Diskussionsabend:"Tunnel wäre Katastrophe für Oberschleißheim"

Diskussionsabend: Die Schranken nerven auch die Grünen. Sie halten nur eine Unterführung für die falsche Lösung.

Die Schranken nerven auch die Grünen. Sie halten nur eine Unterführung für die falsche Lösung.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Grüne stellen sich gegen das Bürgerbegehren und setzen stattdessen auf "realistische Alternativen" zur Bahnunterführung

Die Grünen in Oberschleißheim stellen sich gegen das Bürgerbegehren für einen Straßentunnel an der B 471, das die nervigen Bahnschranken beseitigen würde, und wollen realistische, schnelle Verbesserungen der Mobilität in der Gemeinde. Bei einem Diskussionsabend im vollen Konferenzsaal des Bürgerhauses Oberschleißheim stellte der Schleißheimer Landtagsabgeordnete Markus Büchler, der auch Sprecher für Mobilität der Grünen im Bayerischen Landtag ist, die negativen Folgen einer Straßenunterführung sowie die Alternativen dazu vor.

"Wenn wir Oberschleißheimer über eine solche Straßenunterführung entscheiden könnten und wenn wir damit die Verkehrssituation verbessern könnten, würden wir Grüne ebenfalls für das Bürgerbegehren kämpfen", sagte Büchler zur Eröffnung des Abends. "Denn uns nerven die Bahnschranken doch ganz genauso, egal ob im Auto, zu Fuß oder auf dem Radl." Tatsächlich sei der Bürgerentscheid aber komplett irrelevant, da die Gemeinde weder für die Bundesstraße noch für die Bundesschienenwege zuständig ist.

"Angesichts der Kommunalwahl wird nun von Einzelpersonen und den Freien Wählern der falsche Schein vorgegaukelt, man müsse nur unterschreiben und dann kämen die Schranken weg, der Verkehr könne dann frei fließen. Das ist ein großer Irrtum", sagte Büchler. Selbst wenn die Schranken verschwänden: Eine Straßenunterführung löse kein Problem, sondern zöge sehr viel zusätzlichen Verkehr nach Oberschleißheim hinein, warnte der Grünen-Politiker.

Die rund 15 000 Pkw, die pro Tag auf der B 471 fahren, dürften sich seiner Meinung nach schnell verdoppeln. Neue Staus wären programmiert, neuer Schleichverkehr durch die Wohngebiete mit mehr Lärm und mehr Abgasen ebenfalls. Zudem ließe eine nach Bundesstraßenstandard ausgebaute Ortsdurchgangsstraße ohne Schranken alle Dämme brechen und zöge Schwerlastverkehr in den Ort, der nach Ausweichmöglichkeiten von den überlasteten Autobahnen, insbesondere der A 99, sucht. "Das wäre eine Katastrophe für Oberschleißheim und die Lebensqualität in unserem schönen Ort", so Büchler.

Anstatt mit falschen Versprechen neuen Straßenverkehr in den Ort zu locken, solle die Gemeinde sämtliche Hebel nutzen, um die Bevölkerung vor dem Durchgangsverkehr zu schützen. So müsse alles getan werden, damit der innerörtliche Verkehr und der Berufsverkehr besser und bequemer ohne Auto funktioniere. So ist ein großer Teil des Verkehrs dem Grünen-Abgeordneten zufolge hausgemacht: Ein großer Teil der Autofahrten sei nur wenige Kilometer kurz und verlaufe innerhalb von Oberschleißheim. Fuß- und Radwege samt Radabstellanlagen und Sharing-Angeboten sollten Autofahrten überflüssig machen. Das Radwegekonzept der Gemeinde aus dem Jahr 2012 warte bis heute auf Umsetzung. "Investieren wir die Millionen, die eine Straßenunterführung unsere Gemeinde kosten würde, lieber in gute Fuß- und Radwege und einen attraktiven öffentlichen Raum in Oberschleißheim", riet Büchler. Dazu brauche es natürlich auch eine zusätzliche und bequeme Querung der Bahn für den Fuß- und Radverkehr. Außerdem eine bessere Nahversorgung mit Geschäften im Wohnumfeld anstatt am Ortsrand.

Büchler verwies darüberhinaus auf den Landkreis, der derzeit an einer Machbarkeitsstudie für eine Seilbahnverbindung nach Dachau und eine Straßenbahn (Stadt-Umland-Bahn) nach Garching arbeitet. Ferner entwickelt der Landkreis ein neues Buskonzept mit Express-Tangenten etwa von Dachau über Oberschleißheim nach Garching. Büchler räumte aber auch ein: "Zur Ehrlichkeit in der Politik gehört zu sagen: Niemand wird den Straßenverkehr wegzaubern können. Wir leben in einem dicht besiedelten Raum. Aber wir können viel tun, um den Straßenverkehr zu reduzieren. Kaum jemand setzt sich gerne täglich ins Auto, um zur Arbeit zu fahren. Die meisten Menschen wollen bequeme, zuverlässige und kostengünstige Alternativen."

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