Flussufer:Aberwitziger Trubel

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Der Isartalverein appelliert an die Stadt, die Zustände an der Isar zu ordnen

Von Jürgen Wolfram, München

Der Isartalverein hat die Stadt München aufgefordert, sich stärker für geordnete Verhältnisse an den Flussufern zu engagieren. Mühsam ausgearbeitete Konzepte, etwa zur Lenkung von Mountainbikern und Bootsfahrern, müssten jetzt umgesetzt werden, sagte bei der Jahreshauptversammlung der Vereinsvorsitzende Erich Rühmer. Das sei auch eine Personalfrage; doch anders als die Landkreise München und Bad Tölz-Wolfratshausen, die sogar Ranger einsetzten, entziehe sich die Landeshauptstadt bisher dieser Aufgabe.

Dabei geht aus Sicht des Vereins der Erholungsdruck auf die Flusslandschaft, den der Boom der E-Bikes noch verschärft hat, hauptsächlich von Münchnern aus. Deren Anspruch auf Naherholung stelle man nicht in Frage, beteuerte Vorstandsmitglied Christine Kammermeier, doch müsse ihre Stadt die Naturschutzbemühungen stärker unterstützen. Pikantes Detail: Oberbürgermeister Dieter Reiter ist dem Isartalverein kürzlich beigetreten, kann den Appell also kaum überhören.

Schilderungen Erich Rühmers zufolge nimmt im Sommer der Trubel an der Isar aberwitzige Formen an. So habe er am Samstag, 22. Juli, nahe dem Kloster Schäftlarn in zwei Stunden 151 Boote und aufblasbare Gefährte gezählt. Zehn Kinder seien ohne Schwimmwesten unterwegs gewesen. Wiederholt kam es zu Unfällen. "Absoluter Höhepunkt" sei diesbezüglich eine Rettungsaktion gewesen, bei der fünf Personen und zwei Hundewelpen aus einem Boot gerettet werden mussten. Der Isartalverein fordert ein Fahrverbot wenigstens dann, wenn die Isar wegen Hochwassers für Floße gesperrt ist. Ferner will er eine Schwimmwestenpflicht für Kinder bis zwölf Jahre, ein Glasflaschenverbot, einen Fahrstopp zur Vogelbrutzeit sowie eine Festlegung von Bootseinstiegsstellen durchsetzen.

Sorge bereitet der Schutzgemeinschaft die Flussnatur. Die Fischfauna werde von Fachleuten "schlecht beurteilt", sagte Rühmer. Ferner bleibe das "Geschiebemanagement" ein Problem. Der Vereinsvorsitzende erinnerte daran, dass der Sylvensteinstausee in erster Linie errichtet worden sei, um Mindestwassermengen für die Isar zu gewährleisten und erst in zweiter Linie zum Hochwasserschutz. Tatsächlich bewirkten dieses Bauwerk und die Kraftwerke jedoch massive Störungen im Geschiebeablauf. Überhaupt halte man die Wasserkraft an der Isar für "weitestgehend ausgeschöpft". Joachim Kaschek von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen gab indes zu bedenken, dass München beim Jahrhunderthochwasser von 2005 "bis in die U-Bahn-Schächte" abgesoffen wäre, hätte es den Sylvensteinspeicher nicht gegeben.

Die Initiative des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München, die Region mit Fahrradschnellwegen zu durchziehen, findet der Isartalverein "ausgezeichnet". Der Verein selbst werde an der Strategie festhalten, seine beträchtlichen Finanzmittel primär in Grundstücke zu investieren, um diese naturnah zu erhalten, kündigte Rühmer an. Derzeit werde wieder über den Ankauf zweier Areale verhandelt. Insgesamt verfüge der Verein über 140 Hektar Gelände, 51 Hektar davon seien reiner Wald.

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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