Entsorgung:Der Plastikmüll wird künftig abgeholt

Als letzte Kommune im Landkreis führt die Stadt Garching die gelbe Tonne ein. Sie erhofft sich davon weniger Dreck an den Wertstoffsammelstellen

Von Gudrun Passarge, Garching

Der Ärger mit vermüllten Wertstoffsammelstellen in Garching könnte bald der Vergangenheit angehören. Der Bauausschuss der Stadt Garching hat sich am Dienstagabend mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, von 2021 an die gelbe Tonne einzuführen. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) sieht im neuen System allerlei Vorteile. "Wir finden, es ist der richtige Weg, denn die Pflege der Wertstoffinseln bindet sehr viel Personal, obwohl es gar nicht unsere Sache wäre, sondern die des Dualen Systems." Außerdem äußerte er die Hoffnung, dass die Bürger dann besser trennten. Die Umstellung auf das Holsystem wird für Stadt und Bürger kostenlos sein.

Umweltreferent Christoph Marquart erläuterte, es sei einem neuen Gesetz zu verdanken, dass die Stadt die Umstellung vornehmen kann. Garching ist nach eigenen Angaben aktuell die einzige Kommune im Landkreis, deren Verpackungen mit grünem Punkt noch an Wertstoffsammelstellen abgegeben werden müssen, die Grundstücke dafür stellt die Stadt dem Dualen System Deutschland (DSD) lediglich zur Verfügung. Eine Änderung dieses Systems war bisher jedoch nicht möglich, da dafür die Zustimmung des DSD nötig gewesen wäre. Mit dem neuen Gesetz kann das DSD die Umstellung nicht mehr verweigern.

Das neue Holsystem mit gelber Tonne wird aber erst zum 1. Januar 2021 eingeführt. "Diese Vorlaufzeit brauchen wir", sagte Marquart, die Bürger müssten vorher umfassend informiert werden, auch der Bedarf soll bald abgefragt werden. In einigen Mehrfamilienhäusern wird die gelbe Tonne schon erprobt. Die Abholung erfolgt im Rhythmus der Müllabfuhr.

Marquart plädierte für ein Übergangssystem von drei Monaten, in dieser Zeit behielten beide Systeme ihre Gültigkeit. Dafür rechnet er mit Mehrkosten von circa 40 000 Euro für die Stadt. Geplant ist, nach Einführung des Holsystems sieben der 25 Wertstoffsammelstellen einzusparen, besonders an Standorten, die als "Schmuddelecken" gelten. Konkret nannte Marquart die Sammelstellen Auweg/Ecke alte B 471, Ismaninger Straße und Einstein-/Max-Planck-Straße, Postgelände, Rosen- und Kreuzstraße, Römerhofweg am Friedhof und Voithstraße/Seilerweg in Hochbrück. Am Wertstoffhof soll eine letzte Sammelstelle bleiben, als "last exit".

Der Bürgermeister lobte die vierte Tonne als Verbesserung, zumal er mit Einsparungen beim Sauberhalten der Sammelstellen in Höhe von bis zu 100 000 Euro im Jahr rechnet. Zudem bringe die Tonne Erleichterungen für die Bürger mit sich. Dennoch warnte Gerlinde Schmolke (SPD) vor Problemen: "Da werden wir uns keine Freunde machen", so ihre Befürchtung. In den Reihenhaussiedlungen seien Müllhäuschen für Restmüll und Biotonne, teils sogar bepflanzt. "Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Wie will da jemand noch die gelbe Tonne reinstellen?"

Ein "Luxusproblem" nannte Harald Grünwald (Unabhängige Garchinger) die Platzfrage und auch Salvatore Disanto (CSU) fand das "nicht so dramatisch". Dann werde das Müllhäuschen eben erweitert oder die Mülltonne in der Garage aufgestellt. Disanto bezeichnete das geplante Holsystem als "sehr smarte Lösung" und betonte die kurzen Wege für die Menschen. Ob nicht eine Mischform möglich sei, für die Fälle, in denen kein Platz für die Tonne gefunden werde, wollte Bastian Dombret (FDP) wissen. Nein, es sei nur eine Lösung möglich, antwortete Umweltreferent Marquart, ansonsten müsse Garching zahlen. Außerdem wolle die Stadt eh langfristig von den Wertstoffsammelstellen weg. Geplant ist, die Altglassammlung von Umleerbehältern auf Depotcontainer, sogenannte Iglus, umzustellen. Langfristig sollen leere Flaschen in Unterflurbehältern entsorgt werden, "um die Wertstoffsammelstellen in der bisherigen Form vollständig entbehrlich zu machen", wie es aus der Gemeindeverwaltung heißt. Das Ganze soll gleichzeitig mit der Einführung der vierten Tonne passieren. Die alten Glasbehälter sollen sukzessive ersetzt werden, dabei müssen die Standorte teilweise an den Straßenrand verlegt werden, weil nur dort eine Leerung erfolgen kann. Für die Wasserturm-Siedlung und Hochbrück sagte Marquart zu, neue, geeignete Standorte zu finden, wenn die bisherigen Sammelstellen wegfielen.

Die Umstellung auf Depotcontainer zum Glassammeln fand einhellige Zustimmung, gegen die gelbe Tonne dagegen votierten Gerlinde Schmolke und SPD-Fraktionschef Joachim Krause. Beide Beschlüsse sind lediglich Empfehlungen und werden noch im Stadtrat beraten und abschließend behandelt.

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