Die Bundestagskandidaten:Auf schwierigem Terrain

Die Bundestagskandidaten: Eva Schreiber

Eva Schreiber

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Linke tut sich im Wahlkreis München-Land traditionell schwer. Trotzdem erhofft sich Kandidatin Eva Schreiber ein gutes Ergebnis. Die 59-Jährige fordert mehr Hilfe für Bedürftige und den Ausbau des Personennahverkehrs

Von Sabine Wejsada, Landkreis

"Ich will Europa sozialer gestalten, demokratischer machen." Das sagt Eva Schreiber, Direktkandidatin für die Bundestagswahl im Landkreis München. Und Deutschland? Das natürlich auch. Und den Landkreis? Es sei inakzeptabel, dass Menschen von ihrem Lohn, oder ihrer hart erarbeiteten Rente nicht ansatzweise leben könnten - speziell in München und dem Umland sei das ein riesiges Problem, sagt die 59-Jährige. Lösungsvorschläge? Ja, eine Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro, eine Mindestrente und eine sanktionsfreie Mindestsicherung würden dabei helfen, sagt Schreiber. Vor allem im so teuren München und seinem Umland.

Ende Januar wurde die Kreissprecherin der Linken in München zur Direktkandidatin im Landkreis für die Bundestagswahl am 24. September gewählt. Eva Schreiber wurde 1958 in Köln geboren und zog 1990 nach München. Sie studierte Ethnologie, Interkulturelle Kommunikation und Religionswissenschaften. Aktuell unterrichtet sie Menschen, die sich beruflich neu orientieren möchten. Schreiber ist seit 2010 bei der Linken aktiv, seit 2014 Kreissprecherin und seit 2016 Mitglied des Landesvorstands der Partei in Bayern. Ehrenamtlich engagiert sie sich für Geflüchtete und in der Betreuung Sterbender und Demenzkranker. Sie ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder, die aus dem Haus sind.

Das Mehrfamilienhaus, in dem Schreiber zusammen mit ihrem Mann wohnt, steht im Münchner Stadtteil Allach. "Hier fühle ich mich wohl", sagt die Linken-Kandidatin. "Allach ist wie ein Dorf und in genau in einer solchen Gegend bin ich auch aufgewachsen." Schreiber tritt im Wahlkreis 221 (München-Land) an, der den Landkreis umfasst. Wolfgang Seidel, ihr Vorgänger, der 2013 für den Bundestag kandidiert hatte, musste sich damals mit einem schmalen Ergebnis zufrieden geben: Er erreichte nur 2,1 Prozent der Erst- und 2,8 Prozent der Zweitstimmen.

Ein zweites Frauenhaus für den Landkreis soll her

Im Landkreis München haben die Linken nicht eben einen guten Stand, das weiß auch Eva Schreiber. Die Menschen in den Kommunen rund um die Landeshauptstadt fremdeln mit der Linken - "mehr als jene in der Stadt", sagt Schreiber mit ihrer angenehm tiefen Stimme. Trotzdem hofft sie freilich auf ein gutes Ergebnis. Dass die Linke die Fünf-Prozent-Hürde schafft und vielleicht sogar mehr erreicht, würde freilich ihre Chancen erhöhen, über die Landesliste in den Bundestag zu kommen - da steht Schreiber auf Platz sieben. 2013 haben es nur vier bayerische Abgeordnete geschafft, davor immerhin sechs. Die 59-Jährige ist allerdings Realistin genug, ihre Erwartungen nicht allzu hoch zu schrauben. Was kommt, das kommt. "Da kann ich auch eine Glaskugel nehmen und reinschauen", sagt die gebürtige Rheinländerin trocken.

Und wenn es nichts wird mit dem Sitz in Berlin? "Dann gilt es, weiterzumachen", kündigt Schreiber an, die aus einem Lehrerhaushalt kommt. Bei der Linken und auch sonst. Wegen des Wahlkampfs hat die Wahl-Münchnerin ihr berufliches Engagement etwas zurückgefahren und ihre Hobbys Singen und Lesen etwas beschnitten. Das Werben um Stimmen ist schließlich ein großer Aufwand, wenn man keine potente Partei mit vielen Helfern und Geld im Hintergrund hat: Plakate kleben, an Infoständen mit Menschen reden, all das kostet Zeit. Tisch und Sonnenschirm für den Informationsstand, mit dem sich Schreiber zum Beispiel auf Wochenmärkten sehen lassen will, liegen zerlegt im Auto, dem rollenden Wahlkampf-Kleinwagen.

Ihre Familie finde die Kandidatur gut, sagt Schreiber. Ebenso das Programm, mit dem sie im Landkreis punkten will: erschwingliche Mieten, eine Rente, die zum Leben reicht, Hilfe für junge Leute, die Probleme haben, einen festen Job zu bekommen - "und sich von einem Praktikum oder Zeitvertrag zum nächsten hangeln". Auch das Thema Verkehr ist der Linken-Kandidatin wichtig: "Es braucht Tangential-Verbindungen", fordert sie. Ein weiteres Anliegen ist der 59-Jährigen die Einrichtung eines zweiten Frauenhauses im Landkreis; die bestehenden 16 Plätze reichten bei weitem nicht aus, so Schreiber.

Größere Veranstaltungen irgendwo im Landkreis stehen bis zur Bundestagswahl nicht in ihrem Kalender. Beim Corso Leopold am 9. und 10. September wird Eva Schreiber mit ihren Kollegen aus der Stadt das Gespräch mit Wählern suchen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: