Mitten in Haar:Wirrköpfe und anderes

Was ein Parfum von Elon Musk mit der heimlichen Hauptstadt des Landkreises München zu tun hat.

Kolumne von Lars Brunckhorst, Haar

Haar ist mit Sicherheit nicht der Nabel der Welt, aber doch so etwas wie der heimliche Mittelpunkt des Landkreises München. Zwischen Unterschleißheim ganz im Norden und Schäftlarn ganz im Süden liegt die Gemeinde im Osten so ziemlich im Zentrum. Und würde man durch Haar eine Nadel stechen, so würde dieses halbkreisförmige Gebilde, das sich um München schmiegt und München-Land nennt, ziemlich gut ausbalanciert um Haar als Achse rotieren. Die Rolle Haars als verkannte Kreisstadt wird bestärkt durch Einrichtungen des Bezirks Oberbayern, ein Krankenhaus und etliche Hochhäuser. Doch das ist noch lange nicht alles: Von allen 29 Städten und Gemeinden im Landkreis München fällt in Nachrichten kein Ortsname so häufig wie Haar.

Das weiß niemand so gut wie der Lokalredakteur, zumal wenn fürs Münchner Umland zuständig, der das dortige Geschehen im Blick haben muss und das, was die Nachrichtenagenturen aus diesem melden. Dank der Suchabfrage nach "Haar" war man so vier Jahre lang verlässlich über einen Irren im Weißen Haus mit orangefarbener Lockenpracht und dessen haarsträubende Auswüchse über und unter der Hirnplatte informiert. Ähnliches galt für dessen Bruder im Geiste in der Londoner Downing Street - beide Spukgestalten der jüngeren Geschichte zeichneten sich ja nicht nur durch wirre Gedanken aus, sondern durch ebensolche Frisuren. Davor wurde man beim Stichwort "Haar" allenfalls über die Tönungen von Altkanzler Schröder oder den Trash rund um Promi-Figaro Udo Walz auf dem Laufenden gehalten. Auch mancher Fußballer tauchte immer wieder gerne mit seiner neuesten Frisur aus dem Nachrichtenstrom der Agenturen auf. Doch seit Trump, Johnson und Schröder rasiert wurden, ist es deutlich ruhiger geworden.

Dafür tritt dieser Tage im Zusammenhang mit Haar unerwartet ein weiterer Wirrkopf auf: Elon Musk, der E-Auto- und Raketen-Guru, der Twitter wieder für Trump öffnen will. Laut der Nachrichtenagentur Reuters hat der reichste Mann der Welt ein Parfum auf den Markt gebracht, das allen Ernstes nach verbranntem Haar riecht. Bereits 10 000 Kunden sollen einen der roten Flakons gekauft haben. Das wirft denn nun doch Fragen auf: Wer ist bereit, für einen solchen Gestank 100 Euro auszugeben? Schließlich riechen nur wenige Dinge strenger als die Schwefelverbindungen, die durch das Verbrennen des in Haaren enthaltenen Keratins, einer Aminosäure, entstehen. Und wie vieler seiner Fans würden Musk wohl noch weitere Körpergerüche, über deren Entstehung an dieser Stelle nicht weiter spekuliert werden soll, abkaufen? An den Haaren herbeigezogen? Haargenau!

Gegen den Geruch nach verkokeltem Haar soll übrigens Lavendel helfen.

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