Einkaufen:Das Ohr am Puls der Kunden

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Die in Aschheim stationierte DHL-Flotte fährt jetzt nicht im Pulk nach Ismaning. Aber der Online-Handel macht den Geschäftsleuten in der Gemeinde zu schaffen. Es wird an Gegenstrategien gearbeitet. (Foto: Florian Peljak)

Zur Belebung des Ortskerns will Ismaning durch eine Studie die Wünsche der Kundschaft erfahren. Dazu starten die Gemeinde und das Institut für Handelsmanagement eine Fragebogenaktion. Auch Händler kommen zu Wort

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Überall nur noch dieselben Ladenketten, keine privat geführten Geschäfte mehr und schließlich verödende Ortskerne, durch die nur noch die Amazon-Lieferwagen kurven - dieses Szenario ist wohl der Horror jedes Kommunalpolitikers. In Ismaning ist man weit von einer solchen Szenerie entfernt; gleichwohl haben auch in der Schlossgemeinde in den vergangenen Jahren einige kleine Geschäfte für immer geschlossen. Die Kommune will dem entgegenwirken und aktiv etwas dafür tun, dass Händler am Ort weiterhin ihr Geschäft haben - indem sie möglichst das bieten, was Kunden heute suchen.

Was genau das ist, soll eine Studie eruieren helfen: Von 5. Oktober an bis Ende November bitten die Gemeinde und das Institut für Handelsmanagement (IHM) - das in Ismaning seinen Sitz hat - Einkaufende darum, einen Fragebogen über ihre Vorlieben, Wünsche und Möglichkeiten auszufüllen. Der Fragebogen wird online auf der Website der Gemeinde zu finden sein, aber auch in Papierform ausliegen. Auf diese Weise will die Gemeinde einen Überblick darüber bekommen, was konkret in Ismaning an Angeboten fehlt, wo sich Bürger und Besucher vielleicht mehr Service wünschen beziehungsweise was sie dazu bringen würde, nicht online aufs Knöpfchen zu klicken, sondern persönlich in ein Geschäft zu gehen. Auf der anderen Seite sind auch die Ismaninger Gewerbetreibenden gefragt, ihre Sicht der Situation zu schildern; für sie gibt es einen separaten Fragebogen, der ebenfalls auf der Website zugänglich sein wird. Aus den in beiden Befragungen gewonnenen Erkenntnissen sollen dann Schlussfolgerungen gezogen werden und schließlich konkrete Handlungsempfehlungen an die kommunalen Gestalter ebenso wie an die Unternehmer.

Für Studienleiter Franz-Michael Binninger vom IHM ist das Ideal für den Handel der Zukunft, die beiden Pole stationär und online intelligent zu verknüpfen. Schließlich wünscht sich Umfragen zufolge die große Mehrheit der Deutschen belebte Innenstädte mit vielen kleinen Läden; gleichzeitig wächst das Online-Geschäft rapide - wobei vor allem die Riesen der Branche wie Amazon profitieren. In der Corona-Pandemie hat sich das Einkaufsverhalten vieler Menschen noch einmal mehr auf Online-Shops verlagert. Wie auch Läden vor Ort diese Möglichkeit besser nutzen können, wird womöglich eine der Fragen sein, über die die Gemeinde gemeinsam mit ihren Gewerbetreibenden nach Präsentation der Studienergebnisse diskutieren wird.

Ismaning bemüht sich bereits seit einigen Jahren intensiv um seine Wirtschaftsförderung. 2016 ging "Wir in Ismaning", kurz WIR, online. Auf dieser Internetplattform können sich kleine Geschäfte wie auch größere Firmen aus Ismaning vergleichbar einem digitalen Schaufenster präsentieren, aktuelle Informationen unter die Leute bringen und auf die Fragen potenzieller Kunden reagieren. Es gibt außerdem die Möglichkeit, Stellenangebote zu veröffentlichen sowie ein Schwarzes Brett. Die Plattform richtet sich somit sowohl an Ismaninger Bürger als auch an Besucher und Touristen, ebenso wie an Arbeitnehmer, die sich zum Beispiel informieren können, wo es für die Mittagspause etwas Frisches zu essen gibt. Aber auch Unternehmen können sich vernetzen - vielleicht bietet ja ein Geschäft um die Ecke die gerade gesuchte Dienstleistung an?

Das Online-Schaufenster finanziert die Gemeinde aus dem kommunalen Säckel, für Geschäftstreibende und Nutzer ist die Teilnahme kostenfrei. Die Resonanz ist sehr gut, nach Angaben der Kommune sind knapp 1000 Einzelhändler und Unternehmen vom Landwirt mit Hofverkauf bis zur großen Marketingagentur inzwischen auf dem virtuellen Marktplatz vertreten, ebenso gemeindliche Institutionen wie das Kallmann-Museum oder die Gemeindebibliothek. Seit diesem Jahr gibt es zudem sogenannte Is-gut-Einkaufsgutscheine, mit welchen die Gemeinde fördern will, dass Verbraucher ihr Geld bei den örtlichen Händlern ausgeben; derzeit können die Gutscheine in 79 Ismaninger Geschäften eingelöst werden. Die Online-Plattform soll zudem noch um einen Lieferservice ergänzt werden.

© SZ vom 01.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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