Elektro-Mobilität:Der Landkreis steht unter Strom

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Damit wenigstens ein Prozent der Autos elektrisch fahren können, sollen in nächster Zeit bis zu 220 Ladesäulen aufgestellt werden - eine Herausforderung.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Es ist nur ein Szenario und bis zur Realisierung wird viel Zeit vergehen. Doch sollten tatsächlich dereinst 15 Prozent der Autos im Landkreis elektrisch fahren und eine durchschnittliche Reichweite von 400 Kilometer haben, wird sich die Landschaft einschneidend verändern. Bis dahin müssen in den 29 Städten und Gemeinden bis zu 1500 Ladepunkte stehen. Stand heute gibt es im Landkreis gerade einmal 81 Ladesäulen, 48 davon sind rund um die Uhr öffentlich zugänglich.

Der Landkreis München schickt sich nun an, in Zusammenarbeit mit seinen Kommunen die Infrastruktur für Ladesäulen massiv auszubauen. Hierfür hat das Planungsbüro Bogenberger ein Elektromobilitätskonzept entwickelt und die Potenziale in allen Städten und Gemeinden unter die Lupe genommen. Denn auch im Landkreis sind E-Autos bisher ganz offensichtlich nur bei wenigen Menschen beliebt: Ihr Anteil an allen Fahrzeugen liegt bei gerade einmal 0,2 Prozent, weitere 0,7 Prozent sind Hybridmodelle.

Die Umsetzung müssen die Gemeinden finanzieren

Der Aufbau einer entsprechenden Ladeinfrastruktur sei Voraussetzung, um die "Wettbewerbsfähigkeit" von E-Fahrzeugen zu erhöhen, sagte Klaus Bogenberger im Kreisausschuss für Mobilität. "Es geht um eine entsprechende Dichte und die Kompatibilität mit bestehenden Systemen wie in München oder im Aufbau befindliche in Nachbarlandkreisen." Als realistisch erachtet Bogenberger, dass "in naher Zukunft" etwa doppelt so viele Ladestationen wie heute angeboten werden bei einem Anteil der Elektrofahrzeuge von etwa einem Prozent. Der Planer empfiehlt, dass der Landkreis sich um die technischen Voraussetzungen für ein einheitliches System kümmern sollte; die Ladesäulen selbst müssten von den jeweiligen Kommunen errichtet werden. Wie Landrat Christoph Göbel (CSU) im Ausschuss sagte, sei es durchaus möglich, auch Verträge mit Stromanbietern "interkommunal" abzuschließen.

Das Büro Bogenberger hat in enger Absprache mit den Kommunen bereits mögliche Standorte in den Städten und Gemeinden für das erste Szenario ermittelt, und zwar anhand der Nachfrage an Park-and-ride-Plätzen, am Arbeitsort, in Einkaufszentren, an Hotels und bei Privathaushalten. Die weitaus größten Potenziale sind in den Nordgemeinden Unterschleißheim, Garching und Ismaning vorhanden.

Dass der Landkreis handeln muss, machte Kreisrat Markus Büchler (Grüne) mit Verweis auf die Landeshauptstadt deutlich: Dort würden im kommenden Jahr im Rahmen eines Integrierten Handlungsprogramms bis zu tausend neue Ladestationen gebaut. "Da müssen wir uns auch technisch daran orientieren", sagte Büchler. Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) befürwortete die Initiative des Landkreises, sagte aber auch, die Kommunen müssten weitere Anstrengungen unternehmen. Das, sagte Planer Bogenberger, sei noch in diesem Jahr möglich: Wenn Förderanträge für Ladestationen beim Freistaat rechtzeitig gestellt würden, könnten bereist im Frühjahr die ersten aufgestellt werden. Bis zu 220 sollten es sein, wenn wenigstens jeder Hundertste Bürger ein E-Auto fährt. Verteilt über den gesamten Landkreis.

© SZ vom 13.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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