Denkmalschutz:Zeugnis vergangener Zeiten

Denkmalschutz: Das denkmalgeschützte Zindlerhaus in Unterföhring: Urspünglich war geplant, dass es einem modernen Kitabau weichen muss.

Das denkmalgeschützte Zindlerhaus in Unterföhring: Urspünglich war geplant, dass es einem modernen Kitabau weichen muss.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein letzter Rest vom alten Unterföhring: Das Zindlerhaus wird kommendes Jahr restauriert. Dabei hatte der Gemeinderat bereits den Abriss des früheren Bahnwärterhäuschens beschlossen.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Was lange währt, wird endlich gut? Vielleicht. Nach fast vier Jahren Stillstand kommt nun Bewegung in eine Sache, die im Sommer 2017 in Unterföhring große Debatten ausgelöst hat. Die Rede ist vom sogenannten Zindlerhaus am Bahnhof. Das frühere Bahnwärterhäuschen hätte eigentlich dem Neubau einer Kindertagesstätte in der künftigen Ortsmitte weichen sollen, bis der Denkmalschutz nach öffentlich geführten Kontroversen in der Gemeinde auf das knapp hundert Jahre alte Gebäude aufmerksam wurde - und es in die Liste schutzwürdiger historischer Objekte aufnahm. 2022 sollen nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderats die Sanierungsarbeiten beginnen. Unterföhring wird für die Instandsetzung des Gebäudes zwischen 700 000 und 800 000 Euro in die Hand nehmen müssen, wie Bauamtsleiter Lothar Kapfenberger bestätigt.

Die Arbeiten am Haus, das im ersten Stock Künstlerateliers beherbergt und dessen Erdgeschoss seit dem Auszug der Caritas-Beratungsstelle vor ein paar Monaten leer steht, müssen Kapfenbergs Worten zufolge ganz sachte ablaufen - "und in enger Abstimmung mit den Denkmalschützern". So müsse man die Gebäudestruktur in jedem Fall erhalten, die historischen Fenster und Türstöcke sollen im besten Fall bleiben, ein Austausch sei nur nach Absprache möglich. Umfassend saniert werden müssen Keller und Speicher, die sich seit langem in trostlosem Zustand befinden. Ein Außenaufzug könne nicht geplant werden, berichtet Kapfenberger, das lasse der Denkmalschutz nicht zu. Barrierefrei wird das Zindlerhaus nach der Generalüberholung werden können. In dieser Hinsicht wolle die Gemeinde aber noch einmal bei der Behörde vorstellig werden, nicht zuletzt deshalb, weil die Etagen nur über ein sehr enges Stiegenhaus verbunden sind.

Der von Grünen-Gemeinderätin Gisela Fischer in der Vergangenheit gemachte Vorschlag eines modernen Anbaus an der Nordseite ist derzeit laut Kapfenberger kein Thema, allerdings nicht gänzlich ausgeschlossen. Aber: "Vorerst muss einmal saniert werden." Unterföhring werde zwar versuchen, Zuschüsse für die umfängliche Schönheitskur für das Zindlerhaus zu bekommen, die Chancen dafür stehen nach Angaben des Bauamtsleiters nicht besonders gut. "Ich glaube nicht, dass Geld kommt, dafür sind wir finanziell zu leistungsfähig."

Vor der Aufnahme in die Denkmalliste stand in Unterföhring lange Zeit der Abbruch des Zindlerhauses im Raum, schlussendlich hat sich der Gemeinderat im Dezember 2017 aber damit abfinden müssen, dass das alte Bahnwärterhäuschen zu erhalten ist. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte das Gebäude ein paar Monate davor als schutzwürdig eingestuft. Dabei war der Abriss eigentlich schon beschlossene Sache - besiegelt durch das Ja der Lokalpolitiker zu den Entwürfen für das Ortszentrum in Bahnhofsnähe im Herbst 2016.

Doch seit dem ersten Spatenstich für die neue Mitte wollte der Ruf nach einem Erhalt des Hauses nicht mehr abebben. Vor allem ältere Unterföhringer kritisierten den Plan des Gemeinderats, das Zindlerhaus abzubrechen und an dieser Stelle gegenüber dem Bahnhofsgebäude einen Ersatzbau für die derzeit an der Föhringer Allee situierte integrative Kindertagesstätte zu errichten. Allen voran Altbürgermeister Franz Schwarz (SPD) und Josef Trundt, der Sprecher der lokalen Agenda. Und auch die SPD-Fraktion ruderte zurück und beantragte im Gemeinderat, dass das Haus stehen bleibt.

Von außen ist das Bauwerk mit seiner gelben Fassade und den grünen Fensterläden inmitten eines großzügigen Gartens hübsch anzusehen und gibt Zeugnis vom alten Unterföhring, vom dem an der Grenze zum Gewerbegebiet östlich der S-Bahn sonst nichts mehr übrig ist. In der Amtszeit von Altbürgermeister Schwarz waren die Räume im Erdgeschoss und die Ateliers im ersten Stock für mehr als 100 000 Euro hergerichtet worden. Im Keller und auf dem Speicher dagegen sieht es bis heute ziemlich trostlos aus: kein Licht, dichte Spinnweben, Moder und Schimmel an den Wänden. Diese Zustände sollen dann im nächsten Jahr endgültig Geschichte sein.

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