Fatih Çevikkollu:Mehr Empathie

Fatih Çevikkollu: Fatih Çevikkollu ist ein deutscher Schauspieler, Komiker und Kabarettist türkischer Abstammung.

Fatih Çevikkollu ist ein deutscher Schauspieler, Komiker und Kabarettist türkischer Abstammung.

(Foto: Tolga Talas/oh)

Der Kabarettist, der mit der RTL-Show "Alles Atze" bekannt wurde, zeigt sein neues Programm in Neubiberg

Interview von Daniela Bode, Neubiberg

Viele kennen ihn als Murat aus der Fernseh-Sitcom "Alles Atze". Seit 2005 ist der Schauspieler und Comedian Fatih Çevikkollu mit Kabarett auf Erfolgskurs. Für sein erstes Soloprogramm "Fatihland" wurde er 2006 mit dem Prix Pantheon Jurypreis ausgezeichnet. Am 10. Mai tritt der gebürtige Kölner türkischer Abstammung mit seinem fünften Soloprogramm "Emfatih" um 19 Uhr in der Aula der Grundschule Neubiberg auf. Die SZ sprach mit ihm über gesellschaftliche Gräben, Mitgefühl und die Zukunft der Türkei.

SZ: Haben Sie in letzter Zeit Ihre Wohnung nach Wanzen abgesucht?

Fatih Çevikkollu: Nein. Das heißt aber nicht, dass keine da sind.

Betrifft Sie die harte Linie Erdoğans in Sachen Presse- und Meinungsfreiheit?

Als Kabarettist nicht. Aber als Mensch, der mitfühlt und denkt: Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Man muss sehen, wie das die Gesellschaft spaltet.

Wie stehen Sie zu dem Verfassungsreferendum, bei dem in Deutschland lebende Türken bis 9. April abstimmen können?

Wenn ich mir ansehe, dass die Macht in den Händen einer Person konzentriert wird, wird die Gewaltenteilung aufgehoben. Das ist ganz weit weg von Demokratie. Deshalb hoffe ich, dass die Menschen, die das betrifft eine Entscheidung fällen, die für sie, für das Land und vielleicht auch für uns gut ist. Ein Trump, der einen Muslim-Bann ausspricht, wird von den Gerichten wieder zurückgepfiffen. Dieses Gleichgewicht der Gewalten würde es in der Türkei nicht mehr geben.

Fürchten Sie, dass die Türkei zu einer Diktatur werden wird?

Es deutet alles darauf hin. Wenn die Nein-Sager schon als kriminell behandelt werden, da stimmt doch etwas nicht. Überhaupt diese Frage nach Ja oder Nein. So eine Vereinfachung! So eine Möglichkeit, Gräben zu ziehen! Da profitieren nur die Hetzer.

Warum gibt es doch viele, die sich mit einem Ja anfreunden können?

Natürlich ist die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei nicht von der Hand zu weisen. Die in Deutschland lebenden Türken haben eher das Prozedere des Nicht-Angenommen-Worden-Seins, gerade in Bayern. Seehofer hat immer Stimmen gesammelt, indem er Politik gegen die Türkei gemacht hat. Dann kommt zum ersten Mal ein Erdoğan, der sagt, ihr seid Türken und ich stehe hinter euch.

Ihr neues Programm heißt "Emfatih", also Mitgefühl. Warum?

Die Idee dazu kam mir, als sich hier in Köln Hogesa getroffen hat. Für Nicht-Kölner klingt das vielleicht nach einem Karnevalsverein. Es steht aber für Hooligans gegen Salafisten. Ich habe vor meiner Haustür gesehen, wie ein marodierender Mob entfesselt, aggressiv und alkoholisiert herumrennt und eine unkontrollierte Macht ausübt. Da habe ich einen gefühlten Eindruck von dem bekommen, wie es sich im Dritten Reich als Jude oder als Roma angefühlt haben muss. Das ist mir durch Mark und Bein gegangen. Ich dachte, was hier fehlt, ist Empathie. Die Frage ist nicht, woher man kommt, sondern ob wir verbunden sind.

Sie sind bekannt für bissiges, nachdenkliches Kabarett. Was erwartet die Zuschauer in Neubiberg?

Ein Abend, der vielleicht den einen oder anderen Irritationsmoment mit sich bringt. Und wir werden sehr viel lachen. Wer nicht lacht, kriegt sein Geld zurück.

Sie kennen Neubiberg schon?

Ich spiele immer wieder im Raum München. Ich finde es schön dort. Das Bairische ist ganz anders als das, wie ich spreche. Da höre ich hin, das finde ich bunt, das finde ich interessant. Da denke ich mir: Ach guck mal, das sind ja lustige bunte Fische hier.

Karten gibt es an der Abendkasse für 20 Euro, im Vorverkauf für 18 Euro. Vorverkaufsstellen sind die Gemeindebücherei und die Buchhandlung Lentner.

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