Erdwärme-Potenzial bei Pullach:Gemeinsam auf heißer Spur

Erdwärme-Potenzial bei Pullach: Hier ein Bohrturm aus Taufkirchen: Die Chancen für eine Bohrung im Raum Pullach und Schäftlarn stehen nicht schlecht.

Hier ein Bohrturm aus Taufkirchen: Die Chancen für eine Bohrung im Raum Pullach und Schäftlarn stehen nicht schlecht.

(Foto: Claus Schunk)

Die Pullacher Geothermie-Gesellschaft erkundet neue Potenziale im Süden. An dem Projekt beteiligen sich auch Erdwärme Grünwald und eine Tochter der Stadtwerke München.

Von Martin Mühlfenzl, Pullach

Das bayerische Wirtschaftsministerium hat der kommunalen Geothermiegesellschaft Innovative Energie für Pullach (IEP) die Erlaubnis erteilt, in einem Gebiet südlich von Grünwald und Pullach bis Schäftlarn, Straßlach-Dingharting und weiter östlich bis Oberhaching seismische Untersuchungen zu starten.

Für diese sogenannte Messkampagne auf dem etwa 80 Quadratkilometer großen Areal hat die IEP eine europaweite Ausschreibung gestartet. An den Kosten beteiligen sich die kommunale Erdwärme Grünwald und die SWM Services GmbH, eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke München.

Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) bezeichnet die Untersuchung des Claims, die noch in diesem Winter erfolgen soll, als "Riesenchance" - "für alle drei Partner gleichermaßen". Auch aus München kommen positive Signale angesichts der Kooperation zwischen Stadt und Landkreis. Die Stadt München plant bekanntermaßen bis zum Jahr 2040 als erste deutsche Großstadt Fernwärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. "Um dieses große Ziel zu erreichen, freuen wir uns natürlich über Partner aus der Region, die unsere Vision teilen und auch selbst sehr gute Erfolge vorzuweisen haben", sagt der technische Geschäftsführer der Stadtwerke, Helge-Uve Braun.

Erfolge beim Geothermie-Ausbau

Tatsächlich übertreffen die Erfolge der Kommunen im Landkreis beim Ausbau der Geothermie die der Landeshauptstadt bei weitem. Weit mehr als 60 Millionen Euro hat etwas die Gemeinde Unterföhring bisher in die Geothermie und ihr Fernwärmenetz investiert. Von 2020 an, sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU), solle die Gemeinde autark von fossilen Brennstoffen sein. In Pullach sind mittlerweile 40 Prozent aller Haushalt an das Fernwärmenetz angeschlossen - 70 Prozent, sagt Bürgermeisterin Tausendfreund, seien das realistische Ziel. Auch die Wirtschaft sei bei der Umstellung auf erneuerbare Energien mit dabei: Die Firma Sixt sei bereits komplett angeschlossen, der Konzern Linde gut dabei, sagt Tausendfreund, und auch der BND nutze mittlerweile Fernwärme.

Nach erfolgreicher Ausschreibung und Auftragsvergabe soll nun der neue Claim auf seine geothermischen Potenziale untersucht werden. Und es ist zu erwarten, dass die Voraussetzungen für erfolgreiche Bohrungen gegeben sein könnten. Bisherige Erfahrungen, auch und gerade im Landkreis München, haben gezeigt, dass das Geothermie-Potenzial südlich der Landeshauptstadt besonders hoch ist. Während im Norden etwa in Unterföhring bei der in der Erdkruste gespeicherten Wärme Temperatur von etwa 80 Grad Celsius erreicht werden, sind es in Pullach im Bereich der IEP bereits um die 105 Grad und noch etwas weiter südlich in Sauerlach um die 120 Grad. Allerdings muss in Pullach etwa drei Kilometer tief gebohrt werden, in Unterföhring ist der technische Aufwand mit nur zwei Kilometer tiefen Bohrungen etwas geringer.

An den Kosten für die Ausschreibung und die Untersuchung des neuen Claims werden sich alle drei Partner beteiligen. Für Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) ist die Zusammenarbeit angesichts der bisherigen Erfolge gerade in den zwei Landkreiskommunen nur folgerichtig: "Sowohl Pullach als auch Grünwald sind seit Jahren erfolgreich beim Umstieg auf regenerative Energien und in der Entwicklung ihrer Geothermieprojekte.

Alle sollen profitieren

Da liegt es nahe, dass man Messungen, die ohnehin gemeindeübergreifend stattfinden müssen, auch gemeinsam durchführt." Denn das Wirtschaftsministerium orientiert sich bei der Vergabe von Claims nicht an Gemeinde- oder Landkreisgrenzen. "Wichtig ist bei diesem gemeinsamen Projekt, dass alle profitieren", sagt Pullachs Bürgermeisterin Tausendfreund. "Wenn es möglich ist, in diesem Claim zu bohren, heißt das ja nicht, dass die Stadt zum Beispiel umsonst beliefert wird."

Ohnehin müssten jetzt erst einmal die seismischen Untersuchungen abgewartet werden. Wenn die Potenziale vorhanden seien, sagt Tausendfreund, müssten die Partner überlegen, ob etwa die IEP allein fördere oder eine neue Gesellschaft für den Claim gegründet werde - oder eine ganz andere Lösung gefunden wird. Hinzu kämen auch noch mögliche Grundstücksverhandlungen. Aber das wird mindestens bis zum kommenden Frühjahr dauern.

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