Förderung von Nachwuchsfußballern:Platzverweis für das Prestige-Projekt

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Große Karriere im Blick: Die Eliteschüler des Fußballs ziehen womöglich nach Taufkirchen zurück. (Foto: Claus Schunk)

2012 zog die "Eliteschule des Fußballs" von Taufkirchen nach Unterhaching. Nun will die Gemeinde die Leistungssportklassen wieder zurückschicken

Von Stefan Galler und Iris Hilberth, Unterhaching/Taufkirchen

Die Leistungssportklassen der Grund- und Mittelschule Unterhaching sollen möglicherweise zum Schuljahr 2018/ 19 wieder zurück nach Taufkirchen wechseln. Eine entsprechende Anfrage an die Nachbargemeinde bestätigte Unterhachings Rathaussprecher Simon Hötzl. Grund für den Wunsch der Gemeinde nach einer Trennung von dem Prestigeprojekt mit dem Bayerischen Fußball-Verband und Vereinen wie dem FC Bayern, dem TSV 1860 München und der Spielvereinigung Unterhaching sind erhebliche Platzprobleme in dem erst im Januar 2014 bezogenen Schulhaus am Sportpark. Die Unterhachinger Schulleiterin Christa Grasl ist über diese Entwicklung nicht erfreut.

Auch junge Basketballer, Turner und Handballer werden gefördert

Die "Eliteschule des Fußball" war 1999 von der damaligen Rektorin der Taufkirchner Mittelschule, Gabriela Heckenstaller, ins Leben gerufen worden. Damit sollten die schulische und die sportliche Ausbildung optimal koordiniert werden. Als Heckenstaller zum Schuljahr 2012/2013 als Rektorin nach Unterhaching wechselte, nahm sie auch die Fußballklassen mit und baute das Projekt sogar noch aus, in dem seither so genannten polysportive Leistungssportklassen angeboten werden. So kommen auch junge Basketballer, Turner, Handballer und Judoka in den Genuss, Sport und Schule besser unter einen Hut zu bringen.

Damals waren alle Seiten hochzufrieden mit dem Wechsel in die Nachbargemeinde, da Taufkirchen in dem alten Schulhaus an der Pappelstraße über Platzprobleme klagte und die neue, moderne Schule am Unterhachinger Sportpark, wo schließlich auch die Spielvereinigung trainiert, geradezu als optimal für dieses Projekt galt. Der dortige M-Zweig an der Grund- und Mittelschule machte das Projekt zusätzlich attraktiv, so bekommen die Leistungssportler die Möglichkeit, ohne Schulwechsel einen mittleren Abschluss zu machen. Heckenstaller schwärmte noch im vergangenen Frühjahr kurz vor ihrer Pensionierung von "optimalen Bedingungen für die Leistungssportklassen".

Die neue Rektorin der Grund- und Mittelschule am Sportpark, Christa Grasl, will die Leistungssportklassen in Unterhaching halten. (Foto: Claus Schunk)

Die Kooperationen mit den Vereinen stehen auf der Kippe

Das hat sich im Prinzip auch nicht geändert. Auch die neue Schulleiterin, Christa Grasl, die im September nach Unterhaching kam, ist von dem Konzept überzeugt. "Das gehört zu unserem Schulprofil und wir würden es außerordentlich bedauern, wenn wir die Kooperation mit den Vereinen aufgeben müssten", sagt sie. Die Leistungssportklassen wechselten seit 2012 peu à peu nach Unterhaching, inzwischen ist die Eliteschule des Fußballs komplett mit fünf Klassen zu jeweils 20 Jugendlichen hier angesiedelt. Das schafft jedoch Platzprobleme, denn bei der Planung des Neubaus der einstigen Fasanenschule am neuen Standort war dieses spezielle Angebot noch kein Thema und die Leistungssportler noch nicht in die Prognosen künftiger Schülerzahlen eingerechnet worden.

"Wir haben schon großzügig gebaut und auch an Möglichkeiten für eine Erweiterung gedacht", sagt Rathaussprecher Hötzl. Tatsache ist aber, dass die Schule jetzt schon an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt ist, die Schulfamilie zukünftig aber noch wachsen wird. Das liegt vor allem an der Grundschule, die inzwischen fünfzügig ist. "Es werden auch in den nächsten Jahren ähnlich viele Kinder in Unterhaching eingeschult", sagt Hötzl und verweist auf die starken Jahrgänge in den Kindergärten und die Neubaugebiete, durch die weiterhin auch Familien zuziehen. Derzeit entstehen am alten Schulstandort in der Fasanenstraße und auf der Stumpfwiese viele neue Wohnungen. Hinzu kommen noch die Kinder aus den Asylbewerberunterkünften, die derzeit dem Schulsprengel am Sportpark zugeordnet sind.

Schulleiterin Grasl bestätigt, dass jetzt schon Gruppenräume in Klassenzimmer umfunktioniert wurden. Dennoch will sie die Leistungssportklassen in Unterhaching halten und appelliert daher an die Gemeinde, "über andere Lösungen nachzudenken." Detailliert sei darüber noch nicht gesprochen worden, aber wichtig sei auch bei einer Auslagerung von Klassen, dass sie "dauerhaft unserer Schule zugeordnet sind", betonte die Rektorin.

Eine Erweiterung ist die "allerletzte Option"

Aus dem Rathaus heißt es aber: An eine Erweiterung werde derzeit nicht gedacht. "Das ist die allerletzte Option", sagt Hötzl. Die Sportklassen in Unterhaching unterzubringen sei eine "vorübergehende Sache" gewesen, Vertrag zeitlich befristet. Daher müsse man nun darüber reden, ob sie nach Taufkirchen zurückgenommen werden könnten, erklärt er. Die Gemeinde und die Mittelschule Taufkirchen halten sich mit einer Stellungnahme derzeit noch zurück, beide wollen die Sitzung des Sozialausschusses am Dienstag abwarten, in der das Thema beraten wird. Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) teilte aber mit, Taufkirchen werde "gerne versuchen, der Gemeinde Unterhaching und dem Kollegen Panzer in der bestehenden Zwangslage zu helfen".

Vertreter der Profivereine, deren Talente in Unterhaching die Mittelschule besuchen, äußerten sich gelassen, was einen möglichen Wechsel zurück angeht: "Es hat in Taufkirchen sehr gut funktioniert und in Unterhaching auch", sagt Roy Matthes, Juniorenleiter des TSV 1860 München. "Es wäre zwar schade, aber es wird genauso weiterlaufen wie bisher." Die Pflege des Prädikats Eliteschule des Fußballs sei "eng mit der Personalie Gabriela Heckenstaller" verbunden, so Matthes. Auch Harald Cerny, U15-Coach und Koordinator des Trainingsablaufs der Elite-Schüler beim FC Bayern, sieht keine großen Probleme: "Von uns gehen nur eine Handvoll Spieler auf die Mittelschule." Die jüngeren (bis zur sechsten Klasse) absolvieren ihre Leistungssport-Stunden in Unterhaching, die älteren werden zweimal die Woche per Bus zum jeweiligen Trainingsgelände gebracht. "Ob wir die Kinder in Taufkirchen oder Unterhaching abholen, ist prinzipiell egal", so Cerny.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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