Eisbären im Münchner Zoo:Im Kühlwagen nach Hellabrunn

Tränen beim Abschied: Die Eisbären Giovanna und Yoghi sind aus Berlin zurück. Von Samstag an zeigen sie sich den Zoo-Besuchern im neuen Gehege.

Astrid Becker

Die beiden Hellabrunner Eisbären sind nach Hause zurückgekehrt. Giovanna und Yoghi lebten fast ein Jahr in Berlin, weil ihr Gehege in München umgebaut und erweitert wurde. In der Hauptstadt ließ man die beiden nun nur ungern ziehen - es sollen Tränen geflossen sein, ein Besucher habe sogar einen Abschiedsbrief verfasst, ist aus Berlin zu hören.

Eisbaer Knut bald wieder allein

Servus Giovanna: Knut (rechts) hatte seine Gefährtin im Zoologischen Garten in Berlin offenbar liebgewonnen. In München lebt die Eisbärendame jetzt wieder mit Yoghi zusammen.

(Foto: ddp)

Bis zuletzt hielten der Zoo Berlin und der Tiergarten Friedrichsfelde den Reisetermin der beiden Eisbären in Richtung München geheim. Auch in Hellabrunn war über das Ankunftsdatum der Tiere zunächst nichts zu erfahren. Man fürchtete wohl zu viel Rummel beim Abschied der zum Medienstar avancierten Giovanna.

Im September 2009 hatte der Münchner Zoo seine Eisbären nach Berlin gebracht - Yoghi und die damals noch lebende Eisbärengreisin Lisa nach Friedrichsfelde und Giovanna zu Knut in den Zoo Berlin. Giovanna und Knut, die offenbar prächtig miteinander zurecht kamen, wurden schon bald von den Berliner Zeitungen als neues "Liebespaar" gefeiert - ungeachtet der Tatsache, dass beide Tiere zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschlechtsreif waren.

Ende November verschlechterte sich dann der Zustand der mit 34 Jahren als betagt geltenden Lisa so sehr, dass sie eingeschläfert werden musste. Die anschließende Obduktion zeigte, dass die Entscheidung richtig war: Das Tier hatte an einer vorher nicht erkannten Krebserkrankung gelitten.

Yoghi war daraufhin, immer im Wechsel mit den Friedrichsfelder Eisbären, alleine auf der dortigen Anlage zu sehen: "Die Tiere sind zu erwachsen, um sie für eine so kurze Zeit aneinander zu gewöhnen", sagt der Berliner Bärenkurator Heiner Klös. Da Eisbären ohnehin Einzelgänger seien, habe das Alleinsein für Yoghi aber kein Problem dargestellt. Nur in den ersten Tagen nach Lisas Tod habe Yoghi noch nach seiner Gefährtin gesucht, sich dann aber schnell wieder mit sich selbst beschäftigt.

Anders Giovanna. In München hatte sie sich so "frech" Yoghi und Lisa gegenüber verhalten, dass man sie nicht mit ihnen zusammenbringen wollte: "Sie war ja mit ihren zweieinhalb Jahren noch ein Kind und hat immer nach den beiden anderen geschlagen, sie wollte halt spielen", sagt der hiesige Revierleiter Helmut Kern. Aus Sorge, diese Spielattacken könnten Yoghi und Lisa "irgendwann zu blöd werden", habe man den direkten Kontakt der Tiere miteinander bislang vermieden.

In Berlin musste sich Giovanna dann allerdings an einen Gefährten gewöhnen: den gleichaltrigen Knut. Für beide Tiere sei dies eine wertvolle Erfahrung gewesen, sagen Kern und Klös.

Am Gehege lag ein Abschiedsbrief

Knut, der von Menschenhand aufgezogen werden musste, wusste vor Giovanna nicht, "was ein anderer Eisbär ist". Und auch Giovanna sei am Umgang mit Knut "gereift": "Wir denken, dass vor kurzem eine hormonelle Umwälzung in ihr passiert ist, sie hat sich Knut regelrecht angeboten", erzählt Klös. Und auch Kern ist überzeugt, dass Giovanna nun nicht als "Kind" nach München zurückkehrt, sondern als "junge Frau", die schon allein aus diesem Grund Yoghi als neuen Partner akzeptieren werde.

Am Freitag sind die beiden Tiere nun in Berlin "verpackt" worden, wie es im Zoojargon heißt. Bereits am Donnerstag hatte Klös verraten, dass man versuchen werde, Yoghi mit Fleisch in seine Transportkiste zu locken, um ihm die Narkose zu ersparen. Er sei darauf sogar trainiert worden, und tatsächlich trat er die Reise ohne Betäubung an.

Giovanna allerdings musste narkotisiert werden. "Sie dreht durch, wenn sie unter Druck gerät", so Klös. Grundsätzlich werden Tiere nur für die Dauer des Verpackens betäubt und dann für den Transport - im Falle der Eisbären in einem Kühlwagen - wieder mit einem Gegenmittel aufgeweckt. Die Münchner Zootierärztin Christine Kempter war eigens nach Berlin geflogen, um Yoghi und Giovanna persönlich nach München zu begleiten und ihre Gesundheit während der Fahrt zu überwachen.

Für die Berliner ist der Umzug der Bären Grund zur Trauer. An Giovannas Gehege fanden die Pfleger einen Abschiedsbrief, und einige Besucher sollen Tränen vergossen haben. Auch die Hauptstadtmedien hatten vehement den Verbleib Giovannas bei Knut gefordert. Nun sind die Münchner Eisbären jedoch zurück in ihrer Heimat. Am Freitagabend trafen sie in Hellabrunn ein.

Sie sind derzeit zur Eingewöhnung in ihren Schlafkäfigen hinter den Kulissen der neuen Anlage untergebracht. Am kommenden Mittwoch werden sie sich dann den geladenen Gästen bei der offiziellen Einweihung des Geheges zeigen. Die Besucher bekommen sie aber erst am nächsten Samstag zu sehen - wenn das neue Eisbärenparadies auch für die Öffentlichkeit geöffnet wird.

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