Kreis-Initiative gegen Erziehermangel:In den Kitas sind 180 Stellen unbesetzt

Eltern und AWO starten Unterschriftenaktion zur Kinderbetreuung

Der Erziehermangel trifft viele Einrichtungen im Landkreis.

(Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Der Landkreis hat den Fachkräftemangel in den Betreuungseinrichtungen erhoben und will nun gegensteuern. Im Gespräch ist, künftig auch an der Berufsschule München-Land Kinderpfleger auszubilden.

Von Iris Hilberth und Bernhard Lohr, Landkreis

Verzweifelte Eltern, ratlose Bürgermeister und ein eklatanter Personalmangel: Das große Buhlen um Erzieherinnen im Landkreis ist in Stellenanzeigen wie auf Plakatwänden allgegenwärtig. Doch das Geschäft ist mühsam, die Konkurrenz groß und der Markt leergefegt. Landkreisweit fehlen 180 Erzieher und Kinderpfleger. Das hat eine Erhebung durch das Landratsamt in allen Kommunen ergeben.

Jetzt wird nach Lösungen gesucht. Eine könnte die Erweiterung der Berufsschule München-Land in Riem um die Ausbildungsrichtung Kinderpflege sein. Der Landkreis hat das Nachbargrundstück am Schulgelände bereits erworben.

Da der Kreis die Fachkräftesicherung zu einem seiner strategischen Schwerpunktthemen für die kommenden zwei Jahre gemacht hat, hat die Behörde in den 29 Gemeinden und Städten eine Bestandserhebung vorgenommen. Kommende Woche will man die Zahlen an die Rathäuser kommunizieren und gemeinsam eine Lösung erarbeiten. In vielen Gemeinden wird über die Personallücke längst diskutiert. So sind in Unterhaching aktuell zwei Kita-Leitungen, sechs Erzieher- und fünf Kinderpflegerstellen unbesetzt. Grasbrunn sucht sechs pädagogische Fachkräfte. In Unterschleißheim können nach aktuellen Zahlen aufgrund fehlender Fachkräfte im Herbst 28 Krippen- und 19 Kindergartenplätze nicht besetzt werden.

"Die Situation wird schon signifikant schwieriger", sagt Bürgermeister Christoph Böck (SPD). Er begrüße deshalb, wenn der Landkreis sich einschaltet. Dieser könnte beim Bau günstiger Wohnungen mehr tun. Mit dem Aufbau einer Schule würde er helfen, dort Fachkräfte auszubilden, wo sie gebraucht würden. Wie schnell sich die Verhältnisse ändern können, zeigt Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Dort waren im vergangenen Jahr noch 50 Kinder unversorgt. Jetzt kann Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) durchschnaufen. "Im Moment schaut es bei uns gut aus", sagt sie. Die Träger suchten aber permanent Personal, und gerade habe man Glück. Mayer würde eine Ausbildungsstätte im Landkreis begrüßen, beklagt aber die aus ihrer Sicht mit fünf Jahren zu lange Ausbildungszeit für Erzieherinnen. Der Beruf müsste für Quereinsteiger mehr geöffnet werden.

Ein Mix aus Maßnahmen

Fest steht für den Landkreis jedenfalls, dass etwas passieren muss. Im Sachvortrag der Verwaltung klingt das so: "Damit die hohe Prosperität des Landkreises München erhalten bleibt und zudem den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises zu Gute kommt, ist es wesentlich, dem Fachkräftemangel in verschiedenen Bereichen effektiv entgegen zu wirken." Die Rede ist von einem "strategischen Maßnahmenmix" aus Bildung, Arbeitsmarktpolitik und Internationalisierung. Näher will sich das Landratsamt dazu nicht äußern. "Das ist noch nicht spruchreif, bis zum Herbst wollen wir ein Konzept entwickeln", sagt Sprecherin Christine Spiegel.

Bei der Ausbildung von Fachkräften für die Kinderbetreuung könnte man einen Weg gehen wie bei den Pflegekräften für Seniorenheime. Da setzt Landrat Christoph Göbel (CSU) auf ein Ausbildungszentrum in Haar-Gronsdorf, wo eine Pflegeschule und eine Fachoberschule für Gesundheit geplant sind. An der Berufsschule in Riem, wo bislang Fachkräfte in Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Pferdepflege unterrichtet werden, könnten bald Kinderpflegerinnen auf den Beruf vorbereitet werden.

Man greife eine Idee der Schulleitung auf, teilt das Landratsamt mit. "Die wohnraumnahe Ausbildung ist nachgefragt", sagte Göbel am Dienstag im Sozialausschuss des Kreistags, in Riem könnte auch Wohnraum für die Berufsschüler angeboten werden. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.

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