Flüchtlingsunterkünfte:Traglufthallen reichen nicht aus

Politiker besuchen Flüchtlingslager

Die Traglufthalle in Taufkirchen ist bereits belegt, sechs weitere sollen in den nächsten Monaten folgen.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Das Landratsamt rechnet damit, dass in diesem Jahr trotz der neuen Notunterkünfte mindestens 1000 Plätze für Asylbewerber fehlen. Wenn nicht schnell andere Lösungen gefunden werden, schlafen Flüchtlinge bald wieder in Turnhallen.

Von Gudrun Passarge, Landkreis

Die Zahl der Flüchtlinge steigt, der Druck auf den Landkreis, sie unterzubringen, wächst. Die neuesten Zahlen gehen von 5361 Menschen aus, die in diesem Jahr im Landkreis eine Unterkunft benötigen. Darunter sind auch 600 bereits anerkannte Flüchtlinge, die noch keine Wohnung gefunden haben, und 200 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Trotz aller Bemühungen, Asylsuchende in Containern oder Traglufthallen wenigstens kurzfristig unterzubringen, fehlen laut dem Landratsamt 1000 bis 1500 Plätze. "Wenn sich nicht schnell neue Lösungskonzepte finden, wird ein neuerlicher Rückgriff auf Sportstätten, und das womöglich in noch höherem Maße, unumgänglich sein", teilt die Behörde mit.

Eigentlich hatte der Landkreis gehofft, mithilfe der sieben Traglufthallen auf die Schnelle genügend Unterkünfte zu schaffen. Nach Taufkirchen soll in der nächsten Woche Neubiberg bezogen werden, dann kommen vermutlich die Hallen in Unter- und Oberhaching im September hinzu und im November könnten etwa 300 Flüchtlinge in eine Traglufthalle in Grünwald einziehen. Als Standort nennt Christine Spiegel, Pressesprecherin im Landratsamt, Wörnbrunn. "Die nötigen Anschlüsse werden derzeit hergerichtet."

Jeweils bis zu 300 Menschen können in den Traglufthallen wohnen, der Landkreis wollte im Gegenzug die von Flüchtlingen belegten Turnhallen wieder freimachen. Nach wie vor geht Spiegel auch davon aus, dass die Flüchtlinge zumindest aus der Rupert-Egenberger-Turnhalle in Unterschleißheim nach Neubiberg umziehen, zu anderen Turnhallen könne sie noch nichts sagen.

Eine große Unterkunft bei Unterhaching könnte Entlastung schaffen

Wenn jetzt aber noch mehr Menschen kommen als erwartet, muss die Behörde in Zukunft anders planen: "Wir müssen insgesamt mehr und größere Einheiten schaffen, sonst bewältigen wir diese Zahlen nicht", sagt Spiegel. Sie verweist auf die Überlegungen, auf dem Bundeswehrgelände in Unterhaching ein größeres Aufnahmezentrum zu errichten. Im Gespräch ist, dass die Regierung von Oberbayern dort eine Dependance der Aufnahmeeinrichtung der Landeshauptstadt errichtet und der Landkreis sich in Nachbargebäuden mit Unterkünften anhängt. Von bis zu 1100 Plätzen ist die Rede. Aber etwas Genaues könne sie dazu noch nicht sagen, teilt Spiegel mit, die Gespräche mit den zuständigen Stellen liefen noch. "Und dann brauchen wir erst mal ein Gesamtkonzept, und das Gelände muss überplant werden."

Es kommen große Herausforderungen nicht nur auf den Landkreis, sondern auch auf die Städte und Gemeinden zu. Je nach Einwohnerzahl gibt es eine Quote, die jede Kommune erfüllen sollte, dabei bestehen fast überall große Unterschiede zwischen Soll und Haben. Wo bald eine Traglufthalle aufgestellt wird, etwa in Oberhaching, dürfte sich das rasch ändern. Momentan leben dort 22 Flüchtlinge, 208 müsste die Gemeinde aufnehmen. Kommen 300 Menschen hinzu, ist das Soll mehr als erfüllt. Anderswo muss noch nach Lösungen gesucht werden. So sind in Ottobrunn beispielsweise 140 Flüchtlinge weniger als gefordert untergebracht, in Garching sind es 177 Menschen, in Kirchheim fehlen noch 142 Plätze. Die Liste ließe sich beliebig verlängern, lediglich in Planegg sind derzeit mehr Asylbewerber untergebracht als gefordert.

Flüchtlingsunterkünfte: In Neubiberg sollen in der nächsten Woche die ersten Asylbewerber in eine Traglufthalle einziehen.

In Neubiberg sollen in der nächsten Woche die ersten Asylbewerber in eine Traglufthalle einziehen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Landrat Göbel zeigt sich optimistisch

Trotz der großen Aufgaben verbreitet Landrat Christoph Göbel (CSU) Zuversicht. "Wir werden auch diese Herausforderung meistern. Die Bevölkerung steht mehrheitlich hinter uns", lässt er mitteilen. Landrat Göbel attestiert den Bewohnern des Landkreises große Hilfsbereitschaft. "Deshalb bin ich überzeugt, dass wir diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe meistern werden."

Für die Zukunft rechnet der Landrat auch 2016 noch mit steigenden Flüchtlingszahlen und fordert deswegen eine "durchgreifende europäische Lösung". "Wir brauchen endlich schnelle Verfahren und Rechtsgrundlagen, die uns eine Konzentration unserer Arbeit auf die hilfsbedürftigen Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten und mit individuellem Asylgrund ermöglichen", so Göbel.

Angesichts der neuen Zahlen ist die Mithilfe der Bürger im Landkreis um so wichtiger. Wer Kontakt zu Helferkreisen sucht, findet Informationen auf der Landkreisseite im Internet unter: www.landkreis-muenchen.de/familie-gesellschaft-gesundheit-soziales/asyl/fluechtlingen-helfen/.

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