Vorausgeschaut:Fasching ist, wenn man trotzdem feiert

Vorausgeschaut: Die Showtanzgruppe des Unterschleißheim-Lohhofer Faschingsclubs rahmt beim Inthronisationsball auf der Bühne das Prinzenpaar ein.

Die Showtanzgruppe des Unterschleißheim-Lohhofer Faschingsclubs rahmt beim Inthronisationsball auf der Bühne das Prinzenpaar ein.

(Foto: Sabine Hanka/UFC)

Nach zwei Jahren ohne Bälle und Umzüge drehen die Fans der närrischen Zeit in diesem Jahr wieder richtig auf. Dabei hat etwa der Unterschleißheim-Lohhofer Faschingsclub durch Hilfsaktionen während der Pandemie und für die Ukraine bewiesen, dass er mehr ist als ein Spaß-Verein.

Von Bernhard Lohr, Landkreis München

Mit Humor lässt sich vieles leichter ertragen. Vielleicht ist das auch das Geheimnis zahlreicher Faschingsfreunde in schweren Zeiten. Zur Corona-Pandemie kam im vergangenen Jahr auch noch der Krieg. Just am unsinnigen Donnerstag, wenn traditionell auch im Landkreis München der Weiberfasching gefeiert wird und die tollen Tage sich ihrem Höhepunkt nähern, ist Russland in die Ukraine einmarschiert. Der Krieg überschattet in diesem Jahr die ganze Saison. Doch Ausgelassenheit, Tanzen, Feiern, das darf und muss vielleicht gerade erst recht wieder sein. Das Bedürfnis danach ist jedenfalls nach zwei Jahren ohne Bälle und Umzüge groß. Die Platzkarten für den Weiberfasching in Unterschleißheim waren nach drei Tagen vergriffen. "Die Stimmung ist zurück", sagt Simon Fischer, Sprecher des Unterschleißheim-Lohhofer Faschingsclubs Weiß-Blau (UFC). "Wir haben den vollen Run."

Vorausgeschaut: Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck hat den Rathausschlüssel an Angela I. und Sebastian II. übergeben.

Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck hat den Rathausschlüssel an Angela I. und Sebastian II. übergeben.

(Foto: Simon Fischer/UFC)

Dabei ist der Landkreis München nicht Köln, nicht Mainz und auch keine der Faschingshochburgen in Bayern. Aber es existiert eine quicklebendige Szene. Auch wenn es viele vielleicht nicht bemerkt haben. Prinzenpaare haben in etlichen Kommunen wieder die Regentschaft übernommen. Die Honoratioren heißen jetzt Alicia Sophie I. und Philipp I. wie in Kirchheim oder Conny I. und Markus II. in Oberschleißheim. Sie kommen nicht aus der CSU, der SPD oder von den Grünen. Sie wurden von der Kirnarra in Kirchheim und der Narrhalla in Oberschleißheim auf den Schild gehoben.

In Unterhaching hat die Gleisenia ihr Prinzenpaar proklamiert und inthronisiert - in Unterföhring die Faschingsgesellschaft Feringa, die Würmesia ihre Regenten fürs Würmtal und für München und der UFC für Unterschleißheim. Auch für wildes Volk ist Platz. Das Pullacher Rathaus rechnet wieder fest mit dem Sturm der Schwanecker Rittersleit, die nebenher Anfang und Mitte Februar große Faschingsbälle planen.

Simon Fischer war in der Saison 2017/2018 als Simon I. selbst Faschingsprinz in Unterschleißheim. Bis heute ist er als rühriger Organisator im UFC unterwegs. Vergangenen Donnerstag chauffierte er Angela I. und Sebastian II. nach Prien am Chiemsee. Dort war im König-Ludwig-Saal Prinzenpaartreffen mit 36 Hoheiten aus ganz Oberbayern, organisiert vom Landesverband Oberbayern im Bund Deutscher Karneval. Die Garde der Prienarria trat auf, es wurde viel getanzt und die Prinzenpaare behängten sich gegenseitig mit Orden und gingen am Ende schwer beladen nach Hause, nachdem traditionell ein Walzer getanzt worden war. Eine Faschingssaison sei ein Erlebnis, sagt Fischer: "Man lernt wahnsinnig viele nette Leute kennen." Die Zeit als Prinz sei eine große Erfahrung gewesen - intensive Wochen mit wenig Schlaf.

Vorausgeschaut: UFC-Präsident Thomas Schweissgut überreicht Christoph Breitfeld vom BRK den "Olé Uhu".

UFC-Präsident Thomas Schweissgut überreicht Christoph Breitfeld vom BRK den "Olé Uhu".

(Foto: Sabine Hanka/UFC)

Dabei geht es nicht nur ums Feiern, sondern auch um den Zusammenhalt. Das weiß man beim UFC seit jeher, wo die Faschingssaison durch einen Trauerfall überschattet wird. Der kürzlich verstorbene Altbürgermeister Rolf Zeitler war einer der Mitgründer des Vereins und hat diesen stark geprägt. Zeitler war erster Vorstand und im Fasching bis zuletzt mit seiner Frau Monika, die die Kindergarde übernahm, präsent. "Sein persönliches Engagement in der Stadt war sehr groß", sagt Fischer. Wer diesem Beispiel folgt, dem verleiht der UFC traditionell eine Auszeichnung. Diesmal ging der "18. Olé Uhu", benannt nach dem Wappentier der Faschingsfreunde, an den örtlichen Rotkreuz-Bereitschaftsleiter Christoph Breitfeld, der die Corona-Bekämpfung in der Stadt mit viel Einsatz mit organisiert und auch die Ukraine-Hilfe gleich zu Beginn des Krieges anschob und ins Krisengebiet fuhr.

Der UFC hat damals eine Wagenladung mit Hilfsgütern beigesteuert. Der Verein übernahm Verantwortung wie in der Corona-Pandemie auch, als er statt eines Balls oder Umzugs ein "Faschingsimpfen" ausrichtete. Moralisch versuchte man, eine Stütze zu sein. "Wir sind nicht komplett von der Bildfläche verschwunden", sagt Fischer. Statt eines Prinzen oder einer Prinzessin nominierte man ein Eulen-Maskottchen namens "Asiotus I.", was nichts anderes heißt als Waldohreule. Mit der Eule waren die Faschingsfreunde in den sozialen Medien für die Menschen im Lockdown präsent.

Das UFC-Prinzenpaar Angela I. und Sebastian II. erlebt nun einen besonderen Fasching. Sie haben sich im Jahr 2000 beim Tanzen in der Disco kennengerlernt. Seit 17 Jahren sind sie verheiratet. Und seit dem Herbst 2021 sind sie auch bereits als Prinzenpaar nominiert. Dieser formale Akt wurde damals wegen Corona im Freien vollzogen. Der Fasching fiel dann wegen hoher Inzidenzen aus. Und so wurden sie erst am 14. Januar 2023 auf einem Ball im Unterschleißheimer Bürgerhaus standesgemäß inthronisiert. Da war dann alles wie früher. Mindestens. Simon Fischer sagt, die Leute hätten wieder Lust auf Normalität und aufs Feiern. Es gibt ja auch nicht nur Pandemie und Krieg. Vor 60 Jahren wurde der deutsch-französische Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Vor 50 Jahren besiegelten Le Crès und Unterschleißheim ihre Partnerschaft. Das Motto des UFC heuer: C'est la vie à Paris.

Vorausgeschaut: Der Gardetanz der Kindershowgruppe des UFC Weiß-Blau

Der Gardetanz der Kindershowgruppe des UFC Weiß-Blau

(Foto: Simon Fischer/UFC)

Feiern wie in Paris. Damit geht es jetzt richtig los. Etliche Kinderbälle und große Faschingsfeste stehen schon kommende Woche an. So richtet die Gleisenia am Freitag, 3. Februar, einen Almrock-Faschingsball in der Hachinga-Halle aus, auf dem die Cagey Strings spielen. Die Schwanecker Rittersleit geben am Samstag, 4. Februar, im Pfarrheim einen Ball, sowie am selben Abend die Kirnarra, die im Bürgerhaus in Haar eine Gala mit Live-Band veranstalten. Richtig rund geht es am Weiberfasching am unsinnigen Donnerstag, der diesmal auf den 16. Februar fällt: die Faschingsgesellschaft Feringa feiert im Oberföhringer Bürgerpark. In Unterschleißheim ist Weiberfasching, diesmal wieder mit Live-Band, und in Oberschleißheim bei der Narrhalla auch im Bürgerhaus.

Nach der Corona-Unterbrechung finden auch wieder bunte Faschingstreiben am Rosenmontag und am Faschingsdienstag quer durch den Landkreis statt. Die Würmesia feiert Kehraus groß in der Neurieder Mehrzweckhalle. Davor stehen noch Faschingszüge an, in Unterschleißheim am Samstag, 18. Februar, sowie in Unterföhring am Faschingssonntag, 19. Februar.

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