Energieversorgung:Gutes Ergebnis, schlechtes Ergebnis

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Der Kauf der Unterhachinger Geothermie-Produktion durch die Erdwärme Grünwald erhitzt immer noch die Gemüter

Von Michael Morosow, Grünwald

Ist die Grünwalder Geothermie eine Erfolgsgeschichte oder ein Schlag ins Wasser? Wie schon oft in der Vergangenheit gerieten in dieser Frage am Montag im Geothermieausschuss Kritiker und Befürworter heftig aneinander. Zu bewerten gab es den Halbjahresbericht 2018 und die Jahresabschlüsse 2017 der Erdwärme Grünwald (EWG) und der Unterhachinger Geothermie-Produktionsgesellschaft, die zu knapp 95 Prozent Eigentum der EWG ist. Es zeigte sich dabei abermals, dass der wirtschaftliche Erfolg der rasant wachsenden Grünwalder Geothermie im Auge des Betrachters liegt. Während EWG-Geschäftsführer Andreas Lederle, Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) und mehrere Ausschussmitglieder die vorgestellten Zahlen goutierten und dem gemeindlichen Unternehmen gute Zukunftsperspektiven einräumten, ließen Ingrid Reinhart-Maier (Grüne), Michael Ritz (FDP) und Oliver Schmidt (PBG) kein gutes Haar an den vorgestellten Daten und Zahlen. Für sie ist der 2013 erfolgte Kauf von großen Teilen der vor der Insolvenz stehenden Unterhachinger Geothermieanlage schuld an einem schlechten Gesamtergebnis der EWG, deren Bilanzsumme sich für 2017 auf 169,7 Millionen Euro beläuft, damit um 1,1 Millionen Euro über Plan, wie Lederle sagte.

Dafür schreiben laut Ritz die Unterhachinger seit vier Jahren hohe Verluste im operativen Bereich. Regelmäßig müsse die EWG finanziell aushelfen. Nach Darstellung von EWG-Geschäftsführer Lederle blieb das Jahresergebnis in Unterhaching auch deshalb hinter den Erwartungen zurück, weil sich die Umsatzerlöse von 7,3 Millionen Euro im Jahr 2016 auf 5,854 Millionen im Jahr 2017 verringerten. Grund dafür sei die notwendige Stilllegung der Kalina-Anlage gewesen und damit einhergehend ein fast totaler Ausfall der Einnahmen durch Stromverkauf. Unterm Strich schrieben die Unterhachinger 2017 einen Verlust in Höhe von 8,2 Millionen Euro. "Aus meiner Sicht ist das Ergebnis eine herbe Enttäuschung, ein Debakel", sagte Schmidt und fuhr, an Bürgermeister Neusiedl gewandt, fort: "Es ist die Situation gekommen, wo ich sage, dass Sie der Gemeinde großen Schaden angerichtet haben."

Öffentliche Mittel in zweistelliger Millionenhöhe seien bereits verschleudert worden. Neusiedl konterte mit den Worten: "Ich darf Sie darauf hinweisen, dass die Entscheidungen der Gemeinderat getroffen hat." Und Wolfgang Kuny (CSU) ließ Schmidt wissen: "Sie sind ein Grünling in wirtschaftlichen Fragen." Das Geothermiegeschäft sei ein sehr langfristiges, die EWG eine grundsolide Firma, die respektabel wachse. Auch Gerhard Sedlmair (CSU) verwahrte sich gegen die Vorhaltungen, der Kauf der Unterhachinger Geothermie sei ein großer Fehler gewesen: "Wir haben was fürs Geld bekommen, wenn wir die Bohrlöcher selbst gebohrt hätten, dann wäre das genauso teuer gekommen wie der Kauf." Reinhard Splettstößer (CSU) brachte wie zuvor schon der Bürgermeister und der Geschäftsführer den Umweltgedanken ins Spiel: "In 15 bis 20 Jahren haben wir hier einen Schatz. Dann wird nicht mehr mit Erdöl und Erdgas geheizt."

Bei der EWG Grünwald sieht man sich auf dem richtigen Weg und freut sich aktuell über einen positiven Halbjahresbericht 2018. Die Wärmeversorgung über das Fernwärmenetz Grünwald sei in den ersten sechs Monaten 2018 zu hundert Prozent zur Verfügung gestanden. Beim ORC-Kraftwerk seien Maßnahmen zur Leistungsoptimierung erfolgt und eine neue Speisepumpe erfolgreich in Betrieb genommen worden. Und auch die Kundenakquise ist offenbar in der Vergangenheit erfolgreich gewesen. Zum 30. Juni 2018 verzeichnete die EWG Wärmelieferverträge mit 1100 Kunden, darunter Privatleute, Unternehmen, die Baugenossenschaft Grünwald und kommunale Liegenschaften.

Insgesamt werden dadurch 2050 Grünwalder Wohn- und Gewerbeeinheiten mit geothermischer Fernwärme versorgt. Durch die Stilllegung des Kalina-Kraftwerks sei auch ein großer Risikofaktor eliminiert worden. Ziel ist nun laut Lederle, die Unterhachinger Anlagen dauerhaft auf EWG-Niveau zu bringen, "dafür gehen wir alle notwendigen Schritte".

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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