Energiewende:Pullach und Neuried planen Windräder

Energiewende: Pullachs Zweiter Bürgermeister Andreas Most, Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel und Minister Hubert Aiwanger posieren vor dem Modell eines Windrades, wie es im Forstenrieder Park stehen könnte.

Pullachs Zweiter Bürgermeister Andreas Most, Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel und Minister Hubert Aiwanger posieren vor dem Modell eines Windrades, wie es im Forstenrieder Park stehen könnte.

(Foto: Claus Schunk)

Vertreter der beiden Gemeinden stellen bei einem Termin mit Energieminister Aiwanger ihre Pläne für den Forstenrieder Park vor. Auch Baierbrunn soll mit ins Boot geholt werden

Von Bernhard Lohr, Pullach/Neuried

Die Gemeinden Pullach und Neuried streben gemeinsam an, im gemeindefreien Gebiet im Forstenrieder Park bis zu fünf Windkraftanlagen zu errichten. Auch die Gemeinde Baierbrunn soll sich möglichst an dem Projekt beteiligen. Das wurde am Donnerstag bei einem symbolträchtigen Termin an der Pullacher Geothermie-Bohrstelle im Forst bekannt, wo Wirtschafts-und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) den Einsatz sogenannter Windkümmerer in den sieben Regierungsbezirken propagierte. Kümmerer wie Peter Beermann, der in Solln ein Energieberatungsbüro betreibt, sollen im Auftrag des Freistaats den Kommunen beim Windkraftausbau beistehen.

Dass sich der Wind bei der Windkraft gedreht hat und die Staatsregierung mittlerweile diese Form der klimafreundlichen Energiegewinnung fördert, zeigte schon ein kleines, zwei Meter hohes mit weiß-blauem Rautenmuster verziertes Windrad, neben dem sich Aiwanger mit Beermann, Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel und Pullachs Zweitem Bürgermeister Andreas Most (CSU) zum Foto aufstellte. Sogar das Staatswappen prangte auf dem Modell einer Windkraftanlage, die freilich 100 Mal größer und in fünffacher Ausführung bald im Forstenrieder Park stehen könnte. Aiwanger sprach von einem "sehr innovativen Vorstoß", mit Hilfe von Windkümmerern den komplexen und konfliktreichen Ausbau der Windkraft anzuschieben. Diese "Profis von außen" sollten bei der Standortsuche helfen, die öffentliche Debatte begleiten und etwa den Bürgermeistern bei der Antragstellung zur Seite stehen. Ein größeres Hindernis beim Windkraftausbau als die oft zitierte Zehn-H-Abstandsregel sei die fehlende Akzeptanz für solche Anlagen in der Bevölkerung, sagte Aiwanger. Das zeige sich daran, dass in vielen Bundesländern der Ausbau eingebrochen sei, nicht nur in Bayern.

Wie es um die Akzeptanz bei einem Projekt im stadtnahen Forstenrieder Park bestellt ist, der bei vielen Erholungssuchenden hoch im Kurs steht, ist bisher nicht bekannt, weil die Pläne für Windkraftanlagen dort im Pullacher Rathaus zwar seit Jahren Thema sind, allerdings ohne, dass darüber viel nach außen gedrungen wäre. So wurde vor etwa fünf Jahren eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Aber diese wurde, wie Bürgermeister Most sagte, nicht zu Ende gebracht. Das Vorhaben sei ins Stocken geraten. Doch mittlerweile wagt Pullach mit Neuried einen neuen Anlauf, wo sich Bürgermeister Zipfel für die Energiewende stark macht. Most sagte, Pullach decke dank Geothermie 60 Prozent der Wärmeversorgung klimaneutral ab. Die Wasserkraft sei hilfreich. Aber es bestehe "Nachholbedarf, was die Stromversorgung angeht". Most verwies auf energiehungrige Unternehmen in Pullach. Zipfel sagte, Neuried habe keine Geothermie, keine Wasserkraft. Wenn man das Klimaziel des Landkreises ernst nehme, blieben wenige Möglichkeiten. Ein Windrad kann 6000 Megawattstunden Strom pro Jahr produzieren und 1900 Haushalte versorgen.

Den Termin im Forst mit dem Windkümmerer interpretierten Most und Zipfel jetzt als hoffnungsvolles Zeichen dafür, dass nun wirklich etwa vorangeht und dass der für Oberbayern zuständige Windkümmerer Beermann, der als Sollner die Verhältnisse bestens kennt, gleich tatkräftig unterstützend einsteigt. Beermann begleitete 1999 den Aufbau des ersten Windrads im Raum München durch die Stadtwerke auf dem Müllberg. Er sagte, schon damals habe er die Kooperation mit den Kommunen und Bürgern gesucht. "Ich bin seit Jahren in Sachen Windkraft in Bayern unterwegs." Fortan begleiten bayernweit Windkümmerer insgesamt 25 Windkraft-Projekte, an denen 33 Kommunen beteiligt sind. In Oberbayern sind das außer Pullach und Neuried die Gemeinden Pfaffenhofen an der Glonn, Mammendorf, Trostberg, Traunreut und Palling sowie Schrobenhausen. Das Windkümmerer-Projekt ist Teil der 2019 von Aiwanger initiierten Windenergieoffensive "Aufwind". Es ist auf zwei Jahre ausgelegt.

Was für Hürden ein Kümmerer wie Beermann beiseite räumen muss, zeigte sich, als Most im Namen der Gemeinde Pullach Energieminister Aiwanger aufrief, die Bayerischen Staatsforsten zu einer klareren Haltung gegenüber dem Windkraftprojekt im Forstenrieder Park zu bewegen. Die Staatsforsten hätten in der Vergangenheit wankelmütig agiert und den Windkraftausbau nicht gerade gefördert. Sollten Pullach, Neuried und eventuell Baierbrunn dranbleiben am Windprojekt, kann sich Zipfel vorstellen, eine Arbeitsgemeinschaft nach dem Vorbild der Arge Höhenkirchner Forst und der Arge Hofoldinger Forsts zu bilden, wo mehrere Gemeinden aus dem Landkreis München den Bau von drei beziehungsweise vier Anlagen prüfen. Most sagte, der Forstenrieder Park trenne nicht nur, er verbinde auch Gemeinden wie Pullach, Neuried und Baierbrunn. Eine Beteiligung der Stadtwerke München sei nicht angedacht. Dafür sollen sich laut Zipfel die Bürger über Beteiligungsmodelle engagieren, um "den Strom zu erzeugen, den unser Bürger brauchen".

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