Ehrung für Widerstandskkämpfer:Feldwebel klingt zu martialisch

Zentrales Institut Sanitätsdienst der Bundeswehr in Garching - Hochbrück (Krankenhaus) Ingolstäder Landstr. 102, 85748 Garching âÄ" Hochbrück

Das zentrale Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ist ein unscheinbares Gebäude in Hochbrück.

(Foto: Florian Peljak)

Die Kaserne in Hochbrück soll nach dem Willen seines Sohnes ohne den militärischen Titel nach dem Weiße-Rose-Mitglied Christoph Probst benannt werden.

Von Patrik Stäbler, Garching

Der Garchinger Stadtrat hat der Benennung der derzeit noch namenlosen Bundeswehr-Liegenschaft in Hochbrück nach Christoph Probst einmütig zugestimmt. Sollte nun auch die Familie des Weiße-Rose-Mitglieds ihr Plazet erteilen, dann könnte das Gebäude am 6. November 2019 einen neuen Namen erhalten - dem 100. Geburtstag des Widerstandskämpfers gegen die Nationalsozialisten.

Anders als geplant, beschloss der Stadtrat indes nicht, dem Namen Feldwebel-Christoph-Probst-Kaserne zuzustimmen. Vielmehr entschied man sich auf Vorschlag von Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), ganz allgemein eine Benennung nach Christoph Probst zu befürworten.

Grund hierfür war eine Äußerung des letzten noch lebenden Kindes des Weiße-Rose-Mitglieds, das sich kritisch über den Begriff "Feldwebel" geäußert hatte, der nach dem Vorschlag der Bundeswehr im Namen auftauchen sollte. Dieser klinge in seinen Ohren "martialisch", sagte Vincent Probst und kündigte an, dass er darüber das Gespräch mit der Bundeswehr suchen werde.

Die Bundeswehr zeigt sich gesprächsbereit

Dort sei man für etwaige Änderungswünsche offen, berichtete Gruchmann und bezog sich dabei auf ein Telefonat mit der zuständigen Stelle. "Mir wurde mitgeteilt, dass sich die Bundeswehr auch den Namen Sanitätsfeldwebel-Christoph-Probst-Kaserne vorstellen könnte", sagte der Bürgermeister, "oder nur Christoph-Probst-Kaserne."

In Hochbrück sind das Zentrale Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und einige weitere Dienststellen untergebracht. Dass man dort durch die Namensgebung an ein Weiße-Rose-Mitglied erinnern will, fand im Stadtrat breite Zustimmung. Von einer "guten Namenswahl" sprach Ulrike Haerendel (SPD). "Ich finde es auch gut, dass nicht die Geschwister Scholl genannt werden, sondern Christoph Probst, der etwas in ihrem Schatten steht." Sie erachte den Begriff Feldwebel ebenfalls als "schwierig", sagte Haerendel. Jedoch solle man die Entscheidung der Familie überlassen.

Der 1919 in Murnau geborene Christoph Probst stieß 1942 über seinen Freund Alexander Schmorell zur Weißen Rose. Am 22. Februar 1943 wurde er zusammen mit Sophie und Hans Scholl von den Nazis hingerichtet.

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