Fasching:Zwischen Tüllröckchen und buntem Fellhemd

Fasching: Die fünfjährige Lara hat gewählt: Sie geht mit dieser Maske zum Kinderfaschingsball.

Die fünfjährige Lara hat gewählt: Sie geht mit dieser Maske zum Kinderfaschingsball.

(Foto: Claus Schunk)

Im Pfarrsaal von St. Magdalena in Ottobrunn wechseln viele gebrauchte Kostüme für einen guten Zweck die Besitzer.

Von Claudia Wessel, Ottobrunn

"Kaufen!" sagt Roman. Seine Frau ist gerade grinsend vor ihm aufgetaucht, in einem grünen Kleid mit Karos in unzähligen Farben. Es passt in der Tat wie angegossen, sie freut sich offenbar über sein Urteil und verschwindet wieder im Getümmel. Es ist 15.15 Uhr und im Pfarrsaal der Gemeinde St. Magdalena in Ottobrunn herrscht ein unglaubliches Gedränge.

Zwischen den Kleiderständern, auf denen geordnet nach "Damen", "Herren" und "Kindern" die verrücktesten Faschingsoutfits hängen, quetschen sich Menschen aneinander vorbei. Sie alle waren pünktlich zum Öffnen der Türen um 15 Uhr da und versuchten nun, die besten Stücke zu ergattern. Ihre Suche wird begleitet von lauter Faschingsmusik.

Der Secondhandmarkt für Faschingskostüme in der Pfarrei findet alle zwei Jahre statt. Der Erlös kommt der Aktion Hoffnung zugute, die weltweit Entwicklungsprojekte unterstützt. Die meisten der hier hängenden Kostüme wurden gespendet. Angesichts des Ansturms steht fest: Der Fasching im Landkreis lebt.

Am "Herren"-Ständer steht Günter Kießling, 83, aus Ottobrunn und blättert ein wenig ratlos durch die Kleiderbügel. "Eigentlich hab ich überhaupt nicht vor, zum Fasching zu gehen", sagt er. "Aber sicher ist sicher, falls mich doch noch jemand einlädt." Eine Vorstellung von seinem Kostüm hat er nicht. "Immer wenn ich eine hatte, habe ich nichts gefunden", sagt er. "Aber ich liebe auf jeden Fall bunt." Zum Spaß zieht er eine rot-blau glänzende Art Badehose hervor und zeigt sie seiner Frau. "Wie wär's damit?" Schließlich entscheidet er sich für ein schwarz-pink gestreiftes Jackett.

Susanne, 30, aus Riemerling, ist auf der Suche nach zehn Tüllröckchen für ihre Weiberfaschingsgruppe. Ausgeführt werden soll das Ganze beim Weiberfasching im Alten Wirt in Höhenkirchen. Ein älterer Herr aus Siegertsbrunn steht reglos mitten im Getümmel. Über seinem Arm hängen ein Tigerkostüm, ein Hut mit Spitzen, ein grün-gelbes Fellhemd, ein schwarzes Kleid mit Pink und eine Samtjacke - all das hat seine Frau bei ihm abgelegt. Sie sucht für sich selbst und die Kinder. "Manchmal findet sie auch was für mich,"sagt der geduldige Ehemann. Zum Fasching geht's dann "zum Inselkammer nach Aying".

Dorothee, 15, und Gregor, 19, sind mit der Mama da. Alle wollen zum Karneval in Venedig der Pfarrei St. Magdalena am 8. Februar. Dorothee hat schon einige glitzernde Oberteile über dem Arm, Gregor trägt eine Perücke mit langen grauen Locken. Auch Christl aus München, gerade in einem Clownskostüm, sucht etwas für den Weiberfasching. Den feiert sie jedes Jahr privat mit zehn Damen in Waldperlach. Und jede muss natürlich jedes Jahr ein anderes Kostüm anhaben.

Ruth Maria Funke ist ebenfalls aus München angereist. Sie ist die Leiterin der "Anspielgruppe", also der Theatergruppe, in der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde Perlach und hat für die Schauspielerinnen ein paar lange Glitzerkleider über dem Arm. Aber auch für den Faschingsbesuch hat sie etwas gefunden: einen Cäsar-Lorbeerkranz für ihren Mann und Zwanzigerjahre-Federn für sich.

Natürlich sind auch viele Kinder hier auf der Suche. Valentin, 8, grinst glücklich unter einem Cowboyhut hervor. Roman, "aktives Mitglied im Köln-Münchner Karnevalsverein", hat auch gerade das große Los gezogen: eine rote Latzhose mit der Aufschrift "1.FC Köln". Damit geht's dann zu Faschingsumzügen ins Rheinland.

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