Feldkirchen:Die Pyramidenbauer

Feldkirchen: Die Feldkirchner (hier bei einem Auftritt im Landratsamt) wehren sich gegen das Image, Cheerleaden sei "Rumgehüpfe", es erfordert hartes Training.

Die Feldkirchner (hier bei einem Auftritt im Landratsamt) wehren sich gegen das Image, Cheerleaden sei "Rumgehüpfe", es erfordert hartes Training.

(Foto: Claus Schunk)

Bei Feldkirchens Cheerleadern sind auch Männer gefragt

Von LENKA JALOVIECOVA, Feldkirchen

Männer und Cheerleading? Das passt eigentlich nicht zusammen. Mit Cheerleading verbindet man eher schön geschminkte Frauen mit einer Schleife im Haar, einem kurzen Rock und einem bauchfreien Top, die mit Puschen zu rhythmischer Musik tanzen. Um dieses Vorurteil weiß Christian Habenschaden, er schmunzelt. "Es wird leider oft anders dargestellt, als das, was unsere Sportart wirklich ist", sagt der Erwachsenen-Trainer der Cheer Base Feldkirchen - auf jeden Fall sei Cheerleading "kein Rumgehüpfe". Und ja: Männer gehören auch dazu. Respektiert werde das - vor allem zu Beginn - selten, da viele Menschen mit diesem Sport nichts anfangen könnten.

Oliver und Andy, beide 13 Jahre alt, gehören zu den insgesamt acht männlichen Mitgliedern - vier Jugendliche, vier Erwachsene -, die sich in der Gemeindehalle zum Training einfinden und fester Bestandteil der Gators sind, wie sich die Feldkirchner nennen. Andy ist schon seit sieben Jahren dabei, Oliver erst seit einigen Monaten. "Die Mädchen aus meiner Klasse haben mich überredet mitzumachen", erzählt der Neuling. Wie die Mädchen reagieren, wenn sie hören, dass Oliver und Andy cheerleaden? Beide Jungs lächeln. Die Mädels finden es cool, Oliver habe jetzt auch mehr weibliche Freunde als vorher.

Dass die Teams gemischt sind - im Fachjargon Co-Ed genannt - sei hier in München schon ungewöhnlich. Die Mannschaften bestehen eher aus rein weiblichen Mitgliedern, anders als im Norden Deutschlands oder gar im Land Nummer eins des Cheerleading-Sports, den USA. Dort könne man sich damit sogar sein Studium finanzieren, erklärt Habenschaden. Er ist einer von sieben Trainern und zudem im Vorstand der Cheer Base. Bei den Regionalmeisterschaften Süd im Februar in der Nähe von Stuttgart schnitten seine Teams gut ab. Die Jugendlichen belegten den zweiten Platz, in der deutschen Rangliste ist es momentan auf Rang sieben. Der kleine Nachwuchs bis zwölf Jahre, genannt Pee-Wees, wurde Dritter. Seit drei Jahren besteht der Verein nun und zählt mittlerweile 73 Mitglieder.

Spaß haben alle, aber nach einigen Minuten Training wird auch deutlich, dass Cheerleading kein Zuckerschlecken ist, sondern harte Arbeit. "Kraft und Technik, ist das, was unsere Männer brauchen", erklärt Habenschaden. Bei einer Choreografie von mehreren Minuten ist viel Ausdauer gefragt. Im Moment ist Cheerleading sehr auf Bodenturnen ausgelegt. "Was da teilweise in den USA praktiziert wird, ist schon verrückt." Getanzt wird wenig. Dafür um so mehr geturnt und Pyramiden gebaut - einen "brutalen Ausdauersport" nennt es der Coach. Die Feldkirchner trainieren zweimal in der Woche, vor Auftritten noch öfter. Und wer weiß: Cheerleading soll möglicherweise bald olympisch werden.

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