„Euthanasie“-Verbrechen:„In einigen Familien gibt es so ein unbestimmtes Halbwissen“

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Richard Hamburger wurde aus seiner Familie gerissen und ermordet. Das Bild zeigt ihn auf den Schultern seines Bruders Walter. (Foto: privat)

Um an die Opfer des nationalsozialistischen Mordprogramms in Psychiatrie-Einrichtungen zu erinnern, bittet der Bezirk Oberbayern Angehörige um Dokumente und Fotos. Die Archivare Nikolaus Braun und Verena Rapolder wollen diese Menschen damit aus der Anonymität holen. Und sie wissen, dass die Zeit drängt.

Von Laura Geigenberger, Haar

Würde man alle Ordner, Akten und sonstigen Dokumente aneinanderreihen, die der Bezirk in seiner historischen Sammlung an der Prinzregentenstraße in München verwahrt, ergäbe sich eine Strecke von rund einem Kilometer – also etwa vom Sitz der Bezirksverwaltung bis zum Friedensengel. Nikolaus Braun, 62, leitet seit 20 Jahren das Archiv mit Sitz im Münchner Stadtzentrum, dessen Aufgabe es ist, geschichtlich wertvolle Unterlagen aus den Bezirkseinrichtungen zu bewahren. Die ältesten Akten stammen noch aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts; einen Schwerpunkt bildet jedoch der Archivkorpus zur Geschichte des unter dem Euphemismus „Euthanasie“ bekannten Mordprogramms in der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar während des Nationalsozialismus. Braun zur Seite steht seit 2016 seine Stellvertreterin Verena Rapolder, 36. Im Doppelinterview reflektieren die beiden Historiker über ihre Erinnerungsarbeit – und erzählen von einem neuen Sammelprojekt.

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