Feldkirchen:Das Kreuz mit dem Verkehr

Der Autobahnanschluss in Feldkirchen soll großzügig ausgebaut werden. Das gefällt nicht allen. Ein Anwohner kündigt eine Bürgerinitiative an, die Politiker setzen auf Dialogforen mit Nachbargemeinden

Von Martin Mühlfenzl, Feldkirchen

Der Protest wird lauter werden, sagt Alexander Holly. "Wir werden eine Bürgerinitiative gründen, das ist klar", sagt der Besitzer des Reiterhofs in Feldkirchen, von dem aus er rund um die Uhr das Objekt seiner Kritik im Blick hat - und auch hört: Das Autobahnkreuz München Ost, die Schnittstelle der A 94 mit der A 99, die in den kommenden Jahren nach Plänen der Autobahndirektion Südbayern massiv erweitert werden soll. Holly spricht von einem "monströsen Bauwerk" - und wird deshalb im kommenden Jahr eine Initiative gründen.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte der in der Autobahndirektion für Planung und Bau verantwortliche Abteilungsleiter Jochen Eid im Gemeinderat die Pläne für den Ausbau des Autobahnkreuzes vor. Unter Vorbehalt - denn das Projekt stehe noch ganz am Anfang, sagte Eid. Fest steht aber, das Kreuz wird erweitert, denn es ist Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans. Geht es nach der Autobahndirektion Südbayern, wird aus dem klassischen Kleeblatt ein Kreuzungspunkt mit sogenannten Overfly-Auf- und Abfahrten, die den Verkehr vor allem von Norden aus kommend in Richtung Osten - und umgekehrt - deutlich beschleunigen sollen. Auf mehreren Etagen könnte der Verkehr an einem der meist befahrenen Autobahnabschnitte Europas künftig gesteuert werden.

Feldkirchen: Der achtspurige Ausbau der A99 läuft und liegt im Zeitplan. So leer wie hier ist die Autobahn allerdings selten.

Der achtspurige Ausbau der A99 läuft und liegt im Zeitplan. So leer wie hier ist die Autobahn allerdings selten.

(Foto: Claus Schunk)

Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) hat Verständnis, dass es Bedenken gegen dieses Infrastrukturprojekt gibt - und er kann vor allem jene von Alexander Holly nachvollziehen, dessen Hof mit dem Umbau von Straßen umzingelt wäre. Denn werden die Pläne realisiert, würde die Verbindungsstraße von Feldkirchen nach Weißenfeld gekappt und südlich des Reiterhofs eine neue Umgehungsstraße geschaffen. Hollys Hof wäre damit komplett abgeschnitten und würde seine einzige Zufahrt verlieren - es sind daher nackte Existenzängste, die den Landwirt um- und antreiben. "Ich kann die verstehen, dass es Vorbehalte gegen das Projekt gibt und Gegner auch versuchen, maximale Öffentlichkeit zu erreichen", sagt Bürgermeister van der Weck. Mit Blick auf die eher zurückhaltende Diskussion im Gemeinderat zum Thema Autobahnkreuz, sagt van der Weck, dies hänge freilich damit zusammen, dass die Planungen erst am Anfang stünden: "Frühestens in einem Jahr wissen wir mehr und dann werden die Gemeinde und der Gemeinderat auch beteiligt." Dass ein Projekt dieser Größenordnung - und aus Sicht des Bundesverkehrsministeriums auch von enormer Dringlichkeit - noch gekippt werden könnte, hält van der Weck aber für ausgeschlossen: "Das ist auch die Botschaft von Herrn Eid: Wenn die Autobahndirektion plant, dann baut sie auch."

Dass ein massiver Ausbau des Ostkreuzes, das allein auf der A 99 in Spitzenzeiten bis zu 160 000 Fahrzeuge täglich befahren, die Verkehrsprobleme im Norden und Osten des Landkreises beheben wird, glaubt in Feldkirchen niemand, und so entwickelte sich in der Gemeinderatssitzung eine sehr allgemeine Diskussion über die stetig zunehmende Belastung durch den Verkehr - und über Wege, wie die Kommunen dem drohenden Verkehrskollaps entkommen können. Auch auf Anregung der Gemeinderäte Herbert Vanvolsem (CSU) und Christian Wilhelm (SPD) kam es zu dem Vorschlag, neue Dialogforen zum Thema Verkehr einzuberufen; unter Einbeziehung so vieler Partner wie möglich - etwa der Autobahndirektion und natürlich auch der Nachbargemeinden Aschheim, Haar, Kirchheim und Ismaning. Da sich allerdings nicht herauskristallisierte, wer denn konkret daran teilnehmen soll, sollen nun die Fraktionen zunächst beraten, welchen Input und welche Expertisen sie denn wünschen.

Bürgermeister van der Weck sagt, er verschließe sich diesem Prozess nicht. "Jedes Gespräch kann etwas bringen. Und alle Gemeinden im Osten stöhnen über den wachsenden Verkehr." Der Zuzug in die Region werde anhalten, ein Ende des Wachstums sei nicht in Sicht - und auch das Verkehrsaufkommen werde immer weiter ansteigen. "Es muss an vielen und großen Stellschrauben gedreht werden", sagt van der Weck. Landwirt Holly sieht das ähnlich - glaubt aber nicht, dass der Ausbau des Autobahnkreuzes Ost eine davon ist.

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