Diskussion um Spielstätte:Neuer Konzertsaal für München?

OB Christian Ude hält den Bau eines Konzertsaals in naher Zukunft für unwahrscheinlich - Kunstminister Wolfgang Heubisch sieht das anders. Ab Februar soll sich eine Arbeitsgruppe mit dem Projekt befassen.

P. Fahrenholz

Nach der Ankündigung der Stadt München, aus Kostengründen auf eine umfassende Sanierung des Gasteigs zu verzichten, ist in die jahrelang festgefahrene Debatte um einen neuen Konzertsaal plötzlich Schwung gekommen. Neue Ideen für den Standort eines solchen Saales und die Aussicht, einen Teil der Baukosten über private Sponsoren zu finanzieren, lassen die Chancen für das Projekt steigen und setzen die Politik unter Handlungsdruck.

Diskussion um Spielstätte: Der Gasteig soll nicht umfassend saniert werden - vielleicht gibt es dafür einen ganz neuen Konzertsaal für München.

Der Gasteig soll nicht umfassend saniert werden - vielleicht gibt es dafür einen ganz neuen Konzertsaal für München.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Oberbürgermeister Christian Ude hatte die Idee eines neuen Saales in dieser Woche noch als "bayerische Fata Morgana am Ende des Wüstenstrandes" bezeichnet und die Haltung des bayerischen Kabinetts in dieser Frage als "undurchdringliche Nebelwand" bezeichnet. Er selbst zeigte bisher allerdings auch nicht viel eigenes Interesse.

Das könnte auch damit zusammenhängen, dass die Stadt München als Betreiberin des Gasteigs negative Auswirkungen befürchtet, falls ein attraktiver, neuer Konzertsaal gebaut wird. Der Gasteig wird seit Jahren von Musikfreunden wegen seiner mangelhaften Akustik kritisiert.

Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch wies Udes pessimistische Einschätzung energisch zurück. Der neue Konzertsaal sei zwar "kein Kurzfristprojekt" liege ihm aber "sehr am Herzen", ließ Heubisch über seine Sprecherin wissen. Der Minister kündigte an, wenn der neue Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR), Ulrich Wilhelm, Anfang Februar sein Amt antrete, werde eine Arbeitsgruppe zum Thema Konzertsaal installiert. Die Stadt München soll zu diesen Beratungen erst zu einem späteren Zeitpunkt hinzugezogen werden.

Der scheidende BR-Intendant Thomas Gruber begrüßte die neu aufgeflammte Diskussion um den Konzertsaal enthusiastisch. Gruber setzt sich seit Jahren für eine eigene Spielstätte für das BR-Symphonieorchester ein. Es sei "absolut unwürdig", was dem Orchester in München geboten werde, sagte Gruber. Das BR-Orchester sei international "top" und spiele "in einem völlig heruntergekommenen Herkulessaal". Ein neuer Saal wäre endlich eine "angemessene Heimat" für das Orchester. Es wäre deshalb "wunderbar, wenn sich das Kabinett durchringen würde", sagte Gruber. Orchester-Chef Mariss Jansons nannte es eine "Blamage", dass es in München keinen guten Konzertsaal gebe.

Die politische Entscheidung für einen neuen Saal könnte durch privates Engagement entscheidend erleichtert werden. Der Münchner Unternehmensberater Roland Berger hatte in einem SZ-Interview gesagt, wenn es einen Standort und ein Modell des neuen Saales gebe, sei es möglich bis zu 20 Prozent der Bausumme durch private Spenden aufzubringen. "Es geht, wenn man will", sagte der ehemalige Finanzminister Kurt Faltlhauser zur Finanzierung des Projektes.

Die SZ dokumentiert in ihrer Wochenendausgabe eine Reihe möglicher Standorte für den neuen Saal. Besonders spektakulär ist dabei der Vorschlag, den Saal in den Apothekenhof der Residenz zu bauen, der bisher hauptsächlich als Parkplatz dient.

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