Derblecken in Unterhaching:Angst vor der Frauenpower

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Sauber derbleckt: Krügelredner Alfons Hofstetter übergibt Hans Potschacher ein Beweisfoto von der komischen Plakataktion der Grünen. (Foto: Claus Schunk)

Beim Starkbierfest der CSU sorgt sich Krügelredner Alfons Hofstetter vor allem um die Zukunft der Männer.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Stellt sich einer in Unterhaching mit dem Blick auf das vergangene Jahr Fragen wie: Wann war das genau? Was haben die im Rathaus entschieden? Wer hatte Jubiläum? Und was kann man für die Zukunft daraus lernen? Beim Zweiten Bürgermeister ist er an der richtigen Adresse. Alfons Hofstetter, der Professor der CSU-Fraktion, führt das ganze Jahr über akribisch Buch über die Politik im Allgemeinen und die in Unterhaching im Besonderen, wie er sagt. Und im März, beim Starkbieranstich, haut er den Kommunalpolitikern das dann alles noch mal humorvoll aufbereitet um die dann roten Ohren.

Möglicherweise war das am Freitagabend in der Hachinger Halle aber das letzte Mal, dass der mittlerweile 80-Jährige als Krügelredner vor die Starkbiergemeinde tritt. So zumindest kündigte er das am Ende seiner Darbietung an und gab seinen Zuhörern noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg. Fairness im anstehenden Wahlkampf etwa, sich um die Nachbarn zu kümmern, zur Wahl zu gehen und nicht jeden Schmarrn zu glauben. Das klang sehr nach Abschied. Doch gibt auch Hofstetter zu, dass dies bereits früher geäußerte Empfehlungen sind. Aus dem vergangenen Jahr etwa, als er schon mal den Versuch machte, als Krügelredner abzudanken. Doch dann überredete die CSU ihn noch einmal weiterzumachen. "Und wer weiß", sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Richard Raiser, "wenn es die Gesundheit zulässt, war es vielleicht doch nicht der letzte Auftritt bei unserem Starkbierfest."

Hofstetter findet eh, dass der "frustrierte Wähler" ein bisschen Kabarett und ein bisschen Kapuzinerpredikt brauche, um wieder durchatmen zu können. Denn das Problem in der Demokratie sei ja auch, dass nicht immer diejenigen Politik betrieben, die die Geeignetsten seinen. "Oder einfacher gesagt, wie der von mir hochverehrte Kabarettist Jonas es auf den Punkt brachte: Es gibt zu viele Deppen", meinte Hofstetter, schob als Zweiter Bürgermeister aber hinterher, dass das für Unterhaching mit einen "sehr weisen Gemeinderat und äußerst begabten Bürgermeister" weitgehend nicht gelte.

Da konnte er sich der Lacher aus dem Publikum sicher sein. Was folgte, war ein langer Ritt durch den gesamten Jahreszyklus, der chronologisch von Januar bis Dezember diesmal kein Ereignis und keine Unterhachinger Persönlichkeit ausließ, gerade so, als wollte Hofstetter zum Abschied allen noch einmal die Freude machen, in der Krügelrede vorgekommen zu sein. Denn beim Derblecken gilt bekanntlich das ungeschriebene Gesetz: Nur wer erwähnt wird, ist auch wichtig.

Heilsbringer, die sich wundern

Besonders geehrt fühlen können sich da in diesem Jahr die Grünen, "diese apokalyptischen Wanderprediger", wie Hofstetter sie nannte. Die waren in der eineinhalbstündigen Rede ein Dauerthema des Krügelredners. Er bezeichnete sie als "selbsternannte Heilsbringer", die sich noch wundern werden. Die Unterhachinger Grünen schienen das schon zu ahnen, sagte Hofstetter und übergab ihnen als Beweis für diese These ein Foto von der Plakatierung zur Landtagswahl. Die Grünen hatten unter dem gemeindlichen Wegweise "Zum Friedhof" ihre Botschaft "Wir sind auf dem richtigen Weg" geklebt. "Da müssen wir unsere Plakatierung wohl mal überdenken", meinte Dritte Bürgermeisterin Christine Helming sichtlich amüsiert. Auf jeden Fall, so versprach die Grüne, werde sie das Bild im Büro aufhängen.

Nicht geheuer sind dem Krügelredner aber offenbar nicht nur die Grünen und vor allem deren Frauen, wie Claudia Köhler, die Gleichberechtigung angemahnt hatte, von der man noch meilenweit entfernt sei (Hofstetter: "Ich fürchte inzwischen eher das Gegenteil."). Auch in den CSU-Reihen wittert er weibliche Dominanz, nachdem Sozialministerin Kerstin Schreyer die neue Bürgermeisterkandidatin Renate Fichtinger als tough und typisch weiblich gelobt hatte, eine Kombination, die die CSU brauche. Hofstetter sorgt sich um die Männer im Gemeinderat.

"Sollen sie gegendert werden oder soll in Zukunft die Gemeinde nur von Frauen regiert werden?", fragt er sich. Fichtinger jedenfalls demonstrierte beim Starkbierfest Furchtlosigkeit und griff beherzt zum Schlegel, als es ans Anzapfen ging. Es sei übrigens ihr erstes Fass gewesen, wie sie gestand, als der Zapfhahn nach vier Schlägen und ohne Spritzen saß. Geübt habe sie das nicht, "ich hab mir das nur kurz erklären lassen", sagte die Kandidatin.

© SZ vom 25.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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