Isartalverein:Einsatz am Paradefluss

Isar Stromschnellen Kajak Kanu Schlauchboot

Natur, die der Erholung bedarf: Wenn Menschen ihre Freizeit auf der Isar - hier nahe Lenggries - verbringen, braucht es gute Regeln.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Isartalverein feiert bei seiner Jahresversammlung die Erfolge beim Naturschutz - und freut sich über eine Auszeichnung.

Von Jürgen Wolfram

Dem Umweltschutz haben sich viele Organisationen verschrieben, doch mehr Ausdauer als der Isartalverein dürfte kaum eine von ihnen an den Tag legen. Seit 1902 engagiert die Vereinigung sich für die ökologische Unversehrtheit jener Flusslandschaft, die sie im Namen trägt. Mit den Jahren haben sich die Herausforderungen gewandelt, geringer geworden sind sie nicht.

Aktuell stehen die zögerliche Ausweisung von Mountainbike-Trassen, die Regulierung des Bootsverkehrs auf der Isar, Pflanzaktionen und Weideprojekte, die Verbesserung der Wasserqualität sowie Hindernisse beim Zukauf von Grundstücken im Vordergrund.

Bei der Jahresversammlung hatte der Vereinsvorsitzende Erich Rühmer aus Schäftlarn ansonsten einen schönen Erfolg zu vermelden: Die Isarschützer sind für vorbildliche Waldbewirtschaftung mit dem Staatspreis ausgezeichnet worden, verliehen vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Und Rühmer selbst ist neuerdings Träger des Bundesverdienstkreuzes. Weil er, wie Laudatorin Christine Kammermeier bei der Vereinsversammlung zusammenfasste, "als Kommunalpolitiker und Umweltschützer eine Idealperson" sei.

Der Vereinsvorsitzende geizte seinerseits nicht mit anerkennenden Worten. Gemünzt waren sie vor allem auf das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, das im Umwelt- und Naturschutz mit gutem Beispiel vorangehe. Den Erlass einer Bootsverordnung, die den "Gemeingebrauch auf der Isar" regelt, würdigte Rühmer als "historisch". Fahrverbote bei Hochwasser, Schwimmwestenpflicht für Kinder, Glasflaschen-Verbot auf Schlauchboot-Fahrten, Rücksicht auf Vogelbrut-Zeiten, Überwachung von Einstiegsstellen - für all das sei es höchste Zeit gewesen. Auch durch den Einsatz von mittlerweile elf Rangern setze sich der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen an die Spitze der Bemühungen um eine verträgliche Naturnutzung.

Empfehlung an den Landkreis München

Der Stadt und dem Landkreis München empfahl Rühmer, sich davon eine Scheibe abzuschneiden. Wenn die Landeshauptstadt jetzt zwei Gebietsbetreuer ("Ranger darf man in München nicht sagen, das klingt denen zu militärisch") aufbiete, um an der Isar für Ordnung zu sorgen, sei das immerhin ein bescheidener Anfang.

Sorgen bereiten dem 2021 Mitglieder starken Verein wachsende Hürden beim Grundstückskauf, einem wesentlichen Ziel seiner Bestrebungen. 144 Hektar hat er bereits in seinem Besitz, um sie naturferner Verwertung zu entziehen, davon 72 Hektar Wald. Doch selbst in Schutzgebieten werde es immer schwieriger, Grund zu erwerben, weil Privatinvestoren diesen zu hohen Preisen als Ausgleichsflächen für ihre Baumaßnahmen in Außenbereichen "wegschnappen". In den Wäldern wiederum bereiten Borkenkäfer, Rotfäule, Eschensterben und Trockenheit Kopfzerbrechen. Fortgesetzt werden sollen Pflanzaktionen, wie sie unter anderem in Baierbrunn und Ascholding bereits erfolgt sind.

Nach wie vor strebt man an, die Mindestwassermengen in der Isar und im Rißbach zu erhöhen. Deshalb müsse es bei der Kündigung des Vertrags mit dem Walchenseekraftwerk im Jahr 2020 bleiben, forderte Rühmer: "Da können die Politiker ihre ständigen Versprechen einhalten und sich auch nach Wahlen für Umwelt und Natur einsetzen." Wie sehr unterstützende Maßnahmen für den oberbayerischen Paradefluss nötig sind, zeigte in einem Vortrag Roland Kriegsch vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim auf. Sein Haus hat ein ganzes Maßnahmenpaket geschnürt, um das Gewässer unterhalb des Sylvensteinspeichers in einen besseren ökologischen Zustand zu versetzen und so den EU-Wasserrahmenrichtlinien zu genügen.

Ökologische Weideprojekte sind zum Markenzeichen des Vereins geworden. Das hat sich bis zu Umweltminister Thorsten Glauber (FW) herumgesprochen, der sich erläutern ließ, wie der Einsatz von Rindern und Ziegen die Ufervegetation verbessert. Davon war auch bei Führungen viel die Rede, die Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins sind - so wie die Schaukästen und ein virtuelles Museum (www.isargeschichten.de).

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