wissenschaftler. Christian Schaum und Steffen Krause, beide Professoren für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik von der Bundeswehruniversität in Neubiberg, koordinieren das Verbundprojekt "Nowater" aus mehreren Partnern.
Noch steht das Vorhaben ziemlich recht am Anfang, Startschuss war im Mai. Zunächst haben die Forscher die Mindestanforderungen an Prozesse festzulegen, die für die Wasserversorgung relevant sind, wie Krause erläutert. Zudem stehen diverse Analysen an. Eine Situationsanalyse beispielsweise soll einen Überblick darüber verschaffen, wie die Krankenhäuser derzeit in Sachen Wasserversorgung für den Notfall vorsorgen. Außerdem sollen Organisationskonzepte für den Ernstfall erstellt und in einem zweiten Schritt technische Lösungsansätze erarbeitet werden. Unter anderem soll betrachtet werden, wie auch im Krisenfall die Entsorgung des Abwassers funktioniert. Ein zentraler Punkt wird sein, wie die Versorgung mit Trinkwasser sichergestellt werden kann. Dazu soll ein Demonstrator gebaut werden. Dahinter steckt die Idee, im Notfall verschiedene Tankwagen mit einer Ultrafiltrationsanlage zu kombinieren. "Wir wollen untersuchen, welche Anforderungen entstehen", sagt Elena Joel, Doktorandin und Projektmitglied.
Schaum skizziert dabei die Herausforderungen. Die Transportbehälter müssen so konzipiert werden, dass das Wasser nicht verkeimt. "Außerdem müssen sie jederzeit einsatzbereit sein", sagt der Professor. Ziel des Projekts ist überdies die Erstellung eines praxisnahen Leitfadens, der "einer breiten Fachwelt" zur Verfügung stehen soll, wie Schaum sagt. Er soll den gesamten Bereich des Risiko- und Krisenmanagements was Wasserver- und -entsorgung angeht, umfassen.
Außer der Universität in Neubiberg sind an dem Projekt unter anderem die Technische Hochschule Köln, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und die Agaplesion Frankfurter Diakonie Kliniken gemeinnützige GmbH beteiligt. Letztere ist laut Schaum breit aufgestellt, zu ihr gehören Kliniken genauso wie Pflegeeinrichtungen. Außerdem wird das Projekt von sieben assoziierten Partnern unterstützt, darunter vor allem Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich und kommunale Unternehmen im Bereich der Wasserver- und -entsorgung.
Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,37 Millionen Euro gefördert. Im kommenden Frühjahr soll der Demonstrator zu sehen sein, wie Schaum sagt. Das Team an der Bundeswehruniversität wird mit einer weiteren Doktorandin, Natalie Wick, Anfang kommenden Jahres noch verstärkt werden.