Energiewende:Gemeinsam raus aus Öl und Gas

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Damit die Energiewende funktioniert, muss an vielen Stellschrauben gedreht werden. Hier ein Blick in die Geothermie-Anlage der Gemeinde Grünwald. (Foto: Claus Schunk)

Acht Gemeinden im Münchner Südosten bilden eine Arbeitsgemeinschaft, um zusammen eine kommunale Wärmeplanung auf den Weg zu bringen. Es ist der erste Schritt zum Aufbau von Fernwärmenetzen.

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Sieben Bürgermeister und eine Rathauschefin haben im Beisein von Landrat Christoph Göbel (CSU) in Höhenkirchen-Siegertsbrunn den Startschuss zur Erstellung von kommunalen Wärmeplänen für ihre Gemeinden gegeben. Diese sollen binnen zehn Monaten vorliegen und aufzeigen, wie die Wärmeversorgung in den acht Orten im Südosten Münchens künftig klimaneutral aufgestellt werden kann. Das Besondere daran: Die beteiligten Gemeinden Aying, Brunnthal, Grasbrunn, Hohenbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Neubiberg, Putzbrunn und Taufkirchen arbeiten nicht auf eigene Faust, sondern gemeinsam – unter dem Dach einer Arbeitsgemeinschaft (Arge) Geothermie und Wärmewende, der auch der Landkreis München angehört.

„Die kommunale Wärmeplanung ist ein ganz wesentliches Mittel zur strategischen Weiterentwicklung der Wärmeversorgung in unserem Landkreis, die derzeit noch stark von Öl und Gas geprägt ist“, sagte Landrat Göbel nach dem ersten Arbeitstreffen der Arge im Höhenkirchen-Siegertsbrunner Rathaus. „Mit der Wärmeplanung lassen sich die Gebiete identifizieren, die sich später nachhaltig etwa mit aus Geothermie gespeisten Wärmenetzen versorgen lassen können.“ Dass Städte und Gemeinden ein solches Konzept bis spätestens 2028 erstellen müssen, ist gesetzlich vorgeschrieben. Ziel der Wärmeplanung ist laut dem Bundesbauministerium, „vor Ort verfügbare und wirtschaftliche Wärmeversorgungsarten zu identifizieren und die Planungssicherheit zu stärken“.

Normalerweise blicken die einzelnen Kommunen dabei lediglich auf die Potenziale in ihrem Gemeindegebiet – nicht so jedoch im Münchner Südosten. „Das wollen wir hier ganz bewusst ändern“, sagt Mindy Konwitschny (SPD), Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Sprecherin der Arge. Sie erhofft sich von der Zusammenarbeit mit den Nachbarorten vor allem Synergieeffekte, etwa beim Aufbau von Wärmenetzen. „Jeder von uns kennt sich in seinem eigenen Gemeindegebiet aus, aber nicht mit den Potenzialen in den anderen Kommunen.“ Genau diese sollen nun im Zuge des gemeinsamen Vorgehens offengelegt werden – wobei jede Gemeinde hinterher eine eigene Wärmeplanung erhalten werde, wie die Bürgermeisterin erklärt.

Ihre Kommune gab vor gut zwei Jahren zusammen mit Hohenbrunn den Anstoß zur Gründung der Arge. In der Folge schlossen sich weitere Gemeinden an – andere aber auch nicht, wie etwa Ottobrunn. „Die Arge hat eine gewisse Größe, und das ist auch gut so“, findet Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei). Auch er verspricht sich von dem Zusammenschluss vor allem Synergien, etwa wenn Fördermittel gemeinsam beantragt würden. Bei der Wärmewende seien „ein paar Jahre verschlafen worden“, räumt Sander ein. Dabei sei das Thema essenziell für die anvisierte Energiewende, unterstreicht seine Amtskollegin Konwitschny: „Ohne die Wärmewende werden wir unsere Klimaziele als Kommune nicht erreichen.“

Zum offiziellen Auftakt in die kommunale Wärmeplanung kamen Philipp Schramek und Christian Wolf vom Landratsamt München, Brunnthals zweiter Bürgermeister Thomas Mayer, Willie Stiehler von der Energieagentur Ebersberg-München), die Bürgermeister von Hohenbrunn, Neubiberg, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Putzbrunn und Grasbrunn, Stefan Straßmair, Thomas Pardeller, Mindy Konwitschny, Edwin Klostermeier und Klaus Korneder, sowie Landrat Christoph Göbel und die Bürgermeister Peter Wagner aus Aying und Ullrich Sander aus Taufkirchen (von links) zusammen. (Foto: Landratsamt München)

„Wir müssen jetzt handeln und die Weichen für die Zukunft legen“, betont auch Willie Stiehler von der Energieagentur Ebersberg-München, die der Arge unterstützend zur Seite steht. Diese hat nun die Firma Riwa mit der Erstellung der kommunalen Wärmepläne beauftragt. In einem ersten Schritt wird die Ist-Situation in allen Kommunen betrachtet. In der Folge sollen die Potenziale zur künftigen Wärmeversorgung innerhalb der acht Gemeinden sowie jenseits ihrer Ortsgrenzen analysiert werden. Auf dieser Basis werden abschließend verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt, Gebiete für die Erschließung mit Wärmenetzen identifiziert und ein Maßnahmenplan entwickelt, den die Gemeinden alleine oder gemeinsam umsetzen können. „Sobald wir belastbare Daten und Ergebnisse haben“, kündigt Mindy Konwitschny an, „werden wir diese auch den Bürgerinnen und Bürgern vorstellen.“

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