Die CSU in Keferloh:Seehofer im gelobten Land

Die CSU in Keferloh: Ein Prost auf den Freistaat: CSU-Kreischef Florian Hahn mit Ministerpräsident Horst Seehofer und Landrat Christoph Göbel (von rechts) in Keferloh.

Ein Prost auf den Freistaat: CSU-Kreischef Florian Hahn mit Ministerpräsident Horst Seehofer und Landrat Christoph Göbel (von rechts) in Keferloh.

(Foto: Claus Schunk)

Bei seinem Besuch in Keferloh pocht der bayerische Ministerpräsident auf seine Forderung nach einer Obergrenze bei der Zuwanderung. CSU-Kreischef Florian Hahn nennt es eine Herausforderung, die herausragende Stellung des Landkreises München zu erhalten

Von Martin Mühlfenzl, Keferloh

Seinen Buschenhut, sagt Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, habe er diesmal zuhause in Ingolstadt gelassen. Er muss nach seinem Auftritt im Festzelt des Grasbrunner Ortsteils schließlich noch nach Berlin zur Kanzlerin. Doch auch ohne die traditionelle Keferloher Kopfbedeckung liegt dem Chef der CSU ein Thema ganz besonders am Herzen, das bei den Gästen im proppenvollen Zelt gut ankommt. "Bayern muss Bayern bleiben", ruft Seehofer. "Mit all seinem Brauchtum und seinen Traditionen." Leitkultur ist der Oberbegriff, den der Ministerpräsident auch in Keferloh immer wieder in seine Rede einbaut - gefolgt von dem zweiten "Ober-Begriff", den seine Anhänger natürlich hören wollen: die Obergrenze bei der Zuwanderung.

Horst Seehofer ist der Einladung des CSU-Kreischefs und Direktkandidaten für den Wahlkreis München-Land, Florian Hahn, gefolgt. In den "schönsten, besten und erfolgreichsten Landkreis" des Freistaats, wie Hahn bei seiner Begrüßung sagt. Das würden zwar alle Bundestagsabgeordneten und Kreisverbandsvorsitzenden von ihrem eigenen Landkreis behaupten. "Aber, lieber Horst Seehofer, ich kann dir versichern, hier stimmt es."

Tradition und wirtschaftlicher Erfolg - das gehört für die CSU zusammen

Wenn sich die CSU in Keferloh alljährlich trifft, offenbart sich genau das Bild, das Hahn meint. Eine vor Selbstbewusstsein und Kraft strotzende Partei versammelt sich im ländlichen Raum unter dem dröhnenden Lärm der Böllerschützen und vor den kunstvoll bestickten Bannern der Fahnenabordnungen. Im Hintergrund thront die Kirche St. Aegidius - eines der ältesten Gotteshäuser der Region. Bei dieser alljährlich wiederkehrenden Gelegenheit legt die CSU im Landkreis viel wert auf die Brauchtumspflege - feiert aber zugleich den wirtschaftlichen Erfolg des Landkreises, seine herausragende Stellung als Forschungs- und Bildungsstandort, die Innovationskraft und das Zusammenspiel von urbanem Raum und ländlich geprägter Idylle.

Das Wachstum im Landkreis, sagt Hahn, habe aber auch Schattenseiten: "Unsere Bürger sind etwa vom Verkehr unglaublich geplagt." Aber auch hier habe die CSU in der vergangenen Legislaturperiode viel erreicht, sagt der Putzbrunner: "Den achtspurigen Ausbau der A 99 bis zum Kreuz Süd. Dank dir, Horst, kommt die zweite Stammstrecke. Aber es gibt noch viel zu tun bei der MVV-Tarifreform, beim barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe." Für ihn selbst, sagt Hahn, sei es eine "Prüfung und Herausforderung", auch künftig dafür zu arbeiten, "dass der Wohlstand in unserem Landkreis erhalten bleibt".

Keferloh, sagt der CSU-Kreisvorsitzende und deutet mit der ausgestreckten Hand nach vorne, stehe "als Sinnbild für eine der größten Krisen der vergangenen Jahre". Dort, wo Hahns Zeigefinger hindeutet, in den umfunktionierten Tennishallen hätten der Landkreis und seine Bürger im Herbst 2015 "Überragendes geleistet", als es galt, hunderte, tausende Flüchtlinge unterzubringen, die von Ungarn aus nach München kamen. "Die Menschen im Landkreis haben gezeigt, was Humanität ist und sie tun das noch heute."

Heute aber, sagt Hahn, ist klar, dass es eine "sinnvolle Begrenzung" bei der Aufnahme "tatsächlich Berechtigter" brauche. Obergrenze sagt er nicht.

"Angela Merkel und ich vertragen uns."

Bevor Seehofer diese CSU-Forderung in den Saal hineinruft, kommt er nicht umhin, Hahns Lobpreisung des Landkreises München aufzugreifen. "Grüß Gott", sagt Seehofer, "im gelobten Land." Deutschland gehe es gut, ergänzt der Ministerpräsident: "Bayern geht es besser und dem Landkreis München am besten." Diese Leistung sei in ein Erfolg des "größten Schatzes, den wir haben: unserer Bevölkerung".

Dann folgt der ernste Teil, denn es geht um Zuwanderung und Integration. Und Seehofer gibt ein Versprechen ab, das im Zelt unter seinen Anhängern Begeisterung auslöst. "Horst Sehhofer wird nicht ruhen, bis eine Begrenzung in Deutschland stattgefunden hat", sagt er. "Im Privatleben würde man sagen: Das ist sein letzter Wille." Ohne "Obergrenze", da fällt der Begriff das erste Mal, sei Integration nicht möglich. Das Wirksamste sei die Bekämpfung der Fluchtursachen, sagt Seehofer: "human-christliche Politik ist es, dort wo die Menschen leben, zu helfen. Denn wie soll ein Land wieder auf die Beine kommen, wenn die ganze junge Generation auswandert". An den europäischen Außengrenzen müsste entschieden werden, wer schutzberechtigt sei: "Dabei müssen wir den Griechen und Italienern helfen."

Am Tag nach dem Auftritt von Hamburgs Erstem Bürgermeisters Olaf Scholz in Keferloh kommt Seehofer nicht am Thema Sicherheit, dem G 20-Gipfel und einem Seitenhieb aus: "In Bayern wäre das nicht passiert." Die Sicherheit der Bürger sei einer der wichtigsten Bereiche für ihn.

Fast so wichtig, wie die Botschaft, die er noch schnell unters Volk bringt, bevor er nach Berlin aufbricht: "Angela Merkel und ich vertragen uns."

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