Erste Hilfe:Nur aufs Beatmen wird verzichtet

Erste Hilfe: Herzdruckmassage ja, Beatmung nein: In Corona-Zeiten haben sich die Kurs-Inhalte geändert.

Herzdruckmassage ja, Beatmung nein: In Corona-Zeiten haben sich die Kurs-Inhalte geändert.

(Foto: Robert Haas)

Die Lehrpläne für Erste-Hilfe-Kurse haben sich durch Corona verändert

Von Annika Bingger, Landkreis

Seit Mitte Juni können im Landkreis München wieder Erste-Hilfe-Kurse angeboten werden. Menschen sind in Zeiten der Pandemie verunsichert, wie man sich in Notsituationen richtig verhält, ohne sich bei der Hilfe selbst in Gefahr zu bringen. Doch diese Angst ist unbegründet. "Hygienemaßnahmen waren bei der Erste Hilfe schon immer wichtig. Auch, dass man immer abwägen sollte, ob man sich durch sein Verhalten selbst in Gefahr bringt", sagt Thomas Fuchs von der Johanniter-Unfallhilfe, die in Riemerling Kurse anbietet.

Natürlich könne man bei einem Hilfseinsatz in Corona-Zeiten nie wissen, ob das Gegenüber infiziert sei, allerdings sei das Verhalten in einer Notsituation nicht viel anders als im normalen Alltag. "Abstand einhalten, Maske tragen und Hände desinfizieren", sagt Fuchs. Viele haben aktuell Sorge, etwas falsch zu machen. "In den Kursen versuchen wir, den Leuten die Angst zu nehmen und ihnen Möglichkeiten an die Hand zu geben, wie sie auch jetzt helfen können", sagt Fuchs. So könne man den Patienten zum Beispiel zunächst aus der Ferne fragen, ob dieser Hilfe benötige. Sei dies der Fall, solle man sich nur mit Mundschutz und Handschuhen nähern. Oftmals werde geglaubt, dass man viel tun müsse, um zu helfen. "Häufig aber reichen auch schon kleine Maßnahmen. Und wenn es nur die Anwesenheit eines Helfers ist, der Beistand leistet und die 112 wählt, um professionelle Hilfe zu organisieren", sagt Fuchs. Allerdings betont er auch, dass sich die meisten Notsituationen im eigenen Familien- oder Bekanntenkreis abspielten. Demnach seien dort die Hemmungen, Hilfe zu leisten, nicht ganz so groß wie auf der Straße. Auch die Abstandsregelungen hätten unter diesen Bedingungen dann oftmals nicht mehr eine so hohe Priorität wie in der Öffentlichkeit.

Doch nicht nur die Erste-Hilfe-Maßnahmen haben sich geändert, auch die Kurse an sich wurden überarbeitet, um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten. Jeder Kursteilnehmer müsse vier Quadratmeter Platz haben. Angesichts dessen, dass sich die Teilnehmerzahlen halbiert hätten, könne ein Abstand von 1,5 Metern auch in Räumen eingehalten werden, berichtet Oliver Gebhard vom Bayerischen Roten Kreuz in München. Türen und Fenster blieben während des gesamten Tages offen, die Beteiligten würden aufgefordert, regelmäßig die Hände zu desinfizieren und ihre Zwischenpausen möglichst allein und nicht in Gruppen zu verbringen.

"Der Erste-Hilfe-Kurs hat sich durch die neuen Auflagen radikal verändert", sagt Gebhard. "Vor Corona war er praxislastiger, mit vielen Gruppenarbeiten und Übungen." Bei Reanimationen gibt es zum Beispiel für jeden eine Übungspuppe, sodass sich jeder in Einzelarbeit versuchen kann. Die Mund-zu-Mund Beatmung werde aktuell nicht empfohlen und in der Trainingssituation momentan nur angedeutet.

Der Erste-Hilfe-Kurs sei durch den reduzierten Praxisanteil nicht mehr ganz so spannend wie zuvor. "Doch auch unsere Ausbilder werden mit dem neuen Konzept souveräner. Und so kehrt langsam Tag für Tag ein Stück mehr Normalität wieder in die Kurse zurück", sagt Gebhard vom Roten Kreuz.

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