Demografie:So viele Menschen leben und arbeiten im Landkreis München

Lesezeit: 4 min

Gebaut wird im Landkreis allerorten, wie hier in Kirchheim, doch der Zuzug in den Städten und Gemeinden ist sehr unterschiedlich. (Foto: Claus Schunk)

Wo gibt es die meisten Arbeitsplätze? Welche Gemeinden wachsen am stärksten? Und wie viele Menschen werden es 2040 sein? Ein Blick in die neuesten Einwohnerdaten gibt Aufschluss.

Von Iris Hilberth, Landkreis München

Ist der Boom im Landkreis München etwa vorbei? Betrachtet man die neuesten vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) veröffentlichten Daten, könnte man tatsächlich meinen, die Bevölkerungsbewegung habe eine Kehrtwende vollzogen. Stetig ging es in den vergangenen Jahren nach oben mit den Zahlen, doch dann: 2019 wurden 350 473 Einwohner im Landkreis vermerkt, ein Jahr später waren es nur noch 349 685. Was Corona aber offensichtlich ins Minus gekehrt hat, wird in den kommenden Jahren laut Prognose des PV längst wieder wett gemacht: Im Jahr 2040 werden in Bayerns einwohnerstärkstem Landkreis voraussichtlich 374 000 Menschen leben.

Der Planungsverband hinkt mit seinen Veröffentlichungen immer etwas hinterher. So ist das zweite Pandemiejahr 2021 - obwohl seit fünf Monaten Geschichte - in den unlängst veröffentlichten Kreisdaten gar nicht erfasst. Der Blick zurück auf die vergangenen zehn Jahre, der mit diesem Zahlenwerk möglich ist, zeigt aber die eindeutige Kurve zu mehr Bevölkerung und mehr Arbeitsplätzen in der gesamten Region und auch im Landkreis München auf. Von 323 015 Einwohnern im Jahr 2010 ist dieser auf knapp 350 000 angewachsen. Dass das Jahr 2020 ein Minus-Geschäft war, lag an den auffallend weniger Zuzügen aus dem Ausland: Statt mehr als 16 000 wie durchschnittlich in den Jahren zuvor kamen nur knapp 14 000. Dafür aber verließen 1000 Menschen mehr aus Deutschland den Landkreis als zuzogen. Vor allem Einwohner zwischen 18 und 29 Jahren sowie über 50-Jährige kehrten dem Landkreis den Rücken.

Die großen Kommunen sind wieder am stärksten gewachsen, ganz vorne aber liegt das kleine Aying

Am stärksten gewachsen ist prozentual gesehen in den vergangenen zehn Jahren die kleine Gemeinde Aying, nämlich um 22,4 Prozent. 5508 Einwohner wurden im Jahr 2020 registriert. Aber auch Aschheim macht mit 21,5 Prozent einen großen Sprung nach vorne, hier leben inzwischen 9315 Menschen. Einzig Hohenbrunn fiel um 1,6 Prozent zurück, 8815 hatten 2020 hier noch ihre Wohnadresse, 139 weniger als im Jahr 2010. In absoluten Zahlen sind die größten Kommunen am stärksten gewachsen. In Unterhaching kamen 2460 Einwohner dazu, die Gemeinde liegt jetzt bei 25 234. Unterschleißheim bleibt mit 26 824 Spitzenreiter, vor zehn Jahren waren es 2408 weniger. Aber auch Ismaning und Haar haben mittlerweile mehr als 2000 Bürger gegenüber 2010 hinzugewonnen. Neuried (+169), Pullach (+161) und Taufkirchen (+86) verzeichneten ein vergleichsweise geringes Bevölkerungswachstum.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Mit dem Zuzug hat auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt München und im Umland zugenommen. Laut Planungsverband von 2010 bis 2020 um 353 745 Beschäftigte. Das entspricht prozentual einem Wachstum von gut 31 Prozent. Der Anstieg in der Stadt München liegt mit 29,3 Prozent (2010 bis 2020) unter dem des Regionsumlands (+ 33,4), fällt aber in absoluten Zahlen deutlich höher aus (Stadt: 203 446, Umland: 150 299). 60 Prozent der Arbeitsplätze (897 905) gibt es in der Stadt, 40 Prozent (600 943) im Umland. Davon entfallen auf den Landkreis München insgesamt 239 983.

Die meisten Jobs gibt es in Garching, aber in Unterföhring arbeiten doppelt so viele Menschen wie dort leben

Die meisten Arbeitsplätze gibt es in Garching (27 642), wo in den vergangenen zehn Jahre 13 071 dazugekommen - ein Anstieg um fast 90 Prozent. Eine noch höhere Wachstumsrate verzeichnete Taufkirchen mit 99,1 Prozent. Dort arbeiten allerdings wesentlich weniger Menschen, die Zahl der Arbeitsplätze legte seit 2010 um 4675 auf 9391 im Jahr 2020 zu. Am Medienstandort Unterföhring sind sogar 5120 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte hinzugekommen, hier arbeiteten zum Zeitpunkt der Erhebung vor eineinhalb Jahren 22 775 Menschen. Damit ist in der Gemeinde am nördlichen Stadtrand die Arbeitsmarktdichte am höchsten. Hier gibt es 2027 Beschäftigte pro 1000 Einwohner. Der Landkreisdurchschnitt liegt bei 686. Weniger Jobs geworden sind es nur in der Gemeinde Ottobrunn. Hier waren 2010 noch knapp 800 Menschen mehr beschäftigt als 2020 (8651).

Der Immobilienmarkt hat großen Anteil an den 40,6 Milliarden Euro, die im Landkreis München zuletzt innerhalb eines Jahres erwirtschaftet wurden. (Foto: Claus Schunk)

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist seit 2009 in der gesamten Region München um 50,7 Prozent auf 202,74 Milliarden Euro gestiegen. Damit wird in diesem Ballungsraum knapp ein Drittel des gesamten bayerischen BIP (636,22 Milliarden Euro) erwirtschaftet. Auf den Landkreis München entfallen im Jahr 2019 40,64 Milliarden, zehn Jahre zuvor waren es noch 28,63. Auch das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte ist stark gestiegen. 2009 waren es insgesamt 8,78 Milliarden Euro und damit durchschnittlich 27 276 pro Einwohner. 2019 summierte es sich auf 11,31 Milliarden, was durchschnittlich für jeden 32 274 bedeutete.

Enorm zugenommen hat auch die Zahl der Pendler, wobei es bereits 2010 mehr Leute gab, die zum Arbeiten in den Landkreis München kamen als solche, die hinausfuhren. 2020 pendelten 93 755 Menschen aus und 29 507 innerhalb des Landkreises. 187 601 kamen von auswärts.

Am wenigsten Platz haben die Einwohner von Unterhaching und Ottobrunn

Wohnraum ist nach wie vor knapp und teuer. In 2020 wurden in der gesamten Region München 13 550 Wohnungen neu errichtet, davon 1422 im Landkreis München. Die meisten Fertigstellungen gab es in Ismaning (197), in Höhenkirchen-Siegertsbrunn (142), Grünwald (125) und Unterhaching (118). Schlusslicht ist Putzbrunn mit nur einer neuen Wohnung. Allerdings nimmt der Siedlungs- und Verkehrsbereich in einigen Kommunen bereits einen beträchtlichen Anteil der Fläche ein. In Ottobrunn sind es 87,4 Prozent, in Neubiberg 72,7 und in Grünwald 68,8. Ganz anders sieht es in den kleinen ländlicheren Gemeinden Aying (7,4 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche), Sauerlach (8,7) und Straßlach-Dingharting (11,9) aus. In letzterer hat jeder Einwohner und Beschäftigte noch dazu die größte Fläche zu Verfügung, nämlich 853 Quadratmeter. In Brunnthal sind es 605 und in Aying 598. Am engsten zusammenrücken muss man in Unterhaching (147 Quadratmeter pro Einwohner), in Unterföhring (149) und in Ottobrunn (150).

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Flächenverbrauch
:Vergleichsweise bescheiden

Der Landkreis Ebersberg hat zwar das zweitgrößte Bevölkerungswachstum in der Region, dafür einen unterdurchschnittlichen Flächenverbrauch - das könnte zusammenhängen.

Von Wieland Bögel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: