Dreitägiges Fest in Haar:Griechisch für Anfänger

Dreitägiges Fest in Haar: Dass sie feiern können, haben die Griechen in Haar bereits mehrfach bewiesen. Jetzt steht wieder einmal ein großes Fest an.

Dass sie feiern können, haben die Griechen in Haar bereits mehrfach bewiesen. Jetzt steht wieder einmal ein großes Fest an.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die hellenische Gemeinde in Haar feiert ihr fünfjähriges Bestehen - und gründet einen Ableger der Universität Athen.

Von Bernhard Lohr, Haar

Wenn sie etwas machen, dann machen sie es richtig. Das haben die Griechen in den vergangenen fünf Jahren bei vielen Festen in der Gemeinde Haar bewiesen. Die Vorzüge der griechischen Küche haben viele Haarer schätzen gelernt, die vielleicht noch nie in Athen oder auf Kreta waren.

Panigiria heißen die traditionellen Volksfeste, die seit der Gründung der Griechischen Gemeinde auch in Haar zu erleben sind. Natürlich mit viel Musik und Tanz. Aus dem gesamten Münchner Osten kommen die Griechen, wenn jeden zweiten Sonntag im Monat ein Priester der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland in St. Konrad in Haar Gottesdienst feiert.

Jetzt müsste die Tatsache, dass die Griechische Gemeinde heute 300 Mitglieder zählt und fünf Jahre besteht, noch kein Grund zu feiern sein. Doch der Vorsitzende Apostolos Kotsis hat das kleine Jubiläum zum Anlass genommen für einen großen, fast staatsmännischen Auftritt. Nicht nur, dass das Fest drei Tage dauern wird und am Freitag mit einem griechischen Faschingsfest mit Livemusik im Bürgersaal beginnt. Tags darauf wird es ernst: Kotsis wird mit Georgios Lazaridis einen Regierungsvertreter aus Athen empfangen, der für griechische Unternehmer im Ausland zuständig ist. Es sollen ein Abkommen unterzeichnet werden und eine offene, virtuelle Universität in Haar gegründet werden.

Ost-West Wirtschaftsforum Bayern

Kotsis lebt dafür, Menschen zusammenzuführen. Er ist selbst bestens vernetzt. So war er dieser Tage erst eingeladen beim "Ost-West Wirtschaftsforum Bayern", wo er unter anderem dem Unternehmer Claus Hipp begegnete, mit dem er auf Anhieb auf einer Wellenlänge war. "Ich habe dort sehr, sehr interessante Leute kennen gelernt", sagt Kotsis. Viele Unternehmer und Künstler - und eben den Gründer des bekannten Unternehmens für Babynahrung, der heute Generalkonsul von Georgien ist und in Tiflis als Professor an der Universität lehrt.

Ganz so weit gehen Kotsis Ambitionen in Haar noch nicht. Doch auch er will dort Strukturen aufbauen, die dazu beitragen, dass Deutsche und Griechen einander näher kommen. Griechische Unternehmer sollen Ansprechpartner finden. Dabei hilft es freilich, an die lange Tradition griechisch-bayerischen Zusammenwirkens zu erinnern. Bevor es am Samstag in Haar offiziell wird, fahren die Griechen nach Ottobrunn zu Jan Murken, dem Leiter des König-Otto-Museums, in dem das Gedenken an den bayerischen Prinzen hochgehalten wird, der 1832 von Ottobrunn zu seiner neuen Heimat loszog, wo dann unter seiner Regentschaft staatliche Strukturen aufgebaut wurden, die in Teilen bis heute fortbestehen.

Anschließend findet in Haar das durchaus ungewöhnliche Unternehmertreffen statt. Außer dem Vorsitzenden des schweizerisch-griechischen Finanzforums, Nikolaos Aggelidakis aus Zürich, werden Vertreter eines "großen türkischen" Unternehmerverbands aus München erwartet, wie Kotsis sagt.

Der Sonntag ist dann der Bildung gewidmet. Die Griechen zeigen am Tag der offenen Tür im Volkshochschulgebäude, dem Poststadel, in Haar die Ausstellung "50 Jahre Griechische Schule". Der ehemalige General Manos Sfakianakis, ein laut Kotsis wegen seines erfolgreichen Kampfs gegen Internet-Kriminalität renommierter Mann, steht Pate bei einer "Eltern-Akademie", die Angebote in Haar etablieren will, damit Kinder und Eltern sich sicher im Netz bewegen. Und dann ist da noch Giorgos Manolakos: Der Vertreter der Universität Athen werde die "offene, virtuelle Universität" in Haar mitgründen, sagt Kotsis, mit Fortbildungsangeboten im Poststadel für Griechen und Griechischkursen für Deutsche.

Am Ende gebe es ein Zertifikat der Uni von Athen, sagt Kotsis. Und davor die Gelegenheit, mit Griechen, die sonntags nebenan zusammenkommen, griechisch zu sprechen.

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