Ausnahmesommer:Freibäder gefragt wie nie

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Ins Haarer Freibad sind seit Beginn der Saison heuer schon 65 000 Besucher gekommen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Angesichts der Hitzewelle steuern die Freibäder im Landkreis auf einen Rekordsommer zu. Dabei sind manche bei den hohen Temperaturen alles andere als erfrischend.

Von Sophie Kobel, Unterschleißheim/Oberhaching

Seit Wochen liegen die Temperaturen fast täglich um die 30 Grad. Was liegt da näher, als im Freibad Abkühlung zu suchen. Tatsächlich steuern viele Bäder im Landkreis auf einen Besucherrekord zu. Allein im Unterhachinger Freibad tummeln sich derzeit bis zu 3000 Besucher täglich. Doch so wirklich erfrischend ist das Wasser nicht überall - schließlich lässt die anhaltende Hitze auch die Wassertemperaturen im Becken steigen.

"Wir haben dieses Jahr an einem Sonntag unseren persönlichen Rekord in Sachen Besucherzahlen gebrochen", sagt Heinz Effenberger und freut sich. Seit neun Jahren ist er Bademeister im Further Naturbad. Die Wasseroberfläche im Becken glitzert dunkelgrün in der Sonne, denn das Bad in Oberhaching speist sich ausschließlich aus Naturquellen, es werden keine Chemikalien wie Chlor zugegeben. Die Temperatur im Becken liegt meist unter 24 Grad.

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"Unser Wasser ist zwar von Haus aus kühler, aber das muss auch so sein. Wenn es tagelang über 25 Grad hat, sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser und unsere Forellen und Schleien leiden darunter", erklärt Effenberger. Ernsthafte Sorgen macht der 61-Jährige sich aber nicht um die Fische: "Sobald es einmal in der Woche regnet oder die Nächte etwas kühler sind, ist alles gut. Und wenn das einmal nicht der Fall ist, führen wir einfach mithilfe eines Hydranten Frischwasser zu", erzählt er. Früher sei das allerdings nie notwendig gewesen, meint der Schwabinger, "denn damals ist noch der Hachinger Bach durch das 1928 entstandene Bad geflossen. Die neuen Richtlinien haben das aber beim Umbau nicht mehr zugelassen", erzählt Heinz Effenberger.

Von einem natürlichen Zufluss träumen vielleicht so einige Bademeister, die künstliche Alternative dazu lautet, dass pro Besucher mindestens 30 Liter Frischwasser zugegeben werden müssen. So ist es auch im Freizeitbad Pullach. An außergewöhnlich heißen Tagen wird dort die Temperatur im Becken um bis zu zwei Grad gesenkt. "Zum einen machen wir das, um Energie zu sparen, zum anderen aber für unsere Badegäste. Die sollen sich ja noch erfrischen und nicht in einer so warmen Suppe rumschwimmen", sagt Stefan Lontzek.

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Seit Juni 2015 leitet Lontzek den Betrieb des Bades, ein wenig Sorgen bereitet ihm der zunehmende Mangel an Bademeistern: "Was die Personalsituation anbelangt, geht die Tendenz langsam, aber sicher ins Dramatische", sagt er. "Wir haben letztes Jahr für die Schwimmhalle einen Fachkraft gesucht. Es kamen fünf Bewerbungen, aber alles nur von Rettungsschwimmern", erzählt der Münchner und macht sich darum bereits jetzt Gedanken über die Besetzung für die nächste Saison. Denn gutes Personal ist nicht nur schwer zu finden, sondern auch schwer zu halten: "Wenn manche Rettungsschwimmer bei 33 Grad eine Woche am Stück bei tosendem Lärm arbeiten müssen, fällt schnell mal jemand vor Erschöpfung aus", erzählt der Betriebsleiter.

Vernünftige Badegäste

Ausreichend Mitarbeiter hat Dirk Hager. Seit 40 Jahren ist er Bademeister im Freibad Haar und sein Team steht. An heißen Tagen sind sie zu viert in der Aufsicht. "Das passt eigentlich immer gut, unsere Badegäste sind sehr vernünftig", sagt Hager und ist zufrieden. Seit Beginn der Saison sind 65 000 Besucher in die Freibadstrasse 1 gekommen. Das ist deutlich mehr, als sonst um diese Zeit des Jahres verzeichnet wurde, und der Sommer ist längst nicht vorbei. Bis 23. September geht die Saison regulär. "Es könnte sein, dass wir sogar noch länger aufhaben", sagt Hager. "Besonders in den letzten Wochen ist es bei uns immer voll, weil andere Bäder schließen." Wie er selbst mit dem extremen Sommer zurechtkommt? Der 61-Jährige lacht und sagt: "Ganz einfach: Ich bin dunkel gebräunt wie immer!"

Im Freizeitbad Aquariush in Unterschleißheim wurde zu Beginn der Saison das erste Außenbecken eröffnet. Und es kommt noch besser an als gedacht. "Wider Erwarten hatten wir fast 40 Prozent mehr Besucher als bisher. Und das, obwohl die Wassertemperatur draußen mindestens 32 Grad beträgt", erzählt Fachbereichsleiter Christian Kunz - schließlich wird das Außenbecken auch im Sommer mit Thermalwasser befüllt.

800 bis 1100 Besucher zählen Kunz und seine Kollegen pro Tag im Aquariush. "So ein kommunales Bad wie unseres verzeichnet immer Defizite, die Gemeinde zahlt pro Gast mindestens das Doppelte drauf", sagt er. "Es ist schön, dass wir unsere Kosten jetzt ein wenig mehr decken können." Dass die hohe Wassertemperatur die Badegäste nicht stört, wundert Kunz nicht. "Immer mehr Menschen gehen auch im Sommer in die Sauna. Es ist gesund, den Körper das ganze Jahr zu trainieren, das merken viele", erzählt Kunz, der seit 25 Jahren in dem Bad arbeitet.

© SZ vom 21.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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