Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft:Tiefergelegte Raketenfabrik

Feldkirchen will das umworbene Raumfahrt-Start-up Isar Aerospace mit einer ehemaligen Kiesgrube an der S-Bahn locken.

Von Anna-Maria Salmen, Feldkirchen

Blickt man mit Satelliten auf Feldkirchen, sticht vor allem eine riesige, gräuliche Fläche im Norden ins Auge. Knapp 270 000 Quadratmeter stehen hier frei - ein wertvolles Areal für eine Kommune, die sonst kaum noch freie Grundstücke zur Verfügung hat. Geht es nach der Rathausverwaltung, soll auf der Fläche künftig die Weltraumtechnik der Zukunft entstehen: Feldkirchen ist eine von mehreren Kommunen, die um die Ottobrunner Raketenfirma Isar Aerospace buhlen. Im vergangenen Frühjahr hatte das junge Unternehmen bekanntgegeben, dass es einen neuen Standort sucht, um seine Trägerraketen für den Transport von Satelliten ins Weltall zu produzieren. Seitdem sind unter anderem auch Haar und Taufkirchen ins Rennen eingestiegen.

In Feldkirchen sucht man bereits seit rund 15 Jahren nach einer Möglichkeit, das früher für den Kiesabbau genutzte Areal nördlich der Bahnlinie wieder in den Ort einzubinden. Laut Bürgermeister Andreas Janson (Unabhängige Wählervereinigung) kam der Grundstückseigentümer, der Immobilienkonzern CA Immo, häufig mit neuen Konzepten und Vorschlägen auf die Gemeinde zu - zuletzt mit der Idee, Isar Aerospace nach Feldkirchen zu holen. Im Gemeinderat fand das Gefallen.

Die enorme freie Fläche auf dem ehemaligen Kiesgrund und die Freiheiten, die man dadurch für die weitere Entwicklung gewinne, sind laut Unternehmenssprecherin Tina Schmitt Aspekte, die Feldkirchen attraktiv für Isar Aerospace machen. Auch die gute Verkehrsanbindung sei ein Vorteil. Denn die aktuellen Pläne sehen vor, die Fläche durch einen Durchstich direkt mit dem südlich angrenzenden Bahnhof und dem Feldkirchner Ortszentrum zu verbinden.

Rund um Isar Aerospace soll sich den Vorstellungen der Planer entsprechend ein völlig neues Quartier entfalten. Zentral sollen bis zu sechs Fabrikhallen für den Raketenbau entstehen, die laut Architekt Florian von Hayek bis zu 50 000 Quadratmeter groß werden können. Der Gedanke an so große Baukörper kann freilich abschreckend wirken, räumt er ein. Doch die Planer wollen sich die Topografie zunutze machen: Wenn die Kiesgrube fertig verfüllt ist, soll sie ungefähr fünf Meter niedriger sein als die Umgebung. "Die Hallen erscheinen dadurch weniger dominant", sagt Hayek.

Der mögliche neue Standort der Raketenbauer soll dem Architekten zufolge von einem möglichst lebendigem Viertel umgeben werden. Neben Bürogebäuden ist Wohnbebauung vorgesehen, auch etwa die Nahversorgung und die Kinderbetreuung sollen gesichert werden. Die Planer wollen zudem Flächen für die Erholung bieten und den direkt angrenzenden Heimstettener See in das Quartier einbinden. "Die großartige Qualität dieses Sees soll in den Ort gebracht werden", kündigt Hayek an. Erschlossen werden soll das Gebiet nicht nur über die bereits bestehende Seestraße, sondern zusätzlich über eine Verlängerung der Dornacher Straße.

Bei allen Überlegungen, Visualisierungen und Konzepten: Feldkirchen ist in der Planung entscheidend abhängig von Isar Aerospace. Bis klar ist, wo die Firma künftig ihre Raketen produzieren will, herrscht Unsicherheit. Eine Entscheidung könnte laut Bürgermeister Janson im Frühjahr fallen. "Es kann natürlich sein, dass wir viel Energie hineinstecken und am Ende wird nichts daraus." Wenn Isar Aerospace sich gegen Feldkirchen entscheide, "fangen wir mit den Planungen für diese Fläche wieder ganz von vorne an".

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