Forschung:Bahnbrechende Erkenntnisse in der Kaffeeküche

Forschung: Der Garchinger Campus wächst: Zweiter Bürgermeister Alfons Kraft, Forschungs-Staatssekretär Thomas Rachel, Bauministerin Ilse Aigner und TU-Präsident Wolfgang Herrmann beim Richtfest für das Proteinforschungszentrum.

Der Garchinger Campus wächst: Zweiter Bürgermeister Alfons Kraft, Forschungs-Staatssekretär Thomas Rachel, Bauministerin Ilse Aigner und TU-Präsident Wolfgang Herrmann beim Richtfest für das Proteinforschungszentrum.

(Foto: Claus Schunk)

Am neuen Protein-Forschungszentrum der TU am Garchinger Campus sollen hundert Wissenschaftler von Ende 2019 an innovative Ideen entwickeln

Von Gudrun Passarge, Garching

Was Kaffeetrinken mit Spitzenforschung zu tun hat? Sehr viel, folgt man den Gedankengängen von Stephan Sieber. Der Chemieprofessor und künftige stellvertretender Direktor des Protein-Forschungszentrums der TU am Garchinger Campus, betont gerne den Geist des neuesten Projekts, das sich Land und Bund jeweils 20 Millionen Euro kosten lassen. Wissenschaftler der Fakultäten Chemie und Physik sowie Bio-Ingenieure werden in dem Zentrum gemeinsam im internationalen Spitzenbereich forschen und neue Wege beschreiten. Das zeigt sich auch bei der räumlichen Aufteilung, etwa in gemeinsamen Kaffeeküchen und Aufenthaltsräumen, die ein nach außen sichtbares Zeichen eines neuen Forschungsansatzes am Campus sind.

Beim Richtfest des Gebäudes überboten sich die Redner mit Superlativen. Bauministerin Ilse Aigner (CSU) etwa sprach von einem "echten Leuchtturm", einem "Meilenstein" und sagte an den TU-Präsidenten Wolfgang Herrmann gewandt: "Ihr seid's uns lieb und teuer." Damit verwies sie auf die vielen anderen Baustellen am Campus, wie etwa die Mensa oder die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik.

Garchings Zweiter Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching), sprach deshalb auch von der "größten Baustelle im Landkreis". Wobei Aigner darauf verwies, dass beim Protein-Forschungszentrum - offiziell heißt es "Center for Functional Protein Assemblies (CPA)" besonders auf Umwelt- und Ressourcenschutz geachtet wurde. So gibt es Wärmerückgewinnungsanlagen und eine hochgedämmte Gebäudehülle, womit das neue Zentrum die Vorgaben der Energie-Einsparungsverordnung sogar übertrifft.

Es werden noch einige Baustellen folgen

Insgesamt wird eine Gruppe von etwa 100 Menschen auf 4200 Quadratmetern innovative Forschungsansätze entwickeln. Aigner kündigte an, das Gebäude soll Ende 2019 bezugsfertig sein, bisher liegt es nach Aussage des Leiters des staatlichen Bauamts 2, Eugen Bauer, voll im Zeitplan.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundes-Forschungsministerium, Thomas Rachel, nahm den Ball der früheren bayerischen Wissenschaftsministerin Aigner auf, die berichtet hatte, wie sie gemeinsam mit Rachel das Ziel formuliert habe, zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts für die Wissenschaft auszugeben. Das sei mittlerweile gelungen. Rachel betonte die Exzellenzerfolge der TU, die gerade wieder fünf Anträge im Rennen um Fördergelder habe. Nur wenn man die besten Köpfe finde und ihnen möglichst optimale Bedingungen zum Forschen bereitstelle, könne man im internationalen Vergleich mithalten.

Rachels Vorstellungen zum CPA sind eindeutig: "Wir erwarten natürlich von Ihnen, dass Sie bahnbrechende Erkenntnisse bringen." Erkenntnisse, die den Menschen weiterhelfen sollen, die bessere und schnellere Diagnosen ermöglichten, "Infektionen bekämpfen, Schmerzen lindern und das Krebswachstum hemmen können". Und das alles mit Grundlagenforschung zu Proteinen, von denen der künftige Direktor des CPA, der Physikprofessor Andreas Bausch, seinerzeit bei der Grundsteinlegung sagte: "Die Struktur der einzelnen Proteine ist die Basis für das Verständnis von biologischen Funktionen und damit vom Leben."

TU-Präsident Herrmann setzt beim CPA nicht zuletzt auf die enge Zusammenarbeit mit den Ingenieuren, wie er betonte. Sieber jedenfalls berichtete, dass die Forscher sich bei der Raumgestaltung mit einbringen konnten. Er findet, der neue Ansatz soll auch im Gebäude gelebt werden. Schon in der Konzeptionsphase seien sich die verschiedenen Gruppen nähergekommen, daraus sind bereits erste interdisziplinäre Forschungsprojekte erwachsen. Andere werden folgen. Und nicht nur das, auch der Campus wird weiterwachsen. Wolfgang Herrmann hat frei nach dem Motto "eine Universität ist keine Universität, wenn sie nicht eine Baustelle ist" angekündigt, dass in seiner Amtszeit noch einige Bauprojekte anstünden. Auch in Garching.

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