Eifersuchtsdrama in China:Auf offener Straße niedergemetzelt

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Eine Münchner Uni-Liebe endet in einem bestialischen Doppelmord in Südchina: Nach SZ-Informationen hat ein Deutscher seine Ex-Freundin und ihren Lebenspartner mit Hammer und Messer auf offener Straße grausam ermordet.

Henrik Bork, Peking

Ein Deutscher hat in China auf offener Straße seine Ex-Freundin und ihren Lebenspartner umgebracht. "Er hat ihnen aufgelauert und sie mit einem Hammer und einem Messer niedergemetzelt", berichtete ein Freund der Opfer telefonisch der Süddeutschen Zeitung. Die Tat habe sich um halb elf Uhr am Samstagabend in der südostchinesischen Stadt Xiamen ereignet. Die beiden Opfer, die 29-jährige Venezolanerin Jennifer M. und ihr 39-jähriger, deutscher Lebenspartner Jörn-Christian H. gingen gemeinsam durch einen "dunklen Straßenabschnitt" gegenüber dem Marco-Polo-Hotel in der chinesischen Küstenstadt, als sie vom Exfreund des Opfers angefallen wurden, berichteten Freunde und Angehörige.

Der mutmaßliche Täter soll an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Sinologie studiert haben, berichtete der Freund der beiden Opfer, Achim Boßlep. Dort hatte er Jennifer M. kennengelernt. Die beiden hatten eine mehrjährige Beziehung und waren gemeinsam nach China gereist, um Chinesisch zu lernen.

Nach der Rückkehr aus China hatte sich die junge Frau jedoch von dem Mann getrennt. Anschließend soll er die Frau aus Liebeskummer als "Stalker" verfolgt haben, berichtet Boßlep. "Jennifer hat meines Wissens in München Strafanzeige erstattet, weil er sie beobachtet, verfolgt und mehrfach bedroht hat", sagte Boßlep.

Der mutmaßliche Täter soll am Ort der Tat einen Selbstmordversuch begangen haben, den er jedoch überlebte. Derzeit befinde er sich im Zhongshan-Krankenhaus in Xiamen in Polizeigewahrsam. Die chinesische Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Am Tatort sei ein Messer gefunden worden, berichtete die chinesische Zeitung China Daily unter Berufung auf die Polizei. Aus Polizeikreisen verlautete auch, dass der mutmaßliche Täter die Opfer offenbar mit mehrfachen Hammerschlägen und Messerstichen niedergestreckt haben soll. Die Wunden der Opfer hätten "vier Mal zum Sterben gereicht", hieß es in Xiamen.

Die Opfer waren seit vier Jahren ein Paar und wollten demnächst heiraten. Sie hinterlassen einen zweieinhalbjährigen Sohn, der in Xiamen geboren wurde. Der Vater des getöteten Jörn-Christian H., der aus Hamburg nach Xiamen gereist ist, bestätigte, dass Eifersucht das Tatmotiv gewesen sein könnte.

"Meine Schwiegertochter Jennifer hat mir erzählt, dass sie in München Strafanzeige gegen ihren Exfreund gestellt habe, weil er sie bedroht hatte", sagte Manfred H. im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. "Aber da passiert schon nichts", habe sie noch gesagt. Am Samstagabend soll H. zuerst attackiert worden sein, berichteten chinesische Medien. Jennifer M. sei noch auf die Knie gefallen und habe ihren Exfreund im Gnade angefleht, sei jedoch kurz darauf selbst ermordet worden.

Das deutsche Generalkonsulat in Guangzhou (Kanton) betreut derzeit die Angehörigen der Opfer und auch den mutmaßlichen Täter im Krankenhaus, bestätigte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Über den genauen Tathergang oder mögliche Motive gibt es allerdings noch keine völlig Klarheit, hieß es in Berlin.

Der mutmaßliche Täter soll in seinen Münchner Studientagen ein "netter, ruhiger Mensch" gewesen sein, berichtet Achim Boßlep, der ebenfalls an der LMU Sinologie studiert hat und den mutmaßlichen Täter noch aus dieser Zeit kennt. "Ich bin völlig schockiert darüber, wie der so etwas tun konnte."

Die Familie und Freunde der Opfer hätten sich entschieden, mit der Süddeutschen Zeitung zu reden, damit die "wahren Hintergründe" der Tat bekannt würden, sagte Boßlep. "Wir hoffen, dass die Polizei künftig die Anrufe von Frauen, die von einem Stalker verfolgt werden, ernster nimmt", sagte Boßlep.

In den chinesischen Medien seien unzutreffende Berichte aufgetaucht, in denen von einem "Finanzdisput" zwischen dem Täter und den Opfern die Rede sei. "Das ist völliger Quatsch, es ging nicht um Geld", sagte Boßlep.

Der mutmaßliche Täter und die zuständige Polizeistelle haben sich noch nicht geäußert, so dass die Angaben aus dem Umkreis der Opfer nicht unabhängig überprüft werden konnten.

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