Familienprojekt in Haar:Gepflegte Wildnis

Katharina Dworzak Beteiligungsprojekt Gronsdorfer Straße

Katharina Dworzak (links, mit Sohn Joshua) und Nina Jaksch wollen den Wildwuchs auf dem Grundstück an der Gronsdorfer Straße in geordnete Bahnen bringen. Den Segen des Gemeinderates dafür haben sie.

(Foto: Janina Küfner/Gemeinde Haar)

Haars Dritte Bürgermeisterin Katharina Dworzak will ein bisher als Lagerplatz genutztes Gemeindegrundstück unter Anleitung eines Umweltpädagogen mit Kindern in einen improvisierten Park umgestalten.

Von Bernhard Lohr, Haar

Jung und Alt sollen in Haar gemeinsam anpacken und sich eine vergessen im Ortszentrum liegende Brachfläche erschließen. Eine "Parkwildnis" soll daraus entstehen - ein Ort, an dem Familien Picknick machen, Kinder auf Erkundungstour gehen und Senioren sich entspannt aufhalten und spazieren können. Die Idee dazu hatten Dritte Bürgermeisterin Katharina Dworzak (SPD) und die Haarerin Nina Jaksch.

Sie haben sie weiter verfolgt und schon in einigen Workshops bei ganz unterschiedlichen Gruppen in der Gemeinde Unterstützer gewonnen. Nun hat der Gemeinderat das abgesegnet und 10 500 Euro zugesagt. Die Arbeiten auf dem Areal an der Gronsdorfer Straße können also beginnen.

Die Pläne sind recht weit gediehen. Wobei nichts bis ins Detail festgelegt ist. Das sei Teil des offenen Konzepts, sagte Katharina Dworzak im Gemeinderat, als sie das Projekt vorstellte. Bisher sind auf dem Grundstück nahe der Katharina-Eberhard-Straße, das der Gemeinde gehört, Baumaterialien gelagert. Zwischen Kieshaufen, die sich auftürmen, herrscht Wildwuchs. Das alles soll nun in einem Gemeinschaftsprojekt, an dem auch Kinder mitwirken, unter professioneller Anleitung in gepflegte Wildnis umgestaltet werden. Ein Mini-Amphitheater ist vorgesehen, ein Kies-Rundweg mit einem Aussichtsplatz, eine temporäre Wasserstelle, eine Picknickwiese, ein Totholz-Labyrinth. Dazu: ein Kies-Rundweg mit Holztunnel, ein Blumenrasen, ein Brunnen, ein Boden-Mühlespiel. Es sollen Stauden gepflanzt und ein Lattentunnel angelegt werden.

Viel Engagement, wenig Kosten

Bei den Gemeinderäten kam ziemlich gut an, dass das alles Mütter, Väter, Jugendliche, Kinder und auch Senioren umsetzen sollen. Kosten entstehen außer für den Fachplaner und den temporären Einsatz des Bauhofs nicht. Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) sagte, ihm gefalle besonder, "dass das für alle sein soll". Dietrich Keymer (CSU) begrüßte, dass gerade auch für Jugendliche ein Ort geschaffen werden könnte. "Das Projekt hat Charme", sagte Peter Siemsen (FDP). Nur Mike Seckinger (Grüne) zeigte sich anfangs irritiert, weil er, wie er sagte, bis dato nichts von dem Vorhaben mitgekriegt hat, obwohl es doch angeblich schon so lange am Ort diskutiert wird. Er hätte sich mehr Informationen zu einem früheren Zeitpunkt erwartet. Trotzdem begrüßte Seckinger die Idee: "Super, Glückwunsch, ein besonderes Projekt."

Wie so vieles ist auch dieses aus der Not geboren. Katharina Dworzak erzählte, wie Eltern in der Corona-Krise oft nicht gewusst hätten wohin mit den Kindern. Freiräume seien begrenzt. Der Rodel-Hügel sei im Winter überfüllt gewesen. Es solle ein Partizipationsprojekt werden, an dem sich alle und insbesondere die Familien aus dem Umfeld ganz niedrigschwellig beteiligen könnten. Dworzak wies Spekulationen zurück, es müsste dafür erst der Bebauungsplan geändert werden, um das möglich zu machen. Sie denke an eine "Zwischenlösung" und keine dauerhafte Umgestaltung des Geländes. Seckinger hatte daran erinnert, dass die Gemeinde die Fläche als Bauland im Vorrat gelistet habe. Dietrich Keymer (CSU) gab zu bedenken, dass man vorsorglich klären müsse, ob Nachbarn irgendwie betroffen sein könnten.

Das Konzept wurde in Workshops mit dem Hort der Arbeiterwohlfahrt vorgestellt, beim Betreuten Wohnen der Awo waren Dworzak und Jaksch schon und bei der Jugendsozialarbeit der Grundschulen und bei den Jugendzentren. Mit dabei war da bereits Landschaftsarchitekt Herbert Österreicher. Dieser hat Erfahrung mit der Planung und Gestaltung von Freianlagen und Spielplätzen an Kindertagesstätten und Grundschulen. Er hält Fachvorträge und Seminare zum Thema und versteht sich als Umweltpädagoge. Zu seinen Beratungsleistungen gehört nach eigener Darstellung, gemeinsam mit Eltern und Kindern Natur- und Spielräume zu entwickeln.

Gemeinschaftstage

Gedacht ist jetzt an sogenannte "Gemeinschaftstage", an denen das Projekt in sieben Modulen jeweils an einem Samstag umgesetzt wird. Anfangs soll das Gelände grob modelliert werden. Der Wegebau wird vorbereitet. Das nächste mal werden die Wege angelegt, und wieder das nächste Mal dann das Amphitheater sowie Sitzbänke und Stammhölzer, auf die man sich setzen kann, platziert. Dem Konzept zufolge soll jeweils von 9 bis 17 Uhr mit einer gemeinsamen Mittagspause gearbeitet werden. Die Teilnahme von Kindern ist ausdrücklich gewünscht, sie sollen sogar die Mehrzahl der Helfer darstellen. 15 bis 30 Erwachsene sollten aber mit von der Partie sein. Bauleiter ist Landschaftsplaner Herbert Österreicher.

Interessierte sollen sich unkompliziert anmelden und mitmachen können. Spenden will man akquirieren und zur jährlichen Pflege der Fläche Workshops organisieren. Bürgermeister Bukowski warb dafür, die Leute "einfach mal machen zu lassen". Als einzige stimmte Gerlinde Stießberger (CSU) gegen das Projekt, weil sie befürchtet, dass durch die außerplanmäßige Ausgabe von 10 500 Euro Sparbemühungen der Kommune unterlaufen werden.

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