Die FDP in Keferloh:Schluss mit Kleinklein

Die FDP in Keferloh: Drei Schläge und das Bier fließt: Alexander Graf Lambsdorff beeindruckt Jimmy Schulz und Tobias Thalhammer in Keferloh (von links).

Drei Schläge und das Bier fließt: Alexander Graf Lambsdorff beeindruckt Jimmy Schulz und Tobias Thalhammer in Keferloh (von links).

(Foto: Claus Schunk)

FDP-Mann Lambsdorff wirbt für EU und Anerkennungskultur

Von Bernhard Lohr, Grasbrunn

Vielleicht braucht es an solch einem Abend einen wie Tobias Thalhammer. Einen Entertainer, einen der Rabatz macht und dem politischen Kontrahenten eine gegen Schienbein haut. Jedenfalls legt der Kreisrat und frühere Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion beim "Liberalen Bieranstich" am Freitagabend in der mit 250 Personen gefüllten Tenne des Gasthofs Gut Keferloh munter los und macht sich erst einmal über die Sozialdemokraten lustig. Die Liberalen säßen bei Regenwetter im vollen Saal im Warmen, während die Sozialdemokraten tags darauf im halbleeren Festzelt frieren würden. Die FDP habe mit Alexander Graf Lambsdorff, dem Vizepräsidenten des Europaparlaments, einen Spitzenpolitiker zu Gast, die SPD mit dem Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz einen Regionalpolitiker.

Doch abgesehen von solchen Spitzen eines Thalhammer, der als Schlagersänger auch glaubhaft die Rampensau gibt, hat sich die FDP einem anderen Ton verschrieben. Man will nicht mehr den Aufschneider geben, der dann krachend an der Wahlurne scheitert. FDP-Landeschef Albert Duin spricht das erste mal an dem Abend vom "Bildungsurlaub", in den der Wähler die FDP 2013 geschickt habe, als man aus dem Bundestag flog. Der FDP-Direktkandidat im Wahlkreis München-Land, Jimmy Schulz, und Gastredner Lambsdorff greifen den Begriff auf und sagen beide: Die FDP habe zuzuhören gelernt.

Bildung, Digitalisierung, Sicherheit - darau setzen die Liberalen

Natürlich wollen die versammelten Anhänger hören und erleben, wofür ihre Kandidaten stehen. Den treffendsten Beweis für Bodenständigkeit liefert Lambsdorff ab, als er mit dreieinhalb Schlägen ein Fass anzapft. Und er zeigt Sinn für Politik-Folklore, als er den im Landkreis bestens bekannten "Hofreiter Toni" als Grünen-Fundi abqualifiziert, mit dem er gestern erst in Köln bei einer Podiumsdiskussion gesessen sei. "Wenn ich den reden höre, habe ich keine Sorge um den dritten Platz." Die Grünen wollten im Streit um die Zukunft des Diesel-Motors "industriellen Selbstmord" begehen, sagt Lambsdorff, der sich sonst freilich vor allem darauf beschränkt, in klarer Sprache seine Positionen darzulegen.

So plädiert er dafür, das Kooperationsverbot des Bundes in der Bildungspolitik zu lockern. Finanzminister Schäuble müsse endlich seine Milliarden in deutsche Schulen stecken. Telekom und Deutsche Post müssten privatisiert und das Geld in den Aufbau eines Glasfasernetz fließen. Mit den kräftigsten Applaus erhält er, als er fordert, den Solidaritätszuschlag abzuschaffen und den Spitzensteuersatz später einsetzen zu lassen. Es gehe um Freude an der Leistung und gelebte "Anerkennungskultur". Lambsdorff lobt den französischen Präsidenten Macron, der im Gespräch mit EU-Partnern und afrikanischen Staatschefs in der Flüchtlingsfrage schaffe, was Merkel versäume. Mehr EU, weniger Kleinklein, das sei die Lösung.

Bildung, Digitalisierung, Sicherheit - das sind auch die Themen des Jimmy Schulz, der sich auch ein lokales Programm gegeben hat. Ein wichtiger Punkt: der Verkehr. Er setze sich für eine Tieferlegung der S 7 im Raum Hohenbrunn ein, die zweigleisig werden müsse, und für einen Zehn-Minuten-Takt. Mehr Tangentialverbindungen, mehr E-Mobilität, mehr Radschnellwege - auch das. Und er fordert einen Ringschluss der A 99 im Süden, "am besten mit einer Tunnellösung, um die Belastung der Bevölkerung möglichst gering zu halten".

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