Feuerwehr Unterschleißheim:Schwelender Konflikt

Feuerwehr Unterschleißheim

Die Unterschleißheimer Feuerwehr rüstet sich für mögliche Großeinsätze im Gewerbegebiet.

(Foto: privat)

Am Kauf eines Löschfahrzeugs flammt der Streit in Unterschleißheims Feuerwehr auf.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Bei der Feuerwehr Unterschleißheim ist Feuer unterm Dach. Am Donnerstagabend flammte im Stadtrat ein schwelender Streit auf. Der frühere stellvertretende Kommandant und CSU-Stadtrat Thomas Bittner kritisierte den Kauf eines mit Sonderausstattung versehenen Tanklöschfahrzeugs für 600 000 Euro als verfehlt und überteuert.

Kommandant Markus Brandstetter hielt in der Sitzung direkt dagegen und bezeichnete den Vorwurf als "starken Tobak". Ein Zurück gab es für die Stadträte nicht mehr. Nach zwei Jahren Beratung stand nur ein formeller Beschluss an, der gegen Bittner gefasst wurde. Dafür könnte bald ein Feuerwehrbedarfsplan aufgestellt werden.

Dass Bittner und Brandstetter mehr Konkurrenten als Kameraden sind, ist kein Geheimnis. Als Brandstetter vor sechs Jahren als führender Mitarbeiter bei der Münchner Branddirektion den Posten des Unterschleißheimer Kommandanten übernahm, war von wachsendem Unmut über die Arbeit des Vorgängers die Rede. Diesem war Bittner als Stellvertreter zur Seite gestanden. Brandstetter und Dirk Baquet lösten beide ab und wurden am Donnerstag vom Stadtrat in ihren Ämtern vorläufig bestätigt, weil wegen der Corona-Pandemie eine ordentliche Versammlung mit Wahl nicht möglich ist.

Bittner merkte in der Sitzung an, mit dem zu großen, eigentlich für Flughäfen und andere Sondereinsätze vorgesehenen Fahrzeug werde Brandstetters Nachfolger klarkommen müssen. Denn nach seinen Worten wird sich Brandstetter bei der demnächst anstehenden Kommandantenwahl eines Gegenkandidaten erwehren müssen. Er selbst werde es nicht sein, versicherte Bittner, der wie Brandstetter bei der Münchner Branddirektion arbeitet. "Ich habe damit abgeschlossen." Bittner kritisierte aber, dass der Stadtrat die Kommandanten erst jetzt bestätige, eine Woche nach Ende ihrer sechsjährigen Amtszeit. Die Feuerwehr sei dadurch eine Woche ohne Führung gewesen.

Besonderes Gefahrenpotenzial

Brandstetter will nach eigenen Worten mit seinem Stellvertreter Baquet weitermachen und selbstbewusst um das Vertrauen der Feuerwehrleute werben. Die Vorhaltungen Bittners wies er noch im Stadtrat zurück. Das neue Fahrzeug werde mit 4000 Litern einen größeren Tank haben als ein Normfahrzeug, dadurch mehr Gewicht und ein massiveres Fahrgestell mit mehr Achsen. Diese Anschaffung sei aber angemessen, weil Unterschleißheim eine Stadt mit besonderem Gefahrenpotenzial sei, etwa wegen der Flüssiggasfirma Linde. Der Trend gehe in anderen Ländern längst in die Richtung, Stützpunktfeuerwehren besser auszurüsten. Das Tanklöschfahrzeug ersetzt ein Fahrzeug aus dem Jahr 1993 und erlaubt Brandstetter zufolge, auf ein drittes, kleineres zu verzichten.

Die Anschaffung ist eine komplexe Angelegenheit. Bei der europaweiten Ausschreibung war eine Begleitung durch Anwälte nötig, für die alleine 20 000 Euro an Kosten anfielen. Ob das Fahrzeug wirklich überdimensioniert ist, war im Stadtrat nicht zu klären. Bürgermeister Christoph Böck (CSU) hielt Bittner vor, sich erst spät einzubringen. Dieser verteidigte sich damit, dass sich das Malheur erst jetzt offenbart habe. Die Stadt verzichtet seinen Worten nach mit dem Sonderfahrzeug zudem auf Zuschüsse des Freistaats. Auch könne Unterschleißheim mit einem weiteren Fahrzeug über den Katastrophenschutz rechnen.

Solche Diskussionen könnten bald obsolet werden. Der Vorschlag von Jürgen Radtke (Grüne), einen Feuerwehrbedarfsplan zu erstellen, fand breite Zustimmung. Brandstetter sagt: "Wir würden das gutheißen."

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