Süddeutsche Zeitung

Staufalle Föhringer Ring:Druck auf den Flaschenhals

In den vierspurigen Ausbau der überlasteten Trasse kommt Bewegung: Weil die Herzog-Heinrich-Brücke marode ist und dringend saniert werden muss, hat auch die Stadtspitze die Notwendigkeit erkannt.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring/München

Nun ist es wohl Chefsache: Josef Schmid (CSU), Münchner Bürgermeister und Chef des Referats Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt, hält den schnellen vierspurigen Ausbau des Föhringer Rings für unabdingbar, um das Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft in München und dem Umland sicherstellen zu können. So steht es zumindest in einer aktuellen Stellungnahme von Schmids Referat.

Daraus zitierte Stephan Wolf, Leiter des Planungsreferats, als es beim Unterföhringer Wirtschaftsempfang um die Erweiterung der wichtigen Verkehrsader im Norden ging.

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring, PWU) und die vielen tausend Pendler im Nordosten der Landeshauptstadt dürften diese Nachricht mit Freude vernehmen, auch wenn das freilich nicht heißt, dass die Tage des chronisch verstopften Föhringer Rings damit auf die Schnelle gezählt sind. Aber immerhin: Nun ist es dem Vernehmen nach auch an höchster Stelle angekommen, dass es so nicht mehr lange weitergehen kann mit dem fragilen Flaschenhals an der Stadtgrenze zwischen München und Unterföhring.

Stau jeden Morgen und jeden Abend

Jeden Morgen und Abend stauen sich die Autos auf der Ost-West-Verbindung über Mittleren Isarkanal und Isar kilometerweit. Davon betroffen sind viele Beschäftigte der Firmen in den Gewerbegebieten von Unterföhring und Ismaning sowie in den Stadtteilen Bogenhausen und Schwabing. Wenn alles steht, ist auch für die Busse kein Durchkommen mehr.

Diskutiert wird der dringend erforderliche Ausbau dieser wichtigen Ader im Verkehrsnetz von Stadt und Landkreis bereits seit den Neunzigerjahren; seit 2004 gibt es einen gültigen Planfeststellungsbeschluss zur Erweiterung auf vier Spuren. Doch in den vergangenen Jahren ist in dieser Hinsicht nichts passiert, außer dass durch den anhaltenden Zuzug und der Schaffung von weiteren Arbeitsplätzen die Blechlawinen auf dem Föhringer Ring immer noch dichter werden.

Zwei Dinge drücken nun offenbar aufs Tempo: das große Planungsgebiet der Stadt München im Nordosten und die Baufälligkeit der Herzog-Heinrich-Brücke. Der Verkehr ist in diesem Bereich seit Jahren wegen der Schäden an dem großen Bauwerk gebremst. Maximal 50 Stundenkilometer sind erlaubt. Eine Geschwindigkeit, die zumindest in den Stoßzeiten ohnehin nicht zu fahren ist auf der Strecke. Autos, Lastkraftwagen und Busse stehen in der Rushhour Stoßstange an Stoßstange. Anfang 2017 wird das Staatliche Bauamt mit der Stadt München über die Dimension der neuen Brücke sprechen, wie Stephan Wolf vom Planungsreferat sagte, "und da freuen wir uns, wenn der Unterföhringer Bürgermeister dabei ist".

Vierspurig über Isar und Kanal

Der kann es nach eigenen Worten kaum erwarten. Es sei hoch an der Zeit, dass endlich etwas geschieht, sagt Kemmelmeyer. "Der Flaschenhals mit seinen zwei Spuren kann die Vielzahl der Fahrzeuge nicht mehr aufnehmen", der Verkehr kommt regelmäßig zum Erliegen, was sich bis nach Unterföhring hinein und auf der anderen Seite bis nach Oberföhring bemerkbar macht. Der Münchner Stadtrat müsse endlich sein Plazet zum Ausbau geben, verlangt Kemmelmeyer und berichtet von einer Initiative der im Ort ansässigen Unternehmen, die diese Forderung unterstützt.

Auch das Planungsreferat braucht ein neues Votum des Stadtrats, wie Stadtplanerin Karla Schilde auf dem Empfang in Unterföhring sagte. Dann könne man die Finanzierung klären und loslegen. Ihren Worten zufolge hat das Bauamt Pläne in der Schublade, wonach ein Neubau der Herzog-Heinrich-Brücke so gestaltet werden kann, "dass dieser dann kompatibel ist zu einem vierspurigen Föhringer Ring". Geschehen könne dies folgendermaßen: Neben der alten wird eine neue Brücke errichtet, über die dann der Verkehr rollen könnte, wenn die bestehende Brücke abgerissen und eine neue gebaut wird. Am Ende könnten so vier Spuren auf dem Bauwerk über Isar und Kanal entstehen.

In Unterföhring ist der Bürgermeister "mehr als gespannt", ob die Dinge so ihren Gang gehen werden: Schaue man sich die vergangenen Jahre an, "dann muss man sich schon fragen, wie langsam die Mühlen eigentlich mahlen können bei einem solch wichtigen Verkehrsprojekt", sagt Kemmelmeyer. Die Aussagen der Münchner Stadtspitze in Person von Bürgermeister Schmid zum Föhringer Ring stimmen den Unterföhringer Rathauschef trotzdem etwas zuversichtlicher, dass sich nun endlich etwas tun wird. Und da ist es fast egal, dass dies nicht der Weitsicht von Politik und Verkehrsplanung zu verdanken ist, sondern einer maroden Brücke.

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SZ vom 19.11.2016/belo
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