Erneuerbare Energien:Baierbrunn schließt sich Windkraft-Arge an

Erneuerbare Energien: Das Windkraftprojekt im Forstenrieder Park ist von den Gemeinden Pullach und Neuried initiiert worden. Das Foto zeigt Pullachs Zweiten Bürgermeister Andreas Most und Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel (von links).

Das Windkraftprojekt im Forstenrieder Park ist von den Gemeinden Pullach und Neuried initiiert worden. Das Foto zeigt Pullachs Zweiten Bürgermeister Andreas Most und Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel (von links).

(Foto: Claus Schunk)

Nach Pullach, Neuried und Schäftlarn will sich auch die kleine Isartalgemeinde an Rotoren im Forstenrieder Park beteiligen. Die Entscheidung war allerdings umstritten und steht unter Vorbehalt

Von Udo Watter, Baierbrunn

Die Kritik schwoll zwar nicht zu Orkanstärke an, aber der Diskussion um den Beitritt Baierbrunns zur von Pullach und Neuried initiierten Arbeitsgemeinschaft Wind wohnte durchaus stürmische Elemente inne. Nach langer Debatte und nachdem ein Antrag auf Vertagung abgelehnt worden war, kam es aber doch zu einem eindeutigen Ergebnis: Bei einer Gegenstimme beauftragten die Baierbrunner Gemeinderäte mit großer Mehrheit Bürgermeister Patrick Ott (Überparteiliche Wählergruppe, ÜWG), den Beitritt zur Arge abzuschließen. Zur ursprünglichen Beschlussvorlage kam freilich noch der Zusatz, "unter dem Vorbehalt, dass sich der Landkreis München an der Arge finanziell beteiligt."

"Das ist ein starkes Signal", freute sich Ott über den Beschluss. Die Arge Wind, an der sich neben den Gründungsmitgliedern Neuried und Pullach auch die Gemeinde Schäftlarn beteiligen will, plant den Bau von bis zu sechs Windkraftanlagen im Forstenrieder Park. Inwieweit und wie der Landkreis München das ambitionierte Projekt begleitet, wird sich in der Sitzung des Ausschusses für Energiewende, Landwirtschafts- und Umweltfragen am 16. November entscheiden. Peter Beermann, sogenannter "Windkümmerer", der im Zuge der von der bayerischen Staatsregierung initiierten Windenergieoffensive "Aufwind" interessierte Kommunen beratend begleitet, erklärte am Dienstagabend, der Kreis werde voraussichtlich der Arge zwar nicht beitreten, aber wesentliche finanzielle Unterstützung leisten.

Das fragliche Gebiet, in dem die bis zu sechs Windräder gebaut werden sollen, ist im südlichen Teil des Forstenrieder Parks. Die in Bayern vorgeschriebene Einhaltung der 10-H-Regel, wonach der Abstand zwischen einem Windrad und der nächsten Wohnsiedlung das Zehnfache der Höhe betragen muss, ist dort - zu beiden Seiten der Garmischer Autobahn - gegeben. Einen Standortsicherungsvertrag mit den Bayerischen Staatsforsten gibt es seit August. Die Gesamthöhe der einzelnen Anlagen würde zwischen 246 und 249 Meter betragen, die Rotorengröße knapp 170 Meter. Auch Gemeinden aus dem Nachbarlandkreis Starnberg wie Gauting oder die Stadt Starnberg könnten sich beteiligen, so Beermann. "Die Fläche ist groß genug für maximal sechs Anlagen und die Idee war: pro Kommune eine Windkraftanlage."

Dank der Verbesserung der Technik sei es, im Gegensatz zur Situation vor zehn Jahren, heute wirtschaftlich, im Forstenrieder Park Windkraftanlagen zu betreiben. In Oberbayern, wo der Wind nicht so heftig bläst wie etwa in Teilen Frankens, würde der Ertrag rund zehn, eventuell bis zwölf Millionen Kilowattstunden betragen, was in etwa dem jährlichen Strombedarf von 3000 bis 5000 Haushalten entspräche.

Gleichwohl stellte sein Vortrag und die vertrauliche Tischvorlage zum Stand der Dinge und speziell zu möglichen Kosten für Baierbrunn manche Gemeinderatsmitglieder nicht zufrieden. Gerade Ravindra Nath (FDP) fand die Daten und Informationen Beermanns, insbesondere zur Wirtschaftlichkeit, etwas mager: "In einem Unternehmen würde ich sagen: Hausaufgabe noch mal machen." Christine Kammermeier und Uwe Harfich (beide SPD) äußerten ebenfalls Bedenken, die ehemalige Baierbrunner Bürgermeisterin hätte sich vor allem mehr Sicherheiten gewünscht und zudem, dass man die Entscheidung des Landkreises am 16. November abwarte. Peter Tilmann (Grüne) wandte sich mit scharfen Worten gegen diese - aus seiner Sicht - Bedenkenträger, und sprach von "mehr Mut" und der "Chance", die man habe, "mit Windkraft vor der Haustür zur Energiewende" beizutragen. Nachdem der Antrag auf Vertagung mit sechs zu zehn Stimmen gescheitert war, votierte aber nur Christine Zwiefelhofer (ÜWG) gegen den Beitritt zur Arge. Für eine Finanzierung der Anlagen nach Abschluss des Planungsverfahrens kämen kommunale oder private Geldgeber in Frage, eine Beteiligung der Bürger ist angedacht.

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