Denkmalschutz in Unterföhring:Bahnwärterhäuschen bleibt stehen

Denkmalschutz in Unterföhring: Das mehr als hundert Jahre alte Bahnwärterhaus, das sogenannte Zindlerhaus, am Unterföhringer Bahnhof wird nach der Entscheidung des Denkmalamts nicht dem Bau einer Kindertagesstätte weichen müssen.

Das mehr als hundert Jahre alte Bahnwärterhaus, das sogenannte Zindlerhaus, am Unterföhringer Bahnhof wird nach der Entscheidung des Denkmalamts nicht dem Bau einer Kindertagesstätte weichen müssen.

(Foto: Robert Haas)

Das Landesamt hat das Zindlerhaus in die Denkmalliste aufgenommen. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer rückt deshalb von dem einst einstimmig beschlossenen Abriss ab.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Das Zindlerhaus in Unterföhring bleibt erhalten. Das Landesamt für Denkmalpflege hat das ehemalige Bahnwärterhäuschen, das nach einem Gemeinderatsbeschluss dem Neubau einer Tagesstätte auf dem Grundstück am Bahnhof hätte weichen sollte, in die Denkmalliste aufgenommen.

Sehr zur Freude der im Haus arbeitenden Künstler Maria Ester De la Vega und Zuheir Darwish, die im ersten Stock ihre Ateliers haben, und vor allem älterer Bürger, die sich für den Erhalt des mehr als hundert Jahre alten Gebäudes eingesetzt haben. Der Unterföhringer Gemeinderat wird sich in seiner Sitzung an diesem Donnerstagabend mit der erst jüngst erfolgten Qualifizierung durch die Denkmalschützer beschäftigen.

"Ich muss das akzeptieren", sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU), auch wenn die Aufnahme des Zindlerhauses in den Denkmalliste "unseren einstimmig gefassten Beschluss, dort eine integrative Kinderkrippe zu errichten, konterkariert". Der Gemeinderat müsse sich nun auf die Suche nach einem Alternativstandort machen, so Kemmelmeyer. In der am Donnerstag stattfindenden Sitzung wird es auch um einen Antrag der SPD-Fraktion gehen. Diese hatte sich zwischenzeitlich ihrerseits für den Erhalt des Zindlerhauses ausgesprochen und vorgeschlagen, zu überprüfen, ob die Kita auf dem vom Gemeinderat beschlossenen Grundstück "unter Einbeziehung des bestehenden Gebäudes" errichtet werden kann. Gleichzeitig sollten alternative Standorte im Umgriff des Planungsgebietes für die neue Ortsmitte untersucht werden, so die SPD.

Verzeichnet im Denkmal-Atlas

Das Verfahren des Landesamtes für Denkmalschutz ist nach Angaben einer Sprecherin der Behörde noch nicht ganz abgeschlossen. In der Liste der Denkmäler ist das Zindlerhaus allerdings verzeichnet, ebenso im Denkmal-Atlas mit dem Hinweis: Benehmen nicht hergestellt. Was heißt, dass die Gemeinde sich noch äußern kann. Unterföhrings Bürgermeister Kemmelmeyer jedoch vermittelt den Eindruck, als ob die Kommune an der Entscheidung, das Zindler zu erhalten, nicht mehr rütteln mag. Trotz der Schwierigkeit, die Kita dann womöglich an irgendeinem anderen Platz im Gemeindegebiet bauen zu müssen, wie er sagt.

Auf den Plan gerufen wurden die Denkmalschützer im Mai durch die Diskussion um den Erhalt des Zindlerhauses. Das schmucke Häuschen liegt ganz im Norden des Plangebiets für die künftige Ortsmitte von Unterföhring und sollte dem Neubau einer Kinderkrippe weichen. Der Unterföhringer Gemeinderat hatte den Abriss mit seinem Ja zu den Entwürfen für das Ortszentrum in Bahnhofsnähe im vergangenen Herbst einstimmig besiegelt. Seit dem ersten Spatenstich für die neue Mitte ebbte allerdings der Ruf nach einem Erhalt des Hauses nicht mehr ab. Vor allem ältere Unterföhringer kritisieren den Plan des Gemeinderats, das Zindlerhaus abzubrechen und an dieser Stelle gegenüber dem Bahnhofsgebäude einen Ersatzbau für die derzeit an der Föhringer Allee situierte integrative Kindertagesstätte zu errichten. Allen voran Altbürgermeister Franz Schwarz (SPD) und Josef Trundt, der Sprecher der lokalen Agenda am Ort. Und auch die SPD-Fraktion ruderte zurück und sprach sich für einen Erhalt des Gebäudes aus.

Ein Zeugnis vom alten Unterföhring

Von außen ist das Bauwerk tatsächlich hübsch anzusehen, wie es da mit seiner renovierten gelben Fassade und den grünen Fensterläden in einem großzügigen Garten steht und Zeugnis gibt vom alten Unterföhring, vom dem an der Grenze zum Gewerbegebiet östlich der S-Bahn nichts mehr übrig ist. Die Räume im Erdgeschoss und im ersten Stock sind einladend, seitdem die Gemeinde das Gebäude in der Amtszeit von Franz Schwarz für mehr als 100 000 Euro hat herrichten lassen. Im Keller und auf dem Speicher dagegen sieht es ziemlich trostlos aus: kein Licht, dichte Spinnweben, Moder und Schimmel an den Wänden. Schwarz nennt das Herrichten der Räume im Erdgeschoss und im ersten Stock den "kleinsten gemeinsame Nenner", auf den man sich damals im Gemeinderat habe einigen können.

Nach der Aufnahme in die Denkmalliste wird sich der Gemeinderat darüber Gedanken machen müssen, Keller und Speicher im einstigen Bahnwärterhäuschen zu sanieren, um den inneren Verfall zu stoppen. "Dann ist alles absolut erhaltenswert", so der Bürgermeister.

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