Feuerwehrübung:Löschen im Großformat

Feuerwehrübung: Dicke Strahlen strömen in Richtung des Behälters. Im Normalfall bekämpft freilich ein modernes System den Brand automatisch mit Löschschaum.

Dicke Strahlen strömen in Richtung des Behälters. Im Normalfall bekämpft freilich ein modernes System den Brand automatisch mit Löschschaum.

(Foto: Claus Schunk)

Am OMV-Tanklager in Feldkirchen agieren die Einsatzkräfte hoch konzentriert

Von Anna-Maria Salmen, Feldkirchen

Der Brand einer Lagerhalle in Feldkirchen hat im April 2018 nicht nur die Einwohner der Gemeinde selbst in Aufruhr versetzt. Kilometerweit war die schwarze Rauchsäule zu sehen, und so rückten Feuerwehren aus der gesamten Umgebung an, um den Brand zu bekämpfen. Ein Grund für die große Unterstützung: In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Tanklager der OMV. Dessen Behälter sind unter anderem gefüllt mit Kerosin, das über eine Pipeline direkt zum Münchner Flughafen geleitet wird. 20 Millionen Liter Treibstoff fasst jeder Tank. Am Freitag probten circa 110 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Feldkirchen, Heimstetten und München, der OMV-Werkfeuerwehr, der Rosenheimer Feuerwehr sowie des Technischen Hilfswerks aus Mühldorf für den Ernstfall auf dem Gelände des Lagers - fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Brand in der benachbarten Halle.

Es ist ein Großaufgebot, das an der Kreuzung von Emeran- und Kapellenstraße angerückt ist. Der Bereich ist für den normalen Verkehr abgesperrt. Überall stehen rote Feuerwehrfahrzeuge, uniformierte Einsatzkräfte laufen geschäftig umher. Dass es zu einem solchen Einsatz tatsächlich einmal kommen wird, sei aber eher unwahrscheinlich, wie ein Sprecher der OMV betont. Denn an jedem einzelnen Behälter des Tanklagers ist ein modernes System angebracht. Im Normalfall erkenne dieses einen Brand und bekämpfe das Feuer mithilfe von Löschschaum automatisch, wie Peter Dietrich, Leiter der OMV-Werkfeuerwehr, erklärt. Aber: "Prävention ist das große Stichwort, die Vorsorge ist immer wichtig", so der OMV-Sprecher. Die regelmäßige Übung für den Ernstfall ist gesetzlich vorgesehen, alle zwei Jahre probt das Unternehmen in solch einem großen Format. Dafür wird ein Worst-Case-Szenario simuliert: Während eines Unwetters hat ein Blitz das Löschsystem zerstört. Ein Behälter des Erdölbevorratungsverbandes steht in Flammen, nun ist manuelles Eingreifen erforderlich. In so einer Situation ist eine reibungslose Zusammenarbeit nötig. Und genau diese Koordination soll durch die Übung getestet werden, von der Alarmierungskette über die Einsatzleitung bis zur Kommunikation mit den Bürgern, die in der Umgebung leben. Zwar ist vor allem die Werkfeuerwehr der OMV für das Löschen eines Brandes im Tanklager zuständig, doch diese benötigt circa eine Stunde für die Anfahrt aus Burghausen. Umso wichtiger, dass die örtlichen Einsatzkräfte die Spezialisten von Anfang an unterstützen. Innerhalb von drei Minuten sollten laut Kreisbrandmeister Gerhard Bauer im Ernstfall die Feuerwehrleute aus Feldkirchen eintreffen, anschließend folgen die Helfer aus umliegenden Gemeinden.

Wie viel Logistik auch bei dem inszenierten Brand nötig ist, zeigt sich am nahe gelegenen Heimstettener See. Hier wird durch ein Hydrauliksystem das Wasser angesaugt, mit dem später das fiktive Feuer am Tanklager gelöscht werden soll. Ein kleines Boot, voll besetzt mit Feuerwehrkräften, fährt auf zwei gelbe Kisten zu, die im seichten Wasser treiben. Daran hängen dicke Schläuche, in die das Wasser gepumpt wird. 16000 Liter pro Minute können die beiden Pumpen befördern. Vier der Schläuche führen vom See weg, die Böschung hinauf und die Straße entlang, in der das Tanklager liegt. Es sind die größten Schläuche, die von deutschen Feuerwehren verwendet werden - mit einem Durchmesser von 150 Millimetern. Kurz vor dem Lager verbinden die Feuerwehrleute die großen Schläuche über Verteiler mit kleineren, die ordentlich aufgereiht bis zu den Einsatzfahrzeugen verlegt sind. Schließlich blähen sich die Leitungen auf, mit Hochdruck schießt das Wasser hindurch. Über drei Wasserwerfer, zwei am Boden und einer an einem Teleskopgelenkmast, strömen dicke Strahlen in Richtung des Behälters.

Auch im Hintergrund arbeiten die Beteiligten mit Hochdruck. Jede Einheit hat ihre eigenen Aufgaben, Abschnittsleiter überwachen die verschiedenen Bereiche. Sie alle laufen in der mobilen Zentrale des örtlichen Einsatzleiters zusammen. Diesen Posten übernimmt bei der Übung Kreisbrandinspektor Erwin Ettl. Er koordiniert alle Einsatzkräfte in Zusammenarbeit mit der Werkseinsatzleitung in Burghausen, gibt Lagemeldungen heraus und bespricht sich mit weiteren Helfern, wie der Polizei. Unterstützung erhält er von einer zweiten Einsatzzentrale, die im Landratsamt eingerichtet wurde. Auch mit dem ABC-Zug, der in der Umgebung Luftmessungen zur Rauchbelastung vornimmt, steht er in Kontakt. Denn von den Ergebnissen der Messungen hängt ab, ob Gebäude in der Gegend evakuiert werden müssen und in welchem Umkreis Warnmeldungen an die Anwohner herausgegeben werden.

Nach circa zweieinhalb Stunden kehrt langsam Ruhe ein. Der fiktive Brand ist erfolgreich bekämpft. Nun werden die Geschehnisse ausgewertet, um den Ablauf im Ernstfall womöglich noch zu optimieren. Der Sprecher der OMV zieht bereits jetzt ein positives Fazit: "Alle waren hoch konzentriert. So eine Übung ist immer wichtig, jeder lernt dazu."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: