Geht es nach den Jungen Liberalen (Julis), dann könnte Christoph Göbel irgendwann einmal mit dem Flugtaxi von seinem Wohnort Gräfelfing bis zum Ostbahnhof reisen und für die letzte Meile bis zu seinem Arbeitsplatz im Landratsamt am Mariahilfplatz einen autonom fahrenden Kleinbus nehmen. Oder er fährt doch mit dem Auto über den Autobahn-Südring. Falls er dann noch Landrat ist. Einen Zeitpunkt für die Umsetzung ihrer Visionen für die Zukunft der Metropolregion München hat die Jugendorganisation der FDP in Stadt- und Landkreis München in einem gemeinsamen Positionspapier nicht genauer definiert. Inhaltlich aber gehen die Julis bei Themen wie Mobilität, Wohnen, Wirtschaft und Bildung ins Detail und legen konkrete Vorschläge vor.
So sind auch Flugtaxenhubs keine vage Idee, die Knotenpunkte sollen ihrer Ansicht nach am Ost- und Hauptbahnhof, in Pasing sowie im Landkreis in Garching, Haar, Neuried und Gräfelfing geschaffen werden. Sechs Seiten umfasst das Zukunftskonzept des FDP-Nachwuchses, der damit nach eigenen Worten "die stadt- und kreisübergreifende Politik unserer Heimat gestalten und gemeinsam die Chancen einer kooperativen Politik ergreifen" wollen. Der Stadtvorsitzende Felix Meyer betonte nach der gemeinsamen Sitzung: "Es ist zu kurz gesprungen, dass in der Zukunft die Stadt- und Landkreispolitik in den jeweiligen Grenzen gedacht werden." Gerade wenn es um Wohnraum gehe, müssten Landkreis und Stadt gemeinsame Konzepte entwickeln. Genannt wird in dem Positionspapier etwa die Einrichtung einer gemeinsamen Bauagentur und die Vergabe von Gewofag-Wohnraum an Landkreisbürger. "Weiter möchten wir Landkreisbürgern ermöglichen, beispielsweise ihren Ausweis in der Stadt zu beantragen, aber auch umgekehrt", so Meyer.
Der Kreisvorsitzende Sam Batat, fügte hinzu: "Der Landkreis ist einer der wichtigsten Unternehmensstandorte in Bayern. Wir denken daher die Stadt- und Landkreispolitik gemeinsam, um weiterhin für Familien und Unternehmen attraktiv zu sein." Mobilität und Verkehr seien da essenzielle Faktoren. "Wir möchten, dass Infrastrukturprojekte im Landkreis mit der Landeshauptstadt wachsen." Auch müssten die Taktungen bei der S-Bahn endlich erhöht werden, ein Nachtverkehr eingerichtet und auch die U-Bahnen "sinnvoll" verlängert werden. Konkret heißt das: Die U 5 bis nach Freiham, die U 4 über Englschalking zur Messe-Riem, die U 3 nach Untermenzing oder Pasing, die U 6 im Südwesten über Martinsried nach Planegg und im Norden nach Neufahrn sowie die U 1 im Süden nach Solln und im Norden in die Fasanerie. Für das gesamte U-Bahnnetz soll ein Fünf-Minuten-Takt gelten. Weil die Julis aber auch den motorisierten Individualverkehr in Zukunft weiter wichtig finden, fordern sie neben einer Untertunnelung des Mittleren Rings auch den Autobahn-Südring, den Ringschluss der A 99 mit Tunnelführung entsprechend der Machbarkeitsstudie von 2010.
Auch wollen die Jungen Liberalen die Verflechtung von Bildung, Wirtschaft und Forschung vorantreiben und verlangen "Strukturen, die mit der Entwicklung der Zeit mithalten können." Für den Grundschulbereich heißt dies für sie eine Abschaffung des Sprengelprinzips und damit freie Schulwahl. Mehr Freiheiten würden sie auch Gastronomie und Nachtleben einräumen, indem etwa Hausdächer oder bisher "tote Flächen" unter Hochstraßen als Nutzungsmöglichkeit erschlossen werden. Der Lärmschutz ist für sie dabei kein allzu großes Problem. In dem Papier schreiben sie: "Lärmschutzbestimmungen sind auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Hierbei ist dem großstädtischen Charakter Münchens Rechnung zu tragen und daher auch ein erhöhter Lautstärkepegel, welcher durch Gastronomie verursacht wird, unter Abwägung des Anwohnerschutzes im Zweifel zu genehmigen."