Filmvorführung:Mit 25 km/h zurück nach Unterschleißheim

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Zu seinem 15. Geburtstag kaufte sich Markus Goller eine Zündapp ZD 25, er wollte damals unbedingt ein Mofa mit Sitzbank, um das Mädchen mitnehmen zu können, in das er verliebt war. Hier posiert er mit Kinobetreiber Stefan Stefanov (rechts) vor dem Capitol-Kino. (Foto: Stephan Rumpf)

Der mittlerweile in Berlin lebende Regisseur Markus Goller ist auf Besuch in der alten Heimat und präsentiert im Lohhofer Programmkino seinen Erfolgsfilm "25 km/h". Viele der Besucher kennen ihn noch persönlich aus früheren Zeiten.

Von Anna-Maria Salmen, Unterschleißheim

Zwei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Georg pflegt den kranken Vater im Schwarzwald, Christian lebt als erfolgreicher Geschäftsmann in Singapur. Als der Vater stirbt, treffen sich die beiden nach langer Zeit auf der Beerdigung im Heimatdorf Löchingen wieder. Nach anfänglichem Streit und viel Alkohol erinnern sich die Brüder an einen alten Jugendtraum: Sie wollten auf ihren Mofas eine Fahrt durch Deutschland machen. Noch betrunken und in ihren Beerdigungsanzügen beginnen sie mit ihren alten Fahrzeugen eine abenteuerliche Reise, von Löchingen über ein Hippie-Festival nach Berlin und bis an die Ostsee.

Heimkommen - ähnlich wie sein Protagonist Christian im Film "25 km/h" durfte auch Regisseur Markus Goller dieses Gefühl am Wochenende bei einer Filmvorstellung im Lohhofer Capitol-Kino erleben. Denn der 49-Jährige wuchs in Eching auf und ging in Unterschleißheim auf das Carl-Orff-Gymnasium. "Ich habe hier auch viel Volleyball gespielt, hatte einige gute Freunde. Die Gegend ist also auf jeden Fall Heimat für mich", sagt er.

Und auch an das Mofa, das Georg im Film fährt, hat Goller persönliche Erinnerungen: "Zu meinem 15. Geburtstag habe ich mir mit meinem Konfirmationsgeld dieses Modell gekauft, eine Zündapp ZD 25. Ich hatte mich damals verliebt und wollte unbedingt ein Mofa mit Sitzbank, um ein Mädchen mitnehmen zu können", erzählte Goller. Dazu gekommen sei es zwar nie, die Anekdote hat der Regisseur aber in den Film eingebaut.

Bei der Vorstellung von "25 km/h" herrscht großer Andrang im Capitol. Viele Besucher kennen den Filmemacher aus früheren Zeiten persönlich und begrüßen ihn herzlich. "Es sind zum Beispiel viele Eltern von ehemaligen Schulfreunden hier", so Goller. Er selbst hat das kleine Kino in seiner Jugend nur ein Mal besucht. "Ein guter Freund von mir wollte unbedingt Pilot werden, hat es aber leider nicht geschafft. Um ihn zu trösten, haben wir ihn überrascht und mit ihm im Capitol "Top Gun" angeschaut", erinnert sich der Regisseur. Das sei mittlerweile circa 30 Jahre her.

"Es hat sich so viel verändert"

Momentan lebt Goller in Berlin, nach Lohhof kommt er nur noch selten. "Ich vermisse meine Heimat auf jeden Fall", sagt er. Vor allem die Berge würden ihm im Norden fehlen, "und die gute oberbayerische Luft". Als er auf dem Weg zum Kino nach langer Zeit wieder durch die Straßen von Unterschleißheim fuhr, habe er seine alte Heimat allerdings fast nicht wiedererkannt. "Es hat sich so viel verändert."

Stefan Stefanov, Geschäftsführer des Capitol-Kinos, ist begeistert vom Auftritt des bekannten Regisseurs in seinem Kino: "Das ist ein großes Highlight für uns." Der Besuch von Goller sei zufällig über die Eltern einer alten Bekannten des Regisseurs zustande gekommen. "Ich freue mich immer, wenn ein Filmemacher so einen weiten Weg auf sich nimmt, um uns in Lohhof zu besuchen", sagt Stefanov. Zunächst war nur eine Vorführung des Films mit Lars Eidinger und Bjarne Mädel geplant, diese war indes in kürzester Zeit ausverkauft. "Da wünscht man sich einen größeren Saal", sagt der Geschäftsführer lachend, der 2016 den Tassilo-Kulturpreis der SZ erhielt.

Um möglichst vielen Unterschleißheimern die Chance auf die begehrten Karten zu geben, bieten die Betreiber im Anschluss noch eine zweite Vorstellung an. Goller stellt sich nach der Vorführung des Films zahlreichen Fragen aus dem Publikum. Dabei verrät er auch, dass es Überlegungen für eine Fortsetzung von "25 km/h" gebe. "Viele Zuschauer haben bereits danach gefragt, wir müssen aber erst einmal sehen, ob ein zweiter Teil Sinn macht." Ob er in diesem Fall erneut zu einer Vorstellung ins Capitol nach Lohhof kommen würde? "Ich komme immer wahnsinnig gerne hierher, ihr müsst mich nur einladen", meint Goller und lacht.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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