Fachkräftemangel:Ohne Wohnheim keine Schüler

Weil Experten fehlen, soll die Berufsschule in Riem künftig Kinderpfleger ausbilden. Doch diese brauchen eine Unterkunft

Von Stefan Galler, Landkreis

Der Ausschuss für Bauen und Schulen des Landkreises München hat in seiner Sitzung am Montagnachmittag erwartungsgemäß einstimmig dafür gestimmt, seine Berufsschule in Riem um den Bereich Kinderpflege zu erweitern. Auch das Vorhaben, eine Zweifachsporthalle und ein Schülerwohnheim zu errichten, unterstützten alle Ausschussmitglieder. Den Plan, eine Fachakademie für Sozialpädagogik aufzubauen, will man weiter verfolgen, obwohl das bayerische Kultusministerium diesen Wunsch des Landkreises vorerst zurückgestellt hat.

Eine Entscheidung, die der Neubiberger Kreisrat und Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) kritisch hinterfragte. Es sei nicht nachvollziehbar, dass das Ministerium diese "für die Akquise von Fachkräften dringend notwendige" Akademie blockiere. "Wir können uns ein Abwarten schlichtweg nicht leisten." Landrat Christoph Göbel (CSU) entgegnete, der Landkreis dürfe sich durch die Entscheidung der Staatsregierung nicht entmutigen lassen. "Wir wissen, wir müssen dranbleiben und weitermachen, um Fakten zu schaffen." Es ist laut Göbel klar, dass man für die Realisierung der Pläne keine Zuschüsse vom Freistaat erwarten dürfe, weil der Landkreis dafür schlichtweg zu reich sei. "Das heißt im Umkehrschluss, dass der Freistaat so günstig keine solche Ausbildungsstätte bekommt. Deshalb bin ich absolut sicher, dass wir den Zuschlag bekommen werden", so der Landrat, der einräumte, dass der Wettstreit von Städten und Landkreisen um pädagogisches Fachpersonal enorm hart und "hochpolitisch" sei.

Knackpunkt sei die Unterbringung der Auszubildenden, so Göbel. "Die entscheidende Frage ist, ob wir auch ein Wohnheim in unmittelbarer Nähe der Schule anbieten können." Nur in diesem Fall könne eine solche Berufsfachschule für Kinderpflege und auch eine mögliche Fachakademie für Sozialpädagogik erfolgreich sein. "Im Idealfall können wir die von uns selbst ausgebildeten Kräfte anschließend gleich mit einem Arbeitsplatz und Wohnraum in der jeweiligen Gemeinde versorgen, wo die Leute dann auch arbeiten sollen", sagte Göbel.

Grünen-Kreisrätin Gudrun Hackl-Stoll, die als Ergotherapeutin selbst in einer Berufsfachschule unterrichtet, berichtete von einer bedenklichen Entwicklung: "Die Schülerzahlen im pädagogischen Bereich sind rückläufig, junge Leute wollen in diesen Berufen nicht mehr arbeiten, weil man - und das ist das Grundproblem - von Sozialberufen in München und dem Landkreis nicht mehr leben kann." Deshalb sei man darauf aus, sich den Nachwuchs in diesen Bereichen eben "selbst zu ziehen", wie der Landrat betonte. Darin bestärkte ihn Alexander Greulich (SPD) aus Ismaning: "Wir haben in der Gemeinde gute Erfahrungen mit dieser Strategie gemacht."

Auch die CSU-Fraktion stellte sich hinter den Beschluss, Haushaltsexperte Helmut Horst stellte jedoch die Kalkulation infrage. Mit den avisierten Baukosten von etwa 34 Millionen Euro sei der Ausbau nicht zu stemmen, so Horst.

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