Faschingssaison:Narrische Zeiten

Die Faschingsgesellschaften und -vereine planen bereits intensiv ihre Saison und bereiten sich auf Bälle, Umzüge und Krönungen in Präsenz vor. Doch wie genau die Corona-Vorgaben und bei steigenden Fallzahlen aussehen werden, ist noch unklar.

Von Claudia Wessel

Es gibt ein Prinzenpaar, vielleicht sogar zwei bei der Faschingsgesellschaft Würmesia mit Sitz in Neuried, verspricht Präsidentin Pia Krock, 23, und das ist so ziemlich die einzige Sache, die sie mit Sicherheit sagen kann. Der Öffentlichkeit vorgestellt werden die Prinzenpaare oder das Prinzenpaar am Donnerstag, 11. November um 11.11 Uhr auf dem Münchner Marienplatz, unter freiem Himmel und insofern ziemlich unabhängig von Corona-Regeln.

Ansonsten wird die Faschingssaison 2021/22 mit "Plan A bis C" geplant, so Krock. Denn wie sich die Corona-Lage und die entsprechenden Regeln weiter entwickeln werden, ist noch unklar. Wie auch immer sie aber aussehen werden: "Das hält uns nicht auf!", verspricht Krock. "Der Wille, den Fasching wieder zu feiern, ist da." Vor allem, da er im vergangenen Jahr nur online gefeiert werden konnte.

Auch das hat aber die Würmesia-Mitglieder und ihre Fans nicht davon abgehalten, die Tradition aufrecht zu erhalten. So etwa gab es im vergangenen Jahr einen "Grand Prix der Kostüme". Dieser wurde ausgeschrieben von sieben Münchner Faschingsgesellschaften, dabei auch die Würmesia. Kostüme wurden online vorgestellt. Man konnte entweder ein aktuelles Foto einschicken oder eines aus Vorjahren. Die "Social-Media-Gemeinde", wie Krock sagt, stimmte ab. Es gab insgesamt sieben Gewinner. So etwa siegte eine fünfköpfige Männertruppe, die sich als Gummibärchen verkleidet hatte.

Ob und wie dieser Grand Prix in der aktuellen Saison wieder stattfinden wird, ist ebenso offen wie alles andere. Doch bereit sind die Würmesia-Mitglieder für alles. "Die drei Tanzgruppen haben fleißig geübt und jede hat ein Programm", verspricht Krock. Die drei Gruppen, das sind die Erwachsenen- und die Kindergarde sowie das Männerballett. Geplant sind wieder Auftritte in Einrichtungen wie Altenheimen. Dabei wird aktuell überlegt, ob man auf den Parkplätzen tanzen kann, und die Bewohner nur aus den Fenstern schauen. Auch die Inthronisation der Prinzenpaare, die immer am 5. Januar stattfindet, soll zwar abgehalten werden, aber wo, das ist noch unklar. Beim letzten Auftritt in der Saison 2019/20 fand sie in der Mehrzweckhalle Neuried statt.

Faschingssaison: Der letzte fröhliche Aufschrei kurz vor Beginn der Pandemie: Feierlustige der Unterhachinger Gleisenia haben sich im Februar 2020 mitten im Fasching in Grün gekleidet - und Bürgermeister Wolfgang Panzer kommt nicht aus.

Der letzte fröhliche Aufschrei kurz vor Beginn der Pandemie: Feierlustige der Unterhachinger Gleisenia haben sich im Februar 2020 mitten im Fasching in Grün gekleidet - und Bürgermeister Wolfgang Panzer kommt nicht aus.

(Foto: Claus Schunk)

Eine lange Liste von weiteren möglichen Terminen ist vorhanden. So etwa gibt es normalerweise Gardetreffen oder Kindergardetreffen, die der Bund Deutscher Karneval, Abteilung Oberbayern, organisiert. Möglich oder nicht? Man wird sehen. Etwas Gutes hatte der ausgefallene Fasching 2020 aber auch, berichtet Krock. Die Faschingsgesellschaften, die ja sozusagen alle im selben Boot saßen, taten sich wieder etwas mehr zusammen und stellten gemeinsam Aktionen auf die Beine, ein neuer Zusammenhalt entstand. Nun hofft man, diesen in dieser Saison auszubauen. Mit Plan A, B oder C.

"Viele Leute können sich noch nicht vorstellen, in einer Menschenmenge unbeschwert zu feiern", sagt Stefan Lex, Präsident der Unterhachinger Faschingsgesellschaft Gleisenia. Die Gleisenia möchte Vorreiter sein und zeigen, dass es möglich ist. "Nach der Pest hatten ja auch viele Menschen Angst und die Schäfflertänzer machten den Anfang", sagt er, ohne natürlich Corona mit der Pest vergleichen zu wollen, wie er betont. Auf jeden Fall ist es "eine schwierige Zeit für den Fasching", weiß Lex, und alle befreundeten Präsidenten sagen das gleiche. Trotzdem freut man sich, die Saison 2021/22 wieder "in Präsenz" feiern zu können.

Am Freitag, 12. November, findet daher der Schwarz-Weiß-Ball der Gleisenia in der Hachinga Halle statt, der auch die Inthronisation ist. Dort werden die Garden, die fleißig geübt haben, ihr Können vorführen. Auch Prinzenpaare werden zu sehen sein - wer genau, das ist natürlich noch ein Geheimnis, das erst an dem Abend gelüftet wird. Ob der Ball unter 3G-plus oder 2G stattfinden darf, steht noch nicht fest. Selbst die Gemeinde konnte darüber keine Auskunft geben, da noch nicht klar ist, ob ein Ball als Club definiert wird oder als etwas anderes. "Aber der Ball wird auf jeden Fall stattfinden", so viel ist sicher, sagt Lex. Es gibt auch noch freie Plätze.

München: Faschings-Beginn 01 - WÜRMESIA

Auch bei der Faschingsgesellschaft Würmesia freuen sich alle auf die Rückkehr in Präsenz.

(Foto: Johannes Simon)

Wie es mit der Saison weitergeht, komme auch auf den Unterhachinger Weihnachtsmarkt an, sagt Lex. Denn die Bedingungen dort würden in etwa so sein wie beim Faschingstreiben auf dem Rathausplatz am Faschingswochenende Ende Februar. Auch den bekannten Almrock-Ball mit den Cagey Strings in der Hachinga Halle plant man bei der Gleisenia. Datum und alles weitere sind aber aus bekannten Gründen noch offen.

"Es ist sehr schwierig, alles ist komplett anders als vor Corona", sagt die Präsidentin des Kirchheimer Narrenrats (Kirnarra), Kathrin Schmied. "Aber es freuen sich doch alle so, dass es wieder Fasching gibt, und wir sind frohen Mutes." All die Aktiven hätten schließlich so lange nur online geprobt, "die möchten mal wieder was herzeigen". Das werden sie aber erst am 5. Januar tun, beim offiziellen Faschingsbeginn der Kirnarra, vermutlich in Pliening.

Am Samstag, 13. November, werden aber schon die beiden Prinzenpaare (Kinder und Erwachsene) vorgestellt und zwar um 11.11 Uhr im Räter Einkaufszentrum in Heimstetten. Dort findet auch der vorweihnachtliche Kathrein-Markt statt, wo sich die Besucher mit Speis und Trank versorgen können, während auf der Bühne die Prinzenpaare agieren. Am Nachmittag gibt es dann noch Animationen für Kinder. Außerdem tritt eine befreundete Tanzgruppe auf, um 15 Uhr die Wild West Boys und um 17 Uhr die Wild West Girls mit Cancan. Bei Gastauftritten in Altenheimen, Schulen und Kindergärten wollen die Kirnarra-Garden ab Januar auch möglichst unter freiem Himmel tanzen.

"Wir planen", sagt auch die Präsidentin des Schleißheimer Narrenrats, Christine Hutterer. Ob dann alles stattfinden kann, wird man sehen. Die Tanzgruppen trainieren jedenfalls und würden sich freuen, auf dem Silvesterball, dem alljährlichen Highlight des Narrenrats, auftreten zu können. "Ob 3G-plus oder 2G, mal schauen", sagt Hutterer. Im Fasching selbst im kommenden Jahr "hoffen wir auf Outdoor". Ein Kurfürstenpaar wird es jedoch nicht geben, "weil es uns zu unsicher war". Einem solchen Paar muss man "einen guten Fasching bieten", sagt Hutterer. Denn es hat viele Kosten, etwa für die Kostüme. Da es diesmal kein solches Paar gibt, findet auch am Wochenende nach dem 11. November keine offizielle Veranstaltung statt, sondern nur eine interne, bei der die Tanzgruppen ihr Können präsentieren.

Thomas Schweissgut, Erster Vorsitzender und "Zeremonienmeister" des Unterschleißheim-Lohhofer Faschingsclubs Weiß-Blau, freut sich ganz besonders auf Sonntag, 22. Februar. Denn an diesem Tag ist der Faschingsumzug der Damischen Ritter in München wieder geplant, an dem die Unterschleißheimer traditionell mit ihrem Wagen teilnehmen. Ihren eigenen Faschingsumzug in Unterschleißheim planen sie für den 26. Februar. Jetzt aber wird erst mal am Freitag, 12. November, von 19 Uhr an in der Unterschleißheimer Mehrzweckhalle bei freiem Eintritt die Rückkehr der Narren nach 626 Tagen Pause gefeiert, das haben die Mitglieder genau nachgezählt, und sie freuen sich auf "ein volles Haus", natürlich mit den entsprechenden G-Regeln.

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